Winsen. Start-up Ecapbaut Autos aller Typen zu E-Mobilen um. Firma bezieht neue Halle im Gewerbegebiet Luhdorf.

Nur zwei neue Instrumente zieren das Cockpit aus den 80er-Jahren. Eines für den Ladungszustand der Batterie und eines für die Temperatur des Motors. Der ist neu mit der zentralen Batterie hinten unter einer verschraubten Platte. Der elektrische Antrieb des DeLorean beschleunigt die Flunder leichtfüßig bis auf 200 km/h.

Im Innern sind nur die Wind- und Reifengeräusche zu hören. „Der neu motorisierte Wagen bleibt dabei ein Oldtimer mit Schaltgetriebe und ohne Servolenkung“, sagt Philip Wagemann, Betriebsleiter bei der Winsener Firma E-Cap, die den DeLorean im Gewerbegebiet Luhdorf zum Elektroauto machte.

Der Sportwagen, bekannt aus den drei Filmen „Zurück in die Zukunft“ (siehe Infokasten), ist das Markenzeichen und Vorführobjekt der Start-up-Firma. Im Grunde ein Symbol für einen Schritt voran in die Zukunft der Elektromobilität. Angetrieben von Dirk Lehmann, dem Chef der weltweit agierenden Schiffstechnikfirma Becker Marine Systems mit Zentrale in Harburg.

Ihm gehört nicht nur der DeLorean und ein umgerüsteter Holder-Trecker für den Umzug beim Scharmbecker Erntefest, sondern er ist der auch Hauptgesellschafter von E-Cap. Die Firma baut jetzt ihr Geschäft aus. Denn nach dem für Anfang nächster Woche geplanten Umzug in eine neue, knapp 1000 Quadratmeter große Halle mit fünf Hebebühnen, Schlosserei und E-Werkstatt soll verstärkt für industrielle Kunden gearbeitet werden.

Der DeLorean ist ein Coupé, das von Frühjahr 1981 bis Ende 1982 in Nordirland gebaut wurde. Der Wagen hatten einen 2,8 Liter Motor und war bis zu 198 km/h schnell. Diese Geschwindigkeit erreicht auch das E-Mobil
Der DeLorean ist ein Coupé, das von Frühjahr 1981 bis Ende 1982 in Nordirland gebaut wurde. Der Wagen hatten einen 2,8 Liter Motor und war bis zu 198 km/h schnell. Diese Geschwindigkeit erreicht auch das E-Mobil © HA | Rolf Zamponi

Die ersten Prototypen für gewerbliche Kunden konnten in der bisherigen Halle direkt gegenüber immerhin schon realisiert werden. So wurden für einen Achsenhersteller aus der Nähe von Köln sieben 7,5 Tonnen mit Elektromototen ausgerüstet. Sie könne nun auch sensible Innenstadtbereiche ohne Einschränkungen befahren. Auch ein Radlader für einen geheimgehaltenen Auftraggeber steht nun unter Strom.

„Beiden Firmen vermitteln wir auch das Know how für solche Umrüstaktionen. So können sie künftig selbst Fahrzeuge mit Elektroantrieb bauen“, sagt Wagemann. Der gelernte Elektroinstallateur, der sich derzeit zum staatlich geprüften Techniker für Mechatronik weiterbildet, ist überzeugt: „Vor allem Kunden aus der Industrie treiben derzeit die E-Mobilität voran.“

Die neue Halle im Winsener Gewerbegebiet Luhdorf teilt sich E-Cap mit Becker Marine Systems. Die Firma des Unternehmers Dirk Lehmann will dort innovative Batteriesysteme für die internationale Schifffahrt herstellen
Die neue Halle im Winsener Gewerbegebiet Luhdorf teilt sich E-Cap mit Becker Marine Systems. Die Firma des Unternehmers Dirk Lehmann will dort innovative Batteriesysteme für die internationale Schifffahrt herstellen © HA | Rolf Zamponi

Bislang hatte sich E-Cap schon aus Platzgründen vor allem auf Aufträge von Privatleuten konzentriert. Umgerüstet auf die leiste Elektrokraft wurden beispielsweise ein Porsche Boxster und ein Porsche 996, beides Cabrios, aber auch VW Käfer oder ein Aufsitzrasenmäher. Um die 50 Fahrzeuge, schätzt Wagemann, sind es inzwischen geworden. „Unser Kunden sind Idealisten, Ökos oder auch Liebhaber, die ihre Wagen künftig elektrisch fahren wollen“, sagt der Winsener Betriebsleiter.

