Harburg. Fahrzeuge sind auf Lärm getrimmt – Politik und Polizei wollen gegen wildes Parken und „Cruisen“ vorgehen
Parken vor der Shisha-Bar in der Fußgängerzone vor dem Harburger Rathaus, den Motor aufheulen lassen, auch nachts um zwei Uhr. Im Vollgas von einer Ampel zur nächsten, im Rennen mit sich selbst und dem roten Ampellicht. Die Harburger Innenstadt entwickelt sich zu einer Bühne der Autoposer. Das sind meist junge Männer, die sich in mattierten und verchromten, teuren Sportwagen oder getunten Autos inszenieren – am liebsten mit laut dröhnendem Motor. Einige von ihnen kommen auch aus dem Landkreis Harburg.
Das Phänomen ist in vielen Städten Deutschlands bekannt. „Seit längerer Zeit fallen in Hamburg bestimmte Gruppen von Autofahrern durch exzessives Fahrverhalten auf. Durchdrehende Räder, aufheulende Motoren, kurzfristiges Beschleunigen verursachen dabei überflüssigen Lärm und belästigen Anwohner und Passanten“, beschreibt die Hamburger Polizei das Gebaren der PS-Poser. Nach Erkenntnis der Polizei seien die Fahrer der „technisch auf Lärm getrimmten“, hochmotorisierten Sportwagen überwiegend junge Männer, die mit ihrem Verhalten Freunde, Bekannte oder das zufällig vorbeikommendes Publikum beeindrucken wollen. Seit der Eröffnung einer zusätzlichen Shisha-Bar am Harburger Rathausplatz zeigt sich das Phänomen auch in der Harburger Innenstadt. Auffallend rücksichtslos und laut inszeniert sich der Fahrer eines weißen Lamborghini mit Hamburger Kennzeichen. Die 610 PS seines V10-Saugmotors aufheulen zu lassen, gehört zu seinem Fahrstil, gerne in der Nacht. Regelmäßig fährt er die Fußgängerzone der Harburger Rathausstraße entlang, um unmittelbar vor der Shisha-Bar seinen Sportwagen demonstrativ im absoluten Halteverbot stehen zu lassen. Das Parken auf dem Behindertenparkplatz in der Straße Krummholzberg nahe der Billard-Bar ist offenbar ein weiterer Ausdruck seiner Lebensart. Seit etwa zwei Monaten fegt auch ein bonbonblaumetallic lackierter Lamborghini mit arabischem Kennzeichen über die Straßen in der Harburger Innenstadt. Das kurzfristige Beschleunigen ist seine Lieblingsbeschäftigung. Mittlerweile beschäftigt sich deshalb auch die Harburger Bezirksversammlung mit dem Phänomen. Die Neuen Liberalen haben wegen Bürgerbeschwerden, und weil sie den Harburger Rathausplatz als repräsentativen Vorplatz beeinträchtigt sehen, eine Anfrage an das Bezirksamt gestellt. Das Bezirksamt hat die Polizei gebeten, gegen illegales Parken am Harburger Rathausplatz verstärkt vorzugehen. „An einigen erkannten Treffpunkten stellt sich die Polizei mit gezielten Kontrollen der Fahrzeuge und Geschwindigkeitsüberwachungen auf dieses Phänomen ein“, sagt Polizeisprecher Florian Abbenseth. Durch die hohe Mobilität der Fahrzeugführer sei es aber nicht möglich, alle Örtlichkeiten abzudecken.