Harburg. Autofahrer müssen mit Baustellen rechnen, auch an der Bremer Straße. Geld steht bereit, aber die Verwaltung hat Mühe, Personal zu finden.

Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und das Bezirksamt Harburg werden bis Ende des Jahres 2020 insgesamt 25 Straßen im Bezirk Hamburg sanieren oder instandsetzen. Bereits von 2015 bis 2017 hat die Stadt den Straßenbau in Harburg vorangetrieben und 32 Straßen erneuert. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des Abgeordneten André Trepoll in der Hamburger Bürgerschaft hervor.

Der Hamburger CDU-Fraktionsvorsitzende, der in Neugraben-Fischbek lebt, hatte sich ausführlich nach der Entwicklung der Straßenverkehrsinfrastruktur in Harburg erkundigt. Grund: Nach Wahrnehmung vieler Menschen seien die Straßen, Fuß- und Radwege in einem „beklagenswerten Zustand“.

Grundsätzlich begrüßt André Trepoll die Investitionen in das Straßen- und Wegenetz in Harburg. Er mahnt aber, strukturelle Fehler zu vermeiden, die seiner Meinung nach der Senat seit Jahren begehe. LSBG und Bezirksamt sollen die Baustellen vernünftig koordinieren. „Sonst kann Harburg der Verkehrsinfarkt drohen“, sagt André Trepoll. Er erinnert an die jüngere Vergangenheit, als zeitgleiche Bauarbeiten auf der A1, A7 und der Bremer Straße den Verkehrsfluss in Harburg empfindlich gestört hatten.

Andre Trepoll  sieht Harburg im Falle schlechter Koordinierung der Baustellen in den Verkehrsinfarkt rutschen
Andre Trepoll sieht Harburg im Falle schlechter Koordinierung der Baustellen in den Verkehrsinfarkt rutschen © Andreas Laible | Andreas Laible

Bei der Sanierung der insgesamt 25 Straßen bis Ende 2020 ist der Landesbetrieb für zehn Straßen verantwortlich. Darunter fallen der Umbau der Straßen in der Harburger Innenstadt zur Veloroute 11 sowie die Sanierung von Streckenabschnitten auf den wichtigen Verkehrsachsen Stader Straße und Bremer Straße – alles Baumaßnahmen, die den Verkehrsfluss voraussichtlich empfindlich beeinträchtigen werden. Der Ausbau des Radverkehrs in Harburgs Zentrum erstreckt sich über 1,8 Kilometer von der Hannoverschen Straße, über die Moorstraße, den Harburger Ring bis Eißendorfer Straße/Knoopstraße. Bei den Straßen, die das Bezirksamt angeht, dürfte vor allem die Fahrbahnsanierung der Schwarzenbergstraße zu Behinderungen im Stadtverkehr führen.

Geld ist vorhanden. Was fehlt, ist das Personal

Was das Straßenbauprogramm in Harburg kosten wird, lässt der Senat in seiner Antwort offen. An der Finanzierung werde die Sanierung der Straßen nicht scheitern. Die „jährlich bereitgestellten Fachmittel“ für Straßen in Harburg seien auskömmlich, heißt es lediglich. Zurzeit sei auch keine Straße in Harburg in so schlechtem Zustand, dass Geschwindigkeitsreduzierungen angeordnet worden seien.

Geld für die geplanten Investitionen in das Straßen- und Wegenetz ist also vorhanden. Woran es fehlt, ist das nötige Personal. Ingenieure täten sich schwer, in Hamburgs Süden eine Stelle anzunehmen. Bewerber aus Wandsbek, Eppendorf oder Altona seien selten, heißt es aus dem Harburger Rathaus. Harburg gelte bei vielen Hamburgern als Wochenendausflugsziel, aber nicht als Arbeitsort. Hinzu komme, dass die begehrten Ingenieure häufig besser bezahlte Angebote in der freien Wirtschaft den Vorteilen einer Anstellung im öffentlichen Dienst vorzögen.

Das Bezirksamt Harburg sucht zurzeit zwei Bauingenieure, um zwei unerwartet frei gewordene Stellen zu besetzen. Bei den vakanten Stellen handelt es sich um die Abschnittsleitung Planung/Entwurf von Stadtstraßen und Hauptsachbearbeitung sowie für die Bauleitung im Harburger Binnenhafen. Nach Angaben des Senats verzögert sich deshalb die geplante Sanierung der Femerlingstraße.

„Wir haben kein Finanzierungsproblem, aber ein Umsetzungsproblem in Hamburg“, sagt André Trepoll. Die adäquate Nachbesetzung von qualifizierten Mitarbeitern sei problematisch. Die CDU mahnt ein wirksames Controlling an. „Wenn personelle Engpässe entstehen, muss schnell gegengesteuert werden“, sagt André Trepoll.

Im Bezirk Harburg ist es offenbar gelungen, die Auswirkungen des knappen Angebots an Ingenieuren auf das Straßenerneuerungsprogramm sehr gering zu halten. Dass sich lediglich die Sanierung der Femerlingstraße verzögert, hält André Trepoll für akzeptabel. Aber: Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer sucht zurzeit acht Projektleiter und übrige Ingenieure für den Straßen- und Brückenbau – wie sich die Vakanz auswirkt, wird sich zeigen.