Hittfeld. Seevetaler Politiker setzen nun auf eine Kombination aus Einzelhandel und Wohnungsbau. Sie sehen Vorteile in allen drei Konzepten, die für das Areal bislang vorliegen
Am vergangenen Mittwoch wurde wieder deutlich, wie sehr die Zukunft des ehemaligen Gasthauses „Zum 100-Jährigen“ und die Gestaltung des Ortskerns die Bürger in Hittfeld und ganz Seevetal bewegt. So musste die Sitzung des Planungsausschusses im Rathaus – sonst eher spärlich besucht – um einen Saal erweitert werden.
Die etwa 60 Gäste waren gekommen, um sich die Präsentation der Pläne eines neuen Investors (das Abendblatt berichtete) anzusehen – mittlerweile der dritte Bewerber um das Gelände. Außerdem wurde eine Grundsatzentscheidung angekündigt: Soll das Areal für Wohnbebauung oder ein Einzelhandelskonzept genutzt werden?
Diese Entscheidung fällte der Ausschuss am Mittwoch nicht. Stattdessen scheinen die Karten neu gemischt zu werden: Die klare Unterscheidung zwischen Wohnbebauung und der Ansiedlung des Einzelhandels im Hittfelder Ortskern ist jetzt grundsätzlich in Frage gestellt. Das Thema wurde erneut in die Fraktionen geben. Auch der Hittfelder Ortsrat wird in Form einer Arbeitsgruppe in die Entscheidung einbezogen.
Ausschlaggebend war ein Vorstoß von Dr. Irmelin Schütze von den Freien Wählern: „Wir haben gestern ausgiebige Gespräche mit Aldi, Edeka und May&Co geführt und über eine Kombinationslösung diskutiert. Die Einzelhändler sind bereit, sich mit weniger Flächen zufriedenzugeben“, sagte sie. Zudem könne eine Wohnbebauung über dem Aldi-Markt realisiert werden. Ein solches Projekt wurde kürzlich für den Elbvorort Rissen vorgestellt (das Abendblatt berichtete) und könnte jetzt auch für Hittfeld in Frage kommen. Aber auch eine Verringerