Winsen. Landkreis rechnet für jeden Einwohner mit 30 bis 35 Kilogramm weniger im Jahr. Gebühren sinken leicht.
Mit der für Anfang 2019 geplanten Einführung der Biotonne soll die Hausmüllmenge im Landkreis Harburg deutlich sinken. „Wir rechnen damit, dass jährlich und pro Kopf 30 bis 35 Kilogramm weniger Hausmüll anfallen. Damit haben wir kalkuliert“, sagte Frank Sameluck, der Leiter des Betriebs Abfallwirtschat der Kreisverwaltung, am Montag dem Abendblatt. Der Bioabfall wird auf einer Anlage der Stadtreinigung Hamburg in Tangstedt vergärt und dann in das Erdgasnetz in Schleswig-Holstein eingespeichert.
Die Haushaltsabfälle haben aber schon zuletzt abgenommen, hat der Zeitungsdienst Südwest (ZdS) recherchiert. Danach sank die Mengen bundesweit in den vergangenen vier Jahren um 1,2 Kilogramm pro Kopf, wie aus den Daten der einzelnen Statistik-Landesämter hervorgeht.
Für den Landkreis Harburg gilt dabei, dass hier sogar knapp elf Kilogramm weniger von jedem Einwohner eingesammelt wurden. „Natürlich wird immer mehr Müll noch weiter verwertet“, sagt Sameluck. Allerdings könne es sich bei der Abnahme auch um „natürliche Schwankungen“ handeln. Derzeit werden im Landkreis jährlich rund 42.000 Tonnen Hausmüll gesammelt.
Die fleißigsten Wertstoffsammler hat der ZdS dabei in Bayern ausgemacht. Sie leben in der Stadt Rosenheim, wo zuletzt 270,8 Kilogramm pro Kopf zusammen kamen, ausgesiebt und zur Wiederverwertung bereitgestellt. Dies gelingt vor allem bei den Verpackungen.
Bei einem Vergleich zwischen den bundesweit 395 Landkreisen ist beim Landkreis Harburg nach der Auswertung der statistischen Zahlen noch Luft nach oben. Jeder Einwohner steuerte 2015 rund 198,8 Kilogramm Haus- und Sperrmüll bei. Dagegen waren es im Kreis Aschaffenburg mit 56,5 Kilogramm pro Kopf. Mit einem Plus von 142,2 Kilogramm im Vergleich zu den Süddeutschen landet Harburg damit auf Platz 267. Die rote Laterne hat Bremerhaven mit 347,2 Kilo Haus- und Sperrmüll pro Kopf.
Bundesweit kamen die Deutschen 2015 auf runde 188 Kilogramm pro Kopf an Haus- und Sperrmüll. Rechnet man noch Bioabfälle und Wertstoffe hinzu, kommen 455 Kilogramm Müll pro Einwohner und eine Gesamtmenge von immerhin 37,4 Millionen Tonnen Müll zusammen.
Haus- und Sperrmüll, dessen Pro-Kopf-Menge sich im Kreis Harburg auf 49.322 Tonnen summierte, ist jedoch nur ein Teil des Müllbergs, der in den Haushalten anfällt. Die Gesamttonnage aller dieser Abfälle lag bei 123.400 Tonnen. Das komplette Aufkommen betrug 2015 rund 497,3 Kilo pro Kopf. Im Jahr 2012 hatte der Pro-Kopf-Wert noch bei 508,1 Kilogramm gelegen.
Warum die Menschen unterschiedlich viel Hausmüll in ihren Tonnen werfen, sei schwierig zu beantworten, sagt Teja Banzhaf vom Zeitungsdienst. Klar ist aber, dass zuständige Städte und Landkreise nach unterschiedlichen Systemen entsorgen. Beispiele sind: Gelbe Tonne, Gelbe Säcke für Plastikreste, Graue Tonne, Blaue Tonne für Papier, Grüne Tonne, Braune Tonne, Heimkomposter, Glascontainer oder Wertstoffhöfe.
Während in der einen Stadt nach Grün-, Braun- und Weißglas, nach Altpapier, Rest-, Bio- und Plastikmüll getrennt werde, favorisiere man in anderen Bereichen die Methode „Flach und rund’’. Dort lande Papier zwischen Plastikfolien und Tetrapaks und Glas jeder Farbe zwischen Dosen und Verpackungen. Die Papiertonne fungiere manchmal zugleich als Kombitonne für Altkleider.
Klar ist: Mit dem Wechsel zur Biotonne zum 15. April 2019 werden die Kosten für die Verwertung des Restmülls für den Landkreis um etwa die Hälfte sinken. „Derzeit zahlen wird rund 200 Euro für die Tonne, das werden künftig noch 100 Euro sein“, sagt Sameluck. Allerdings lässt sich das nicht direkt auf die Gebühren (siehe Infokasten) umrechnen. Günstiger wird es aber doch.
Neue Gebühren
Im Landkreis wird eine 60-Liter Biotonne bei 14-tägiger Abfuhr im Kombination mit einer von 80 auf 60 Liter reduzierten Restabfalltonne einschließlich der Grundgebühr 136,62 Euro im Jahr kosten. Das sind im Vergleich zur jetzigen Gebühr (ohne Biotonne) von 154,34 Euro knapp zwölf Prozent weniger. Nimmt ein Bürger eine 120-Liter-Biotonne unter sonst gleichen Bedingungen, zahlt er 152,91 Euro – immer noch knapp ein Prozent weniger als zuvor.