Wilstorf. Eisspeicherheizungen am Reeseberg in Wilstorf sollen einen Beitrag zur Energiewende in Norddeutschland leisten.
Am Reeseberg in Wilstorf werden neuartige Eisspeicherheizungen gebaut. Der Eisenbahnbauverein Harburg (EBV) hat diese deutschlandweit neuartige Projekt als Beitrag zur Norddeutschen Energiewende (NEW) 4.0 gestartet. Ziel ist, überschüssige regenerative Energie wie Solar- und Windenergie zu speichern und effizienter zu nutzen.
Eisspeicherheizungen ziehen ihre Wärme aus der Kristallisierungsenergie, wenn Wasser gefriert. Dies passiert meist in jahreszeitlich bedingten Intervallen. Im Winter wird Wärme erzeugt indem das Wasser gefroren wird, und im Sommer wird es wieder aufgetaut. In herkömmlichen Eisspeicherheizungen geschieht dies meist mit Hilfe von Sonnenenergie, die durch Photovoltaikanlagen erzeugt wird. Diese sind jedoch oft teuer und müssen zusätzlich angeschafft werden.
In dem neuen Projekt wird stattdessen das Tauchsiederprinzip verwendet, welches deutschlandweit bisher ein Unikat ist. Das Eis wird mit überschüssiger regenerativer Energie aufgetaut, die zum Beispiel durch Windräder in der Nordsee entsteht. Im Sommer werden die Windräder häufig abgeschaltet, weil es einen Überschuss an Energie gibt, der nicht sofort verbraucht oder gespeichert werden kann. Durch die Eisspeicherheizungen ist es nun möglich, mit dieser überschüssigen Energie im Winter zu heizen.
„Das ist so, als hätte man indirekt eine riesige Windanlage hier stehen“, sagt Bernd Schwarzfeld vom Planungsbüro BZE, das verantwortlich für die Umsetzung der Eisspeicherheizung ist. Die Wärmepumpe sei sehr effektiv, denn bei der Umwandlung in Wärme verfünffache sie die Strommenge pro Stunde. Bei einer normalen Stromheizung sei das Verhältnis eins zu eins. Die Eisspeicherheizungen sind deswegen nicht nur effizient, sondern auch kostengünstig. Schwarzfeld nennt die Paarung der Eisspeicherheizungen mit überschüssiger regenerativer Energie eine „thermodynamische Hochzeit“.
Das Projekt der Eisspeicherheizungen läuft unter dem Modellprojekt NEW 4.0, und soll in den nächsten vier Jahren Aufschluss darüber geben, wie die Eisspeicherheizung Teil der Energiewende in Norddeutschland werden kann.
Mit diesen neuartigen Eisspeicherheizungen kann – gegenüber herkömmlichen Heizungen – ungefähr 80 Prozent an CO2 eingespart werden. Dies stelle einen weiteren Schritt im Kampf gegen den Klimawandel dar, meint Joachim Bode, Vorstand des EBV. „Ziel ist es, aus dem Projekt für die Zukunft zu lernen und unter anderem Politiker davon zu überzeugen“ sagt Bode.
Bis 2019 werden abschnittsweise 451 Wohnungen am Reeseberg an die Eisspeicherheizungen angeschlossen. Die Gesamtinvestitionen betragen rund sieben Millionen Euro, eine Förderung erhält der EBV dafür nicht. Die Bauarbeiten haben bereits mit den Häusern Reeseberg 177a bis 181c sowie 175 und 175a gestartet. Insgesamt werden vier Eisspeicherheizungen gebaut, die alle Wohnungen mit Wärme versorgen sollen. „Darüber sind wir sehr froh“, sagt eine Anwohnerin. Durch die Umstellung sollen circa 30 Prozent weniger Heizkosten anfallen.