Harburg. Ausbau der Geburtshilfe der Klinik ist in vollem Gange. Einen Hebammen geführten Kreißsaal wird es nicht geben.

Der Schock war groß. Als Ende vergangenen Jahres klar wurde, dass die Asklepios Klinik Harburg ihren hebammengeführten Kreißsaal schließt und somit die Helios Mariahilf Klinik künftig im Hamburger Süden die Monopolstellung einnimmt, was die Geburtshilfe im Krankenhaus angeht, kochten Emotionen hoch.

Und Sorgen: zum Beispiel, dass nun mehr Schwangere als früher zur Entbindung rübermachen auf die andere Seite Elbe oder ausweichen nach Winsen oder Buchholz. Die Wogen, die auch bei Informationsabenden für angehende Eltern in der Mariahilf Klinik hochschlugen, die haben sich inzwischen geglättet.

Sagt jedenfalls Maike Manz (42), seit 1. Januar Chefärztin und Leiterin der Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin. Ihre persönliche Wasserstandsmeldung, wie sie es nennt, nach den ersten 100 Tagen: „Außergewöhnlich gut.“

Immerhin, seit ihrem Dienstantritt vor drei Monaten kamen 467 Kinder (459 Geburten) zur Welt; im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es 410 Mädchen und Jungen (404 Geburten). Und nein, niemand habe abgewiesen werden müssen.

Die Helios Mariahilf Klinik an der
Die Helios Mariahilf Klinik an der © Helios Kliniken | Helios Kliniken

Dabei hat der Run erwartungsgemäß zugenommen, was nicht nur die gestiegene Geburtenzahl belegt. Während es früher nur zwei Informationsabende pro Monat gab, zu denen jeweils 20 bis 30 Paare kamen, ist das Interesse inzwischen so groß, dass diese Treffen jetzt jeden Mittwoch um 18 Uhr in der Caféteria beginnen (Anmeldung unter 040/790 06 402).

„Wir sind jederzeit offen für Beleghebammen“

In Zusammenhang mit der Neuordnung der Geburtenversorgung südlich der Elbe baut Mariahilf den Mutter-Kind-Schwerpunkt kontinuierlich aus. Dazu gehört, dass die bisherige Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe getrennt wird.

So kommt es, dass inzwischen auf der Geburtshilfestation Valeria 40 Ein- und Zweibettzimmer zur Verfügung stehen: „So viel Platz, dass wir bisher noch jeden Wunsch nach einem Familienzimmer erfüllen konnten“, sagt Chefärztin Manz. Und auch ihr Team ist kontinuierlich angewachsen – von früher 24 auf jetzt 29 Hebammen (eine weitere fängt demnächst an) sowie von 16 auf 20 Ärzte.

Fest steht jetzt aber auch: einen hebammengeführten Kreißsaal wird es in der Mariahilf-Klinik nicht geben. Die Hebammen hätten sich dagegen ausgesprochen, sagte Maike Manz. Kein Wunder: sie müssten sich zusätzlich zum Schichtdienst auf ständige Rufbereitschaft einlassen. Das sei kaum machbar, schon gar nicht, wenn die Kolleginnen eigene Kinder hätten.

Allerdings: „Wir sind jederzeit offen für Beleghebammen“, sagt Klinikgeschäftsführerin Ulrike Kömpe. Die rechtlichen Fragen seien geklärt, Vertragsentwürfe lägen vor. Darüber sei auch der Hamburger Hebammen Verband informiert. Auf diese Weise wäre es möglich, dass eine Beleghebamme „ihre“ Schwangere von Anfang bis Ende durch die Geburt führt – sowie in einem hebammengeführten Kreißsaal. Allerdings, bislang habe es noch keine entsprechenden Anfragen gegeben, sagt Chefärztin Manz, die selbst lange als Hebamme gearbeitet hat.

Hier soll das neue Parkhaus stehen – mit Platz für 150 Fahrzeuge
Hier soll das neue Parkhaus stehen – mit Platz für 150 Fahrzeuge © HA | Katharina Geßler

Dass noch keine Beleghebamme auf die Klinik zugekommen ist, könnte auch daran liegen, dass es in dieser Berufsgruppe längst einen großen Mangel gibt: niedriger Stundenlohn und hohes Haftungsrisiko gehören zu den Gründen.

Was den Nachwuchs angeht, setzt Mariahilf ein Zeichen: Zum ersten Mal bildet die Klinik jetzt nicht nur Gesundheits- und Krankenpfleger aus, sondern auch sechs Hebammen beziehungsweise Geburtshelfer. Die Ausbildung dauert drei Jahre und beginnt im Herbst. Die praktische Seite des Berufs wird den Schülerinnen und Schülern im Kreißsaal (fünf gibt es insgesamt bei Mariahilf) vermittelt, der schulische Part im Helios Bildungszentrum Salzgitter.

Im übrigen hofft vor allem Klinikgeschäftsführerin Ulrike Kömpe, dass in allernächster Zeit reichlich Geld fließt: rund zwei Millionen hat sie beantragt bei der Helios-Zentrale in Berlin für den Bau eines neuen Parkhauses, das dort entsteht wo früher das sogenannte Bettenhaus stand – gleich neben der Villa Meyer auf der einen und dem alten Klinikgebäude auf der anderen Seite, in dem in absehbarer Zeit ein Medizinisches Versorgungs Zentrum (MVZ) mit sechs Praxen entstehen soll, in jedem Fall mit KV-Sitzen (Kassenärztliche Vereinigung) der Fachrichtungen Gynäkologie und Pädiatrie.

Baubeginn ist vermutlich in diesem Sommer. Dann soll auch der Bau für das neue Parkhaus (150Plätze) starten. Die Baugrube ist ausgehoben und Kömpe hofft, dass der Bau im Sommer startet. „Den ersten Parker würde ich gerne zum 1. Dezember begrüßen“, sagt die Klinikchefin.

Für einen weiteren Batzen Geld – 5,2 Millionen Euro – warte Kömpe auf grünes Licht seitens der Stadt Hamburg. Mit dem Geld aus dem Strukturfonds der Krankenkassen soll vor allem die Zentrale Notaufnahme so umstrukturiert und ausgebaut werden, dass in der Klinik an der Stader Straße nicht mehr nur Frühchen ab der 29. Woche (Level II), sondern schon solche aber der 24. Woche (Level I) versorgt werden können.

„Wir wären dann die einzige Geburtsklinik im Hamburger Süden, die das anbietet“, sagt Chefärztin Manz: „Solche extrem frühgeborenen Kinder müssen wir bislang noch verlegen – ins UKE, nach Altona, ins Marienkrankenhaus, nach Barmbek oder Heidberg.“

Süderelbekinder

Süderelbekind steht auf dem blau-weiß gestreiften Schlafsack mit rotem Anker, den es jetzt für jedes Baby als Willkommensgeschenk von der Helios Mariahilf Klinik gibt. „Babys schlafen am sichersten in der Rückenlage, einer rauchfreien Umgebung, bei einer Temperatur von 16 bis 18 Grad Celsius und im Schlafsack“, sagt Maike Manz, Chefärztin der Abteilung für Geburtshilfe und Pränatalmedizin.

Die Klinik unterstützt mit ihrem Willkommensgeschenk die Ziele des Hamburger Bündnisses gegen den plötzlichen Säuglingstod. Der Halsausschnitt ist so, dass die Kleinen genug Luft bekommen, aber mit dem Köpfchen nicht in den Schlafsack rutschen können. „Die Säuglinge schlafen in Rückenlage und benötigen keine Decke, die sie sich ins Gesicht ziehen könnten“, sagt Manz.

Der plötzliche Kindstod ist die häufigste Todesursache von Säuglingen im ersten Lebensjahr.

Zufriedenheit

Bei der jüngsten Befragung zur Zufriedenheit mit Krankenhäusern haben Mitglieder der Techniker Krankenkasse die Harburger Helios Mariahilf Klinik eher unterdurchschnittlich bewertet.

Bei 161 Antwortenden erreichte die Mariahilf Klinik bei der „allgemeinen Zufriedenheit“ einen Wert von 68,3 Punkten (von maximal 100) – der zweitschlechteste Wert aller Hamburger Kliniken. Schlechter schneidet nur die Wandsbeker Asklepios Klinik ab – in der derzeit massiv gebaut wird. Die Harburger Asklepios Klinik kommt hier auch lediglich auf 71,4 Prozent. Zum Vergleich: Das UKE liegt bei 85,3 Prozent, den Topwert erreichte die Fleetinsel Klinik mit 96,5 Prozent. Die TK weist darauf hin, dass die Studie nicht als Ranking zu werten ist.