Harburg . Schüler der Goethe-Schule installierten die Kiste, die Lockgeräusche aussendet. Seit der Jahrtausendwende ist der Bestand der schwalbenähnlichen Vögel zurückgegangen.

Ab diesem Wochenende erwarten die Schüler der Harburger Goethe-Schule die Rückkehr der Mauersegler aus den Sommerquartieren. Dann wieder werden die eleganten Flugkunststücke der Vögel zu bestaunen sein, die sich fast ausschließlich in der Luft bewegen und dort sogar schlafen. Ein immer seltener werdender Anblick in Hamburg. Von der Gruppe Süd des Naturschutzbundes (Nabu) bekamen die Schüler des Umweltprofils vergangenen Donnerstag deshalb eine Soundbox, um die Tiere akustisch zu locken.

„Wir freuen uns riesig, dass die Soundbox nun aufgehängt wird“, sagt Olivia Zeligowske aus der Umweltklasse. Die 15-jährige hat mit ihren Mitschülern vor etwa zwei Jahren Nistkästen für Mauersegler gebaut. Diese hängen seitdem unter dem Dachvorsprung des Schulgebäudes. Gebrütet wurde dort schon, allerdings würden bisher nicht viele der Tiere ihren Weg in die Bennigsenstraße finden.

An seinen
An seinen © picture alliance / WILDLIFE | dpa Picture-Alliance / WILDLIFE/M.Varesvuo

Lockende Geräusche sollen das ändern. Sportlehrer Hannes Krause kletterte am Donnerstag an der Hauswand des Schulgebäudes entlang, um die etwa 20 mal 20 Zentimeter kleine Box aufzuhängen, aus der die Mauerseglerlaute kommen.

„Eine der großen Mauerseglerkolonien gab es einmal in der Denickestraße“, erklärt Bettina Fittkau, Biologielehrerin und Leiterin des Umweltprofils. „Vor etwa drei Jahren war uns klar, dass dort durch den Abriss der alten Häuser viele Brutplätze vor die Hunde gehen werden.“ Für den Mauersegler sind Renovierungen oder Neubauten in Städten nämlich Lebensraum verändernd. Kaum ein Tier hat sich so sehr an den Menschen gewöhnt. Die Vögel brüten vorrangig an Mauerwerk in Städten und suchen sich kaum mehr natürliche Brutplätze, wie Baumnischen und Höhlen.

Laut der Deutschen Gesellschaft für Mauersegler war es genau diese Nähe zum Menschen, die seinen Bestand so schrumpfen ließ. Zum einen weil seine Nester eine Delikatesse in bestimmten asiatischen Regionen sind, zum anderen weil gerade die Neubauten in deutschen Großstädten nicht an Tiere angepasst sind, die mit dem Menschen leben.

So verschwinden mit der modernen architektonischen Ästhetik zum Beispiel zunehmend Dachvorsprünge und kleine Nischen an den Häuserfassaden. „In Deutschland und seinen Nachbarländern ist der Bestand seit die Jahrtausendwende um etwa 40 bis 50 Prozent zurück gegangen“, sagt Frederik Schawaller, Leiter der Gruppe Süd des Naturschutzbund (Nabu). Er vermutet, dass die Tiere bald auf der Roten Liste für bedrohte Arten stehen werden.

In großen Aktionen werben Umweltvereine wie der Nabu vor allem in Städten für das Aufhängen von Nistkästen. Bettina Fittkau hat es mit ihren Schülern an der Goethe-Schule probiert und ist begeistert. Die damaligen Siebtklässler haben sich eine Woche lang zusammengesetzt und 25 Nistkästen gebaut. Diese wurden vor zwei Jahren aufgehängt. „Auf einmal kamen die Mauersegler zu uns. Damals bewegten sie sich über dem Schulhof und dem Eingang an der Bennigsenstraße“, erzählt sie fasziniert.

Sportlehrer Hannes Krause (l.,39) brachte mit Hilfe von Frederik Schawaller, Leiter der Nabu-Gruppe Süd, die Soundboxen in etwa fünf Metern Höhe an der Hausfassade an
Sportlehrer Hannes Krause (l.,39) brachte mit Hilfe von Frederik Schawaller, Leiter der Nabu-Gruppe Süd, die Soundboxen in etwa fünf Metern Höhe an der Hausfassade an © Stefanie Ender | Stefanie Ender

Um sie herum sitzen fünf ihrer Schüler, die damals mit gebaut haben und nicken zustimmend. Ein Erfolg seien diese Kästen gewesen und nun mit der neuen Soundbox könnten sicher noch mehr Vögel angelockt werden. Und wenn die Brutplätze an der Schule eng werden, will Fittkau neue Nistkästen aufhängen.

Die gelernte Biologielehrerin strahlt, wenn sie vom Projekt Mauersegler-Soundbox spricht: „Irgendwann hat mir ein Nabu-Mitglied erzählt, dass Geräusche die Vögel anlocken könnten. Ein ehemaliger Kollege hat dann die erste Box gebastelt.“ Aus einem alten CD-Turm und einem MP3-Player mit Lautsprecher entstand so eine eher provisorische Kiste. Der erste Versuch.

„Da wir zum Abspielen der Geräusche aber immer auf den Startknopf drücken mussten und im Mai, wenn die Vögel wieder im Norden ankommen, meist Ferien sind, brachte die Box nicht den gewünschten Erfolg“, erklärt Bettina Fittkau. Nun habe eine Nabu-Gruppe aus Hannover eine nagelneue Box mit integrierter Zeitschaltuhr geschickt. „Es wird interessant, wie gut diese funktioniert. Wir werden das beobachten“, sagt Schawaller.

Umweltpreis gewonnen

Mit Nistkästen für Mauersegler und anderen Projekten gewann die Profilklasse der Goethe-Schule Harburg 2015 beim Hanse Umweltpreis.

Der mit 6000 Euro dotierte Wettbewerb wird vom Nabu und Globetrotter Ausrüstungen ausgeschrieben. Die Schüler belegten Platz 3 und erhielten 1000 Euro.

„Ins Rollen kam unsere Bewerbung durch das Mauerseglerprojekt. Wir haben uns sehr über die Auszeichnung gefreut und vom Preisgeld Kameras zur Naturbeobachtung gekauft“, sagt Bettina Fittkau. Sie leitet das Umweltprofil, das in Hamburg bislang einzigartig ist.