Winsen. Von der Katastrophe bis zum Schulausfall: Mobiltelefon-Anwendung „Biwapp“ ist für Nutzer kostenfrei.
Um 12.58 Uhr am Montagmittag startete der Landkreis Harburg sein neues Warn- und Informationssystem „Bürger Info- und Warn- App“, kurz „Biwapp“. Zukünftig sollen Smartphonenutzer aus dem Landkreis über diese App nicht nur über Gefahrenlagen, sondern auch über Straßensperrungen oder Schulausfälle informiert werden können.
„Wir haben uns die Fragen gestellt, wie wir die Menschen bei Großschadenslagen und im Katastrophenfall erreichen können“, sagte Landrat Rainer Rempe bei der Vorstellung der Mobiltelefon-Applikation. Bis dato wurde nur mit Radiodurchsagen und Einblendungen im Fernsehprogramm vor Katastrophenfällen gewarnt. Gerade die jüngere Bevölkerung lässt sich aber mit einer App viel schneller erreichen. Deswegen verbreitet der Landkreis Harburg die Warnungen über sogenannte Großschadenslagen nicht nur per Radio oder Fernsehen, sondern auch zeitgleich per Biwapp. „Die Anwendung hat zusätzlich den großen Vorteil, dass wir zum Beispiel auch Informationen über Schulausfälle oder Probealarme der Sirenen verbreiten können“, erklärt Rainer Rempe.
Das sei ein großer Vorteil im Gegensatz zu anderen Warn-Apps und würde gut zum Landkreis passen. Ein Katastrophenfall tritt äußerst selten ein. Dementsprechend wäre eine App eigens dafür für einen Nutzer kaum relevant. Indem der Landkreis jedoch auch kleinere Warnungen und Informationen – wie aktuelle Straßensperrungen oder Tierseuchen – verbreitet, könnte die App deutlich größere Bedeutung gewinnen.
Die Lüneburger Agentur Marktplatz hat die Anwendung entwickelt und stellt die Plattform für die Meldungen bereit. Die Warnungen, die in das System einlaufen, kommen vor allem von Mitarbeitern des Landkreises. So gibt es zum Beispiel eine enge Verbindung zur Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Bei Großbränden oder Chemieunfällen können die Mitarbeiter der Leitstelle eine Meldung verfassen, die dann in Biwapp erscheint. Auf diese Weise können die Anwohner zum Beispiel bei einem Feuer aufgerufen werden, wegen starker Rauchentwicklung Türen und Fenster zu schließen.
„Auch überregionale Meldungen vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe laufen in Biwapp auf“, sagt Frank Dalock, Geschäftsführer der Agentur Marktplatz. Für Meldungen mit landes- oder bundesweiter Bedeutung hatte das Bundesamt die Handy-App Nina entwickelt. Die dort publizierten Meldungen sind in Biwapp integriert, so dass Nutzer aus dem Landkreis Harburg nur eine Anwendung brauchen.
In Niedersachsen nutzen bereits mehr als ein Dutzend Landkreise die App der Lüneburger Entwickler. Nutzer, die die Ortungsmöglichkeit per GPS in ihrem Smartphone angeschaltet haben, erhalten auch aktuelle Warnhinweise für den jeweils aktuellen Standort. In direkter Umgebung zum Landkreis Harburg funktioniert das bereits im Heidekreis und Landkreis Lüneburg. Die Landkreise Uelzen, Rotenburg und Stade sollen bald folgen.
Will man aktuelle Warnmeldungen für Hamburg empfangen, muss die App Katwarn installiert werden. Da der Katastrophenschutz auf Länder- oder sogar auf Landkreisebene geregelt ist, kann jeder Landkreis auch selbst über die Auswahl der jeweiligen Anwendung entscheiden.
Der Landkreis Harburg investierte in die App einmalig 9500 Euro. Dazu kommen jährliche Kosten im vierstelligen Bereich für Wartungen auf die Verwaltung zu. Für die Nutzer ist die Warn-App kostenfrei.
Biwapp gibt es für alle Betriebssysteme
Heruntergeladen werden kann die App Biwapp für alle gängigen Smartphonebetriebssysteme. Darunter Android (Google Play Store), iOS (App Store), Windows 10 (Windows Store) und BlackBerry (BlackBerry Store). In der App lässt sich auswählen, für welchen Ort und welchen Umkreis der Nutzer gewarnt werden möchte. Auch vor welchen Gefahren gewarnt werden soll, kann ausgewählt werden. Nur der Katastrophenalarm kann nicht abgestellt werden. Gleichzeitig zeigt die App den aktuellen Standort mit Koordinaten an. Auf Webseiten lässt sich ein Fenster mit den aktuellen Warnungen einblenden.