Zu den Auftraggebern gehörte etwa ein Blogger, die mit seinem E-Käfer von Feuerland nach Alaska fahren will oder auch der Besitzer eines Landrover, der nun als Bimmelbahn Wagen mit Ausflüglern in Bad Oeynhausen zieht. Zwei umgebaute Trabis bietet ein Berliner Unternehmer für Stadtrundfahren in der Hauptstadt an. „Wir können im Grunde jedes Auto umrüsten“, versichert Wagemann.

Ein Dachdecker und ein Bau-Spengler haben dies genutzt, um ihre Firmenwagen nicht nur mit Elektromotoren auszurüsten, sondern gleich auch noch daran gedacht, den Gleichstrom in Wechselstrom umzupolen. Dann können vom Wagen aus Werkzeuge mit Strom versorgt werden.

Nur ganz billig sind die Arbeiten eben nicht. So beträgt selbst für einen Fiat 500 der Komplettpreis um die 24.000 Euro. Der Umbau eines VW Touran schlägt mit mehr als 52.000 Euro zu Buche. Mit den Elektroautos lässt sich auf der Autobahn durchaus mithalten. Allerdings liegt die Reichweite je nach Größe der Batterie meist nur zwischen 100 und 200 Kilometern.

Zwar bremsen die Einbaupreise oft noch den Enthusiasmus der Kunden. Dennoch kommen genug Aufträge herein, um E-Cap gut auszulasten. Bis zum September reicht die Orderliste. „Aber wir nehmen natürlich weiter Aufträge entgegen“, sagt Wagemann. Klar ist: Für alle Aufträge sind die neun Monteure in der Werkstatt zu wenig. E-Cap sucht nicht nur einen Werkstattleiter, sondern auch Kfz-Mechatroniker oder autoaffine Elektriker sowie einen Programmierer für die Fahrzeugsteuerung (Can-Bus). Ziel ist es, mit den neuen Mannschaft die Umbauzeiten von fünf auf vier Wochen zu reduzieren.

„Wir sehen die Perspektiven am Markt und glauben an das zukunftsweisende Konzept der Elektromobilität. Daher wollen in naher Zukunft unsere Mannschaft verdoppelt“, sagte Wagemann. Platz genug ist dafür künftig in der Messerschmittstraße. Die neue Hallen ist auf 40 Arbeitsplätze ausgelegt.

Wer Interesse an einer Beschäftigung bei E-cap hat, kann sich an Beate Swenson wenden. Swenson ist unter der E-Mail-Adresse bsw@ecap-mobility.com zu erreichen. Die Zeitmaschine

Der DeLorean wurde durch die Science-Fiction-Film-Trilogie „Zurück in die Zukunft“bekannt. Sie zeigt die Zeitreisen des Jugendlichen Marty McFly (Michael J. Fox) und seines Freundes Dr. Emmett L. „Doc“ Brown (Christopher Lloyd). Brown baute die Zeitmaschine aus einem DeLorean, da er den Wagen als stilvoll empfand.

Kernstück der Zeitmaschine war der Fluxkompensator. Er besteht aus einem Kasten mit drei länglichen, blinkenden Glasröhrchen hinter einer Glasscheibe. Brown hatte ihn erfunden, als er beim Aufhängen einer Uhr in seinem Badezimmer von der Schüssel seiner Toilette abrutschte und mit dem Kopf aufschlug.