Meckelfeld . Familie Gernand aus Hessen macht Zwischenstation bei den Schwiegereltern in Meckelfeld. Als sie weiter will, sind Auto und Gepäck weg

Dies ist eine Geschichte, wie sie niemand auf seiner Urlaubsreise erleben will: Es ist Sonntagmorgen, 9.20 Uhr. Oliver und Petra Gernand sitzen mit ihren Kindern Ornellaia (9) und Octavian (7) bei ihren Schwiegereltern in Meckelfeld am Frühstückstisch. Die Familie aus Erlensee im Main-Kinzig-Kreis in Hessen ist mit dem Auto unterwegs in den Sommerurlaub. Zusammen mit den Schwiegereltern soll es gleich losgehen, auf die Nordseeinsel Amrum.

Doch daraus wird nichts: Als sich Oliver Gernand den kleinen Koffer mit Übernachtunsutensilien schnappt, um ihn ins Auto zu laden, ist der Wagen nicht mehr da. Der schwarze Ford Galaxy, den er nachmittags direkt vor dem Haus im Alten Kirchweg geparkt hatte, wurde gestohlen. „Ich stand da, mit dem Koffer in der Hand, und dachte, ich träume“, sagt der Familienvater. Als er wieder hinauf geht, in die Wohnung der Schwiegereltern im zweiten Stock, fragt er seine Frau, ob sie den Wagen am Vorabend womöglich umgeparkt hat, nachdem sie noch ein Schlaftierchen aus dem Auto geholt hatte. „Sie sagte ,Nein’. Da sagte ich: ,Dann ist der Wagen geklaut.’

Petra Gernand schaut ihren Mann fassungslos an. „Das ist jetzt ein schlechter Scherz“, sagt sie. „Nein, der Wagen ist weg.“ Die Urlaubspläne der Familie sind komplett durcheinandergewirbelt. Ihr Ford Galaxy war mit Urlaubsgepäck voll beladen. Sämtliche Spielsachen der Kinder für einen schönen Strandurlaub waren darin, ihre Kuscheltiere, Badesachen, alles futsch.

„Was sind das bloß für Menschen, die so etwas tun?“, fragt Oliver Gernand. „Es war eine richtige Familienkutsche. Ich verstehe nicht, was in den Leuten vorgeht. Kinder beklauen? Ihre Sachen wegnehmen, in denen ihre Erfahrungen stecken? Das tut man nicht!“

Plötzlich steht die Familie mit leeren Händen da. Sie überlegen. Aber statt den Urlaub abzubrechen, entschließen sich die Gernands, die Reise an die Nordsee mit dem Zug fortzusetzen. Sie bleiben eine weitere Nacht in Meckelfeld. Tausend Dinge sind zu regeln: Anzeige bei der Polizei erstatten, Versicherungsangelegenheiten, die Fährtickets nach Amrum umbuchen. Bahntickets für alle besorgen. Und einkaufen: Kleidung für die Eltern und die Kinder, Körperpflege und so weiter.. „Wir haben das Nötigste gekauft. Neue Windjacken, Unterwäsche, Socken, Badezeug, Freizeitkleidung. Bei C&A“, sagt Gernand.

Mit einem Tag Verspätung reist die Familie mit der Bahn nach Dagebüll. Die Schwiegereltern fahren mit dem neuen Gepäck in ihrem Kombi voraus.

Für die Kinder ist es das erste Mal, dass sie eine Zugreise machen. „Sie fanden es toll“, sagt der Familienvater, als der Zug mit einer Stunde Verspätung in Dagebüll eintrifft. In einer halben Stunde geht die letzte Fähre, die sie wohlbehalten auf die Insel bringt. „Es ist schmerzhaft, dass der Wagen mit all den Sachen weg ist. Er war erst ein Jahr alt“, sagt Oliver Gernand. „Aber wir sagen uns, es hätte viel schlimmer kommen können. Wir sind alle gesund! Es tut weh, aber es sind nur Dinge, von denen man sich verabschieden muss. Für die Kinder ist das aber nicht so leicht.“

Wie die Autodiebe den Ford geknackt haben, ist unklar. Fest steht, dass das Auto mit „Keyless Go“ ausgestattet war. Damit öffnet und startet das Auto per Funk, wenn sich der Besitzer nähert. Das moderne System gilt als anfällig, da der Autoschlüssel mit Hilfe eines Scanners von Autodieben kopiert werden kann. „Vermutlich konnten die Täter so das Fahrzeug öffnen und starten“, sagt Polizeisprecher Jan Krüger. Der Wert des Ford Galaxy mit der Nummer MKK-OG 888 wird auf 34.000 Euro geschätzt.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Diebe den Schlüssel kopiert haben, als wir nachmittags in Meckelfeld angekommen sind“, sagt der Familienvater, der als Computerfachmann in einer IT-Firma arbeitet. In der Nacht lag der Autoschlüssel auf einer Kommode im zweiten Obergeschoss. Wie jedes Jahr, wenn die Gernands auf dem Weg in die Ferien Station in Meckelfeld gemacht haben. Inzwischen hat die Familie die erste Nacht im Ferienhaus in Wittdün hinter sich. „Unsere Tochter hatte einen Alptraum. Sie hat bei uns geschlafen“, berichtet Oliver Gernand. Gestern Mittag ging die Familie an den Strand. Damit begann für sie endlich der ersehnte Urlaub.