Harburg. Das erste sonnige Wochenende des Vorfrühlings lockte in Freie, um Restlaub zu beseitigen und einige Blütenpflanzen zu setzen.
Von der Sonne gekitzelt sprießen sie in etlichen Farben aus dem Boden. Schneeglöckchen, Krokusse und Stiefmütterchen stehen bereits an vielen Harburger Wegrändern und Hausecken. Das lockte auch die Kleingärtner am Göhlbachtal an die frische Luft. Mit Harke und Schaufel eröffneten sie am vergangenen Wochenende die diesjährige Gartensaison.
„Noch sieht hier vieles braun aus. Das wandelt sich über das Jahr. Im Sommer wird es richtig bunt“, sagt Sven Ritter. Der 55-jährige Harburger geht durch seine 286 Quadratmeter große Parzelle und begutachtet Beete und Rasen. „Bisher konnte ich nicht viel gärtnern. Dafür brauche ich wärmeres Wetter“, erklärt er. Der nächtliche Frost sei noch nicht überwunden und könne sogar bis April anhalten. Außerdem stellt der Kleingartenverein erst ab April das fließende Wasser an.
Etliche Hobbygärtner lassen sich davon nicht abhalten. „Wir nehmen bis dahin noch das Regenwasser, das wir in Tonnen aufgefangen haben“, sagt Christine Chromik. Sie steht mit einer Harke im Frühblüherbeet und lockert den harten Boden vorsichtig auf. Wegen des Nachtfrostes grabe sie noch nicht um. „Erst einmal räume ich auf“, sagt sie und packt kleine Äste und Laub in einen großen Sack, der schon fast voll ist.
Vor 20 Jahren hat die 68-jährige mit ihrem Mann die etwa 300 Quadratmeter große Gartenparzelle von einer Freundin übernommen. „Als Rentnerin habe ich nun viel mehr Zeit für unseren Garten“, sagt sie lächelnd und kann das Aufblühen ihrer Pflanzen kaum erwarten. „Die drei kleinen japanischen Rhododendronbüsche werden Blüten bilden, die wie Marzipan aussehen“, sagt sie. Gleich daneben wachsen ein Magnolienbaum und eine andere kleine Pflanze, die weiße, runde Blüten tragen wird. In einer anderen Ecke des Gartens wird die Forsythie gelb blühen und eine andere Rhododendronart sich orange entfalten.
Wie in jedem Frühjahr sprießen schon jetzt die Schneeglöckchen und Krokusse in ihrem Garten. Mit zwei Kisten Stiefmütterchen in den Händen, gesellt sich ihr Mann Christian dazu. „Heute ist es ruhig hier. Viele unserer Gartennachbarn sind bei der Jahresversammlung des Kleingartenvereins“, sagt der 69-jährige. Hier und da sind dennoch an diesem Sonntag Menschen zu sehen, die entweder Jungpflanzen umher tragen, Äste wegschleppen oder mit einem warmen Getränk einen Plausch am Gartenzaun halten. So mancher grüßt freundlich zu Parzelle 163, in der die Chromiks stehen. Die beiden Rentner machen sich eifrig an die Arbeit. „Ein bisschen buddeln ist immer schön“, meinen sie.
Und genau das scheint den Charme eines Kleingartens auszumachen. „Ein Garten wächst immer. Es gibt immer etwas zu tun“, erklärt Sven Ritter. Für ihn ist das Gartenreich wie ein Urlaubsort: „Ich verbringe hier gern meine Freizeit, grabe ein bisschen, pflanze, ernte oder entspanne in der Hängematte.“ Seine Gartenlaube ist sogar mit einer kleinen Küche und einem Schlafplatz ausgestattet, so dass er hier schon manches Wochenende verbracht hat. Von Mai bis September fährt er fast jeden Abend nach der Arbeit in den Garten.
An diesem Wochenende wühlte er noch nicht in den Beeten. Für ihn geht es Mitte April los, wenn er die Tomaten pflanzt. „Mein Kollege zieht jedes Jahr verschiedene Sorten in allen möglichen Farben vor. Seine Jungpflanzen setze ich in meine Beete“, erklärt Ritter, der als Disponent bei einem Veranstaltungstechnikverleih arbeitet. Etwa ein Drittel seiner Parzellenfläche nutze er für essbare Pflanzen, ein Drittel für Rasen und ein Drittel Platz nimmt seine Laube ein. So schreibe es auch die Nutzungsordnung des Vereins vor, sagt Sven Ritter.
„Ich bin noch Neuling im Gärtnern. Deshalb habe ich hier nicht viel umgestaltet“, sagt er bescheiden und zeigt auf einen Johannisbeerstrauch, einen Apfel- und einen Pfirsichbaum. Seit etwa fünf Jahren mietet er die grüne Fläche erst, hat sich aber schon künstlerisch versucht. Zwischen seinen Krokussen blinkt etwas im Sonnenlicht. Aus blauen Glasflaschen hat Sven Ritter eine Skulptur gebaut, die er auf einen abgestorbenen Strauch gesetzt hat. „So wie gutes Wetter gehört für mich etwas Kunst im Garten einfach dazu“, sagt er und beendet damit seine erste Frühjahrsinspektion.
Auf einem Spaziergang durch Harburg lassen sich derzeit viele Schneeglöckchen, Stiefmütterchen, Hyazinthen, Märzenbecher und Krokusse finden. Tulpen und Narzissen blühen noch nicht, haben aber vereinzelt bereits Knospen ausgebildet. Ihren Namen haben sie bekommen, weil sie die ersten Blumen des Jahres sind. Frühblüher blühen normalerweise im Februar und März. Zur Sortenbestimmung gibt es Informationen unter www.gartendatenbank.de.