Neugraben-Fischbek. Gotteshaus steht unter Denkmalschutz– CDU unterstützt Widerstand der Gemeinde gegen Aufgabe der Kirche.
Die Hürden des staatlichen Planrechts sind offenbar so hoch, dass der Kirchenkreis Hamburg-Ost bei seinen Überlegungen zur Aufgabe von Kirchengebäuden und Gemeindestandorten im Bezirk Harburg politisch verhandeln muss. Bei einer Umnutzung der Corneliuskirche in Neugraben-Fischbek hätten die Bezirksversammlung und das Denkmalschutzamt eine entscheidende Mitwirkungsmöglichkeit. „Es wird vieles nicht gehen, was der Kirchenkreis vor hat. Das beruhigt uns ungemein“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer dem Abendblatt.
Der Kirchenkreis Hamburg-Ost verfolgt das Ziel, bis Ende des Jahres 2016 die Zahl der Gemeindestandorte und Gebäudeensembles um etwa 35 Prozent zu reduzieren. Im Bezirk Harburg wären in den insgesamt 14 Kirchengemeinden vier Gotteshäuser betroffen. Vorgesehen ist derzeit, die Corneliuskirche in Neugraben-Fischbek, die Petruskirche in Heimfeld, die Auferstehungskirche in Marmstorf und die Bugenhagenkirche in Rönneburg aufzugeben.
Die Corneliuskirchengemeinde wehrt sich vehement gegen die Aufgabe ihres Kirchengebäudes – und kann dabei auf die Unterstützung der CDU setzen. Die Christdemokraten haben sich deshalb beim Bezirksamt nach dem geltenden Planungsrecht aller Kirchengemeindestandorte erkundigt, die von der sogenannten Gebäudeplanung des Kirchenkreises Hamburg-Ost betroffen wären. Ergebnis: Bis auf vier Ausnahmen, St. Petrus, die Auferstehungskirche, die Thomaskirche in Hausbruch und St. Pankratius in Neuenfelde, stehen alle Kirchengebäude unter Denkmalschutz. Über einen Abriss würde allein das Denkmalschutzamt entscheiden. „Es gibt keinen Rechtsanspruch, die als Baudenkmal eingestuften Kirchen abreißen zu lassen“, sagt Ralf-Dieter Fischer.
Die in den Jahren 1962 bis 1964 errichtete Corneliuskirche ist ein Baudenkmal. Ihre Umnutzung würde nicht nur der Denkmalschutz erschweren. Eine zusätzliche Hürde stellt das geltende Planrecht dar. Der Bebauungsplan weist eine sogenannte Gemeinbedarfsfläche aus – und das schränkt die Nutzungsmöglichkeiten erheblich ein. Auf dem Grundstück der Corneliuskirchengemeinde könnte ein Altenheim, Jugendhaus oder eine Sportstätte entstehen. Eine privat-rechtliche Nutzung für Wohnungsbau oder Gewerbe ist derzeit aber ausgeschlossen. Bei einer Aufgabe der Corneliuskirche gingen dem Kirchenkreis Hamburg-Ost also gerade die Nachnutzungsoptionen ab, die finanziell lukrativ sind.
Zwar ließe sich der Bebauungsplan aus dem Jahr 1992 ändern. Dann aber wäre der Kirchenkreis Hamburg-Ost von dem Gestaltungswillen der politischen Mehrheit in der Bezirksversammlung abhängig. Hier bilden zurzeit ein Bündnis von SPD und CDU eine komfortable Mehrheit.
Der einflussreiche CDU-Fraktionsvorsitzende Ralf-Dieter Fischer hält nichts von der Idee, die Corneliuskirche aufzugeben. Es hätte erhebliche Auswirkungen auf die städtebauliche Entwicklung eines rasant wachsenden Stadtteils, würde sich die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde aus Fischbek zurückziehen. „Wir erwarten einen erheblichen Bevölkerungszulauf. darunter werden viele Kirchenmitglieder sein“, sagt Fischer. Er selbst lebt in Fischbek.
Zwei zusätzliche Neubaugebiete entstehen in Fischbek. Bis zum Jahr 2025 werden voraussichtlich 7500 zusätzliche Menschen in dem Stadtteil leben. Die Corneliuskirche könnte das städtebauliche Bindeglied zwischen den Neubaugebieten Fischbeker Heidbrook und Fischbeker Reethen bilden, sagt Ralf-Dieter Fischer. „Belassen wir doch lieber die Kirche als einen Teich anzulegen“, sagt er. Süffisant spielt er damit auf die Idee an, ein künstliches Gewässer als Mittelpunkt des Quartiers Fischbeker Reethen zu schaffen.
Eine Mehrheit in der Heimfelder Petruskirchengemeinde könnte sich vorstellen, Wohnungsbau auf dem Kirchengrunstück zu realisieren. Dazu müsste der Bezirk Harburg den Bebauungsplan ändern. Ralf-Dieter Fischer könnte sich vorstellen, in Verhandlungen mit dem Kirchenkreis Hamburg-Ost ein Gesamtpaket zu schnüren: Wohnungsbai in Heimfeld unter der Voraussetzung, die Corneliuskirche zu erhalten.