Buchholz. Wind und Wetterhaben Waldböden in der Region in weiten Teilen ausgedörrt. 20 Kameras spüren selbst kleine Feuer auf.

Das warme und trockene Wetter im Mai hat die Waldbrandgefahr in den Harburger Forsten und den angrenzenden Gebieten in der Nordheide drastisch erhöht. Vor allem die Gegend um Buchholz und Undeloh mit der Heimbucher Heide, Heimbucher Sand und die großen Heidewaldflächen bei Lüneburg sind gefährdet. Fachleute warnen vor Waldbrandgefahr und rufen zu erhöhter Wachsamkeit auf.

Bereits Mitte des Monats galt im Landkreis Harburg kurzfristig die Kategorie 4: hohe Gefahr. In den kommenden Tagen sei erneut mit einer Erhöhung der Werte zu rechnen, heißt es in der Waldbrandüberwachungszentrale in Lüneburg. Auch in den angrenzenden Bereichen Celle und Soltau – beliebte Ziele für Ausflügler und Kurzurlauber – steige das Risiko für Brände.

„In den lichten Kiefernwäldern ist die Waldbrandgefahr besonders hoch“, sagt Reiner Baumgart, Sprecher der Niedersächsischen Landesforsten. Jeder, der sich dort aufhält, müsse darauf achten, nicht aus Versehen ein Feuer zu entfachen. Etwa durch Funkenflug beim Grillen in der Nähe des Waldes. Oder beim Wegwerfen von Zigarettenkippen.

Wind und Wetter haben den Waldböden in den vergangenen Wochen stark zugesetzt und sie in weiten Teilen ausgedörrt. Das frische Grün an den Blättern der Bäume dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, betont der Fachmann. Seit Beginn der Trockenperiode vor gut zwei Wochen ist die Waldbrandzentrale ständig besetzt. Hier laufen alle Bilder und Daten von 20 Überwachungskameras aus insgesamt sechs Landkreisen zusammen. Fachleute werten das Material aus: An fünf Bildschirmen überwachen sie alle Wälder in Nordost-Niedersachsen. „Damit ist bei Bedarf eine sehr schnelle Alarmierung der Feuerwehr möglich“, sagt Baumgart.

Ziel sei es, Waldbrände möglichst früh zu erkennen und rasch zu lokalisieren, um sie erfolgreich bekämpfen zu können. „Die Entwicklung größerer Brände soll verhindert und Schäden für Mensch und Natur so gering wie möglich gehalten werden.“ Spezialkameras können kilometerweit in die Wälder hineinschauen. „Dann gucken wir selbst tief in die Nachbarländer“, sagt Baumgart. „Und wir geben Bescheid, falls es bei ihnen brennt.“

In diesem Jahr gab es in Lüneburg bereits mehr als 70 Brandmeldungen. Darunter war aber nur ein einziger echter Waldbrand in Bispingen. Denn die Kameras lösen auch aus, wenn bei militärischen Schießübungen kleinere Feuer entstehen. „Das war in mehr als 80 Prozent der Meldungen der Fall“, sagt Baumgart. Nennenswerte Schäden gebe es durch solche kleinen Feuer aber nicht. Die häufigste Ursache für Waldbrände sind achtlos aus dem Auto geschnippte Zigarettenkippen. „Das ist der Klassiker“, sagt Baumgart. „Wenn eine trockene Böschung an der Straße Feuer fängt, können die lodernden Flammen schnell auf den angrenzenden Wald übergreifen. Darin liegt eine große Gefahr.“

Dass sich ein Wald von selbst durch Sonneneinstrahlung auf herumliegende Glasscherben entzünde, wie viele Menschen glauben, sei indes ziemlich unwahrscheinlich. Auch Blitze würden nur in Ausnahmefällen Waldbrände verursachen. Dass große Gebiete flächendeckend ein Raub der Flammen würden, wie im Jahr 1975, als Feuerwehrleute aus Niedersachsen und Hamburg bei Eschede, Gifhorn und Gatow wochenlang gegen eine endlose Feuersbrunst ankämpften, sei heutzutage kaum noch zu erwarten. „Damals hat es unter den Feuerwehrmännern sogar Tote gegeben“, erzählt Baumgart.

Die Flammen hätten sich nach einer langanhaltenden Hitzeperiode im Sommer in den großen Monokulturen von Fichten- und Kiefernwäldern, die kurz nach dem Krieg angelegt worden waren, ungehindert ausbreiten können. Außerdem lag sehr viel Holz am Boden, das von den großen Herbststürmen 1972 übrig geblieben war – zusätzliche Nahrung für das Flammenmeer.

Aus den Fehlern von damals wurde gelernt: Heute verhindern Schneisen und Laubholzriegel ein Übergreifen der Flammen in den großen Waldgebieten. Zusätzlich wurden große Feuerlöschteiche angelegt. Auch die Ausbildung in der niedersächsischen Feuerwehr wurde verbessert. „Wir sind heute weitgehend weg von den reinen Nadelholzbeständen und hin zu Mischwäldern gekommen. Mit Birken und Buchen. Solche Wälder sind wesentlich stabiler gegen Waldbrände“, sagt Baumgart.

Die Zahl der Entstehungsbrände sei indes gleich geblieben. Sie breitetetn sich eben nur nicht mehr so stark aus. „Heute sind mehr Menschen in den Wäldern unterwegs als früher. Gerade jetzt zu Pfingsten ist das erneut zu erwarten“, sagt Baumgart. Er rät Spaziergängern und Ausflüglern, folgende Punkte dringend zu beachten:

• Kein offenes Feuer beziehungsweise Lagerfeuer im Wald oder in Waldnähe. Funkenflug kann Feuer entfachen.

• Grillen – auch mit Einweggrills – ist im Wald strengstens verboten. Nur auf freigegebenen und ausgewiesenen Grillplätzen ist es erlaubt. Dazu gegebenenfalls das örtliche Forstamt fragen.

• Im Wald gilt bis 31. Oktober Rauchverbot.

• Keine Zigarettenkippen aus dem Auto werfen.

• Autos nicht über trockenem Gras abstellen. Moderne Abgasanlagen strahlen enorme Hitze ab und können trockenes Heidekraut rasch entzünden. Dann kann das Fahrzeug in Flammen aufgehen.

• Jeden Waldbrand sofort unter der Notrufnummer 112 melden.