Marmstorf. Lehrer, Schüler, Eltern und Freunde feiern an diesem Wochenende ein großes Fest. Senator Thies Rabe kommt, um persönlich zu gratulieren.
Die Geschichte der Schule Marmstorf beginnt 1667. Aus dem Jahr stammt der Eintrag aus dem „Erbregister vor dem fürstlich Braunschweig-Lüneburgischen Ampte Haarburg“, in dem erstmals erwähnt wird, dass Marmstorf einen „Schulmeister und für selbigen eine eigene Schule im Dorfe habe, halten selbigen mit den Beckedorffern, Lühradern und Appelnbüttelern gemein, geben vor jedem Schüler wochentlig einen Schill“. 350 Jahre liegt das zurück.
Die Schule Marmstorf am Ernst-Bergeest-Weg 54 gehört damit zu den ältesten im Bezirk Harburg. Und das wird gefeiert, mit einem großen Fest, das morgen um 12 Uhr beginnt, und einem prominenten Gast: Schulsenator Ties Rabe (SPD) kommt, um persönlich zu gratulieren.
„Wir feiern mit viel Tamtam und Überraschungen“ schreibt die Schule in ihrer Einladung. Die Vorbereitungen laufen schon seit Monaten. Tanja Gutsch (Fachleitung Musik) hat sogar ein eigenes Schullied geschrieben, morgen ist Uraufführung. „Hier wird gelernt, gespielt und gelacht, zusamm’ gesungen und Musik gemacht. Gemeinschaft ist hier nicht nur ein Wort, allein ist niemand an diesem Ort“, heißt es in einer Strophe. Eine Beschreibung ganz nach dem Geschmack von Dirk Vogt-Lahr, der die Schule seit Februar 2015 leitet, und sagt: „Das ist hier noch ein Stück heile Welt.“
Eine Welt aus insgesamt 19 Vor- und Grundschulklassen, die von 410 Kindern sowie 30 Lehrern bevölkert wird und die auf drei Säulen steht. Schulleiter Vogt-Lahr nennt sie die drei „M“. Sie stehen für Musik, MINT und Miteinander.
Chor und Schulorchester haben an der Marmstorfer Schule eine lange Tradition. Jedes Kind, das Freude an Musik hat, soll auch die Chance bekommen, ein Instrument zu spielen. Dank des sogenannten Instrumentenkarussells ist es möglich, unterschiedliche Instrumente auszuleihen und nach Herzenslust auszuprobieren.
Dabei setzt die Schule auf enge Zusammenarbeit mit der Staatlichen Jugendmusikschule, externen Instrumentallehrern sowie dem Schülerorchester Marmstorf. Alle zwei Jahre stellen Musiklehrer beim sogenannten Instrumentenkarussell ihre Instrumente vor. Kinder, die daran kein Interesse haben, sondern lieber singen, können von Klasse 3 an beim Schulchor „Marmstorfer Musikmäuse“ mitmachen.
Weiter schärfen möchte Dirk Vogt-Lahr künftig die MINT-Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Längst arbeiten die Schüler mit der Internet-ABC-Schule. Dabei handelt es sich um ein Lern- und Mitmach-Portal für Kinder von 5 bis 12 Jahren. Schüler der 3. und 4. Klassen lernen in vier Einheiten spielerisch und kindgerecht den sicheren Umgang mit dem Internet.
Ein Gegenpol dazu ist der Naturerlebnispfad, der der Schule Marmstorf das Prädikat Naturschule sichert. Gemeinsam haben Schüler und Eltern unter anderem eine Hecke angelegt. Als nächstes ist ein Insektenhotel geplant.
Das dritte M steht für Miteinander und schließt sowohl die für alle geltenden Verhaltensregeln ein als auch den engen Kontakt zu Eltern sowie die Verzahnung mit der Nachbarschaft, die Vogt-Lahr weiter forcieren möchte. Regelmäßige Besuche im Haus am Frankenberg sind für die Schüler längst selbstverständlich. Einmal im Monat statten sie den Senioren dort einen Besuch ab, basteln oder singen mit ihnen.
Qualität setzt sich durch. Die Arbeit, die die Schule leistet, wird jedenfalls gewürdigt. Steigende Anmeldezahlen belegen das. Entsprechende werde die erste Klasse vom kommenden Schuljahr an fünfzügig geführt, sagt Dirk Vogt-Lahr. Sein erklärtes Ziel: „Die Kinder sollen mit Freude hierher kommen.“
Die äußeren Bedingungen bilden dafür eine nahezu ideale Basis. Auf dem großen Schulgelände befinden sich neben dem Haupthaus vier Gebäude für je vier Klassen. In der Mitte steht die 2004 errichtete Pausenmehrzweckhalle mit großer Bühne und eigenem Konzertflügel. Zudem gibt es eine Sporthalle, einen Sportplatz, drei Spielflächen und sogar ein kleines Waldgrundstück mit Spielwiese und Spielplatz.
Im eigens zum Jubiläum komponierten Schullied heißt es: „Im Süden Hamburgs sind wir zuhaus und uns’re Schule sieht wunderschön aus: Mit großem Sportplatz, mit Rasen und Wald, viel Platz zum Spielen und wenig Asphalt.“ Regelrecht schwärmerisch hört sich auch an, was Dirk Vogt-Lahr über das Schulleben sagt: „Es ist wie eine Insel.“ Allerdings keine, die sich abschottet, das ist Vogt-Lahr wichtig. Der Blick über den Tellerrand ist da.
Das versteht sich allein schon aus seiner persönlichen Vita. Unter anderem hat er acht Jahre land die Deutsche Schule in Sao Paulo/Brasilien geleitet. Davon profitieren jetzt die Kinder der Schule Marmstorf. Per Skype tauschten sich die Vorschüler mit denen im 10.150 Kilometer entfernten Sao Paulo aus. Ein Ereignis, von denen die Kinder immer noch schwärmen. Klar, dass bei der Gelegenheit auch gesungen wurde: „Mein Hut der hat drei Ecken.“
Die Chronik
1667 – In einer Chronik wird erwähnt, dass das an der Heerstraße von Harburg nach Soltau und dem Stift Verden gelegene Marmstorf „einen Schulmeister und für selbigen eine eigene Schule im Dorfe“ habe.
1800 – In Marmstorf gibt es neun Bauernhöfe.
1814 – Am 29. März wird Marmstorf während der Besetzung durch napoleonische Truppen vollständig eingeäschert. Lediglich ein Haus (Knupper) bleibt stehen.
1850 – am Dorfteich wird das eingeschossige Schulgebäude gebaut. 16 Bauernfamilien leben in Marmstorf.
1878 – 96 – Kinder besuchen die Schule, 50 Jungen und 46 Mädchen. Die Schule hat ein Klassenzimmer und eine Lehrerwohnung.
1879 – Am 15. April stirbt Schulvorsteher Ernst Bergeest. Nachfolger wird Heinrich Martens.
1898 – Das alte Schulgebäude wird abgerissen, ein neues gebaut und ein zweiter Lehrer angestellt.
1909 – Am 11. August beziehen 140 Kinder die neue Schule am Lürader Weg zwischen Dorfteich und Linnenberg.
1927 – In Marmstorf wird eine Gas- und Wasserleitung verlegt. Jetzt gibt es auch elektrische Beleuchtung.
1928 – Die erste Busverbindung wird geschaffen. In der Schule werden 68 Kinder in drei Klassen unterrichtet.
1931 – Die Schule wird an die Harburger Wasserleitung angeschlossen.
1938 – 280 Schüler werden in sieben Klassen unterrichtet. Der heutige Altbau entsteht auf einem großen Feld.
1939 – Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wird die Schule geschlossen, sie dient nun Soldaten als Unterkunft. Später wird sie als Krankenhaus genutzt.
1945 – Der Unterricht der Kinder wird wieder aufgenommen.
1948 – Ab 5. Mai wird der Altbau wieder als Schule genutzt. In Selbsthilfe wird das Gebäude am Dorfteich hergerichtet.
1954 – Die Schule hat jetzt 15 Klassen, aber nur sieben Räume. Es gibt Schichtunterricht, die Schülerschaft wird in zwei Hälften aufgeteilt und nacheinander unterrichtet.
1956 – Der Anbau entsteht (heute Werk-, Musik- und Tonräume). Der Eingang wird verlegt, ein Lehrerzimmer eingerichtet sowie ein Raum für Physik und Chemie für die höheren Klassen.
1963 – Am 13. November ist Richtfest für die Blöcke A, B, C und die Turnhalle.
1966 – Einzelne Klassen haben bis zu 44 Schüler. Das Schulgebäude am Dorfteich wird wieder genutzt, die 7. Klasse abgeschafft. Block D wird gebaut.
1972 – Die Schule ist mittlerweile die größte Grundschule mit Beobachtungsstufe im Schulkreis Harburg: In 28 Klassen werden mehr als 900 Kinder unterrichtet. Zudem gibt es einen Kindergarten.
1973 – Am 1. Juni Übergabe des Sportplatzes an die Schule.
1977 – Der Standort am Dorfteich wird wieder aufgegeben.
1980 – Pillenknick: Die Schülerzahlen sinken, Lehrer wechseln an andere Schulen.
1984 – Die Schule wird zu einer reinen Grundschule.
2006 – Die Schule wird komplett saniert, die Pausenmehrzweckhalle fertig.
2013 – Am 1. August wird die Schule Ganztagsschule.