Hittfeld. Der Ortsrat will keine Nord-Erweiterung des Areales „Nördlich Göhlenbach“. Die Gemeinde nimmt Gespräche mit Investoren für mögliches Seniorenzentrum auf.

Soll das geplante Wohngebiet „Nördlich Göhlenbach“ im Norden erweitert werden? Im März kam der zuständige Planungs-Ausschuss in dieser Frage zu keiner Entscheidung und gab das Thema erneut in den Hittfelder Ortsrat. Dieser hat sich am Dienstag mit einer knappen Mehrheit gegen eine Vergrößerung ausgesprochen. Mit elf zu sieben Simmen haben sich Freie Wähler, SPD und Grüne gegen den Willen der CDU/FDP-Gruppe durchgesetzt.

Hittfelds Ortsbürgermeister Thomas Fey (FWG) erklärt: „Wir haben einen Plan für das Baugebiet erstellt und ich sehe keine Notwendigkeit für eine Erweiterung.“ Enttäuscht von diesem Votum zeigt sich Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU): „Ich finde es bedauerlich, dass sich der Ortsrat so entschieden hat.“

Ihr Parteikollege Karsten Friedling, selbst Mitglied im Hittfelder Ortsrat, hält den Beschluss für wenig nachvollziehbar. Für ihn ist die Erweiterung eine logische Konsequenz, die sich aus der parteiübergreifenden Entscheidung für eine Senioreneinrichtung „Am Göhlenbach“ ergibt. „Wir als CDU/FDP-Gruppe unterstützen die Gemeinde. Wir sehen die wirtschaftliche Notwendigkeit der zusätzlicher Bauplätze. Unsere Zustimmung hängt aber davon ab, dass wirklich eine Senioreneinrichtung kommt“, erklärt Friedling.

Hintergrund der Debatte: Mit dem Baugebiet „Nördlich Göhlenbach”, dessen grundsätzliche Einrichtung von Anfang an umstritten war, wollte die Gemeinde Seevetal 58 neue Wohneinheiten schaffen. Um mehr Wohnraum für ältere Menschen anzubieten, hat die Verwaltung den möglichen Bau eines Seniorenzentrums im südlichen Bereich des Gebietes in die Planung integriert.

Diese Maßnahme findet Unterstützung in allen politischen Lagern. Damit die Planung der Seniorenresidenz nicht auf Kosten der angepeilten Wohnfläche erfolgt, möchte die Gemeinde das Bebauungsgebiet im Nord-Osten um etwa 9000 Quadratmeter erweitern. Diese zusätzliche Fläche ist nun Gegenstand der Diskussion.

Ortsbürgermeister Fey spricht sich gegen eine Erweiterung aus, solange der Bau des Seniorenzentrums nicht feststeht: „Wir wollen abwarten und sehen, wer überhaupt Interesse an dem Projekt hat. Wieso sollen wir eine Erweiterung festlegen, bevor wir wissen, ob es überhaupt ein Seniorenzentrum geben wird?” Dagegen hält CDU-Mann Friedling: „Die Gemeinde ist von einer politischen Entscheidung abhängig. Ich sehe keinen Sinn darin, das Projekt weiter zu verzögern.“

In der Gemeindeverwaltung ist man optimistisch, dass ein passender Träger gefunden wird. Lange hatte alles auf eine Zusammenarbeit mit dem DRK hingedeutet. Im März hatte sich der Verband aber aus den Gesprächen zurückgezogen. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein solches Projekt unter den aktuellen rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für unseren DRK-Kreisverband vor dem Hintergrund des Wohlfahrtsgedankens leider nicht umsetzbar ist“, erklärt DRK-Pressesprecherin Carolin Salfner.

Inzwischen ist die Gemeinde mit einigen privaten Investoren im Gespräch und zeigt sich zuversichtlich. „Seevetal ist auch in dieser Hinsicht ein gefragter Standort. Und Hittfeld ganz besonders“, sagt Gemeinde-Sprecher Andreas Schmidt. Bürgermeisterin Oertzen bestätigt: „Wir haben acht Interessenten für das Projekt. Darüber freue ich mich sehr. Ich bin mir sicher, dass wir mit der Einrichtung attraktiven Wohnraum für ältere Menschen schaffen werden.“

Nach dem Beschluss des Ortsrates ist das Thema Nord-Erweiterung nicht vom Tisch. Wie in der Debatte um die Bebauung des Areals um den „100-Jährigen“ wird nun ein Arbeitskreis eingerichtet – im Fall des „100-Jährigen“ hat diese Maßnahme bisher keine Fortschritte gebracht. Letztendlich entscheidet der Rat der Gemeinde über eine Nord-Erweiterung – die Mehrheitsverhältnisse sind dort ähnlich gelagert wie im Hittfelder Ortsrat. Zunächst wird das Thema aber wieder als Tagungsordnungspunkt im Ausschuss für Planung und Umwelt behandelt.

Den Widerstand gegen zusätzliche Bauplätze von FWG, SPD und Grünen kann Martina Oertzen nicht verstehen. „Wir haben immerhin knapp 700 Interessenten für das Wohngebiet. Außerdem geht es bei der möglichen Erweiterung lediglich um 14 Bauplätze.“ Karsten Friedling argumentiert vor dem Hintergrund des großen Interesses dafür, insgesamt mehr Wohnraum in Hittfeld zu schaffen.

„Wir brauchen junge Menschen und Familien in Hittfeld und müssen Möglichkeiten schaffen, dass sich diese hier ansiedeln. Sonst ist der Ort in zehn Jahren ein Museumsdorf.“ Er fügt hinzu: „Die Bebauungsfläche ‘Am Göhlenbach’ wollen wir dafür keineswegs scheibchenweise ausweiten – dort geht es nur um den Ausgleich für die Fläche der Seniorenanlage.“

Thomas Fey bleibt skeptisch und will konkrete Zahlen abwarten. „Wie groß wird das Seniorenheim tatsächlich? Bisher gibt es ein Kerngebiet und eine Verfügungsmasse.“ Bezüglich der Nachfrage nach Bauland in Hittfeld gibt er die Folgekosten zu Bedenken: „Wenn viele neue Familien zuziehen, brauchen wir neue Kindergärten und Schulen. Und die Verkehrssituation ist jetzt schon angespannt.“

Für Karsten Friedlich ist das kein Argument: „Na und? Kinder sind doch unsere Zukunft. Natürlich folgen daraus erst einmal Kosten.“ Eine Einigung ist nicht in Sicht – und die verhärteten Fronten lassen auf weitere zähe Debatten auch über das Thema „Nördlich Göhlenbach“ hinaus schließen.

Zoff um Baugebiet

„Nördlich Göhlenbach“ist ein geplantes Wohngebiet in Hittfeld, das seit vielen Jahren die Gemüter erhitzt. Zwischenzeitlich sollte das Areal als „Küstergarten/Schwarzer Weg“ durchgängig zwischen den Straßen „Am Göhlenbach“ und „Schwarzer Weg“ verlaufen. Politischer Widerstand hat dieses Konzept verhindert. Der Kompromiss – eine Teilbebauung – soll wegen der nachträglichen Integration eines Seniorenheims um eine kleine Fläche im Nord-Osten erweitert werden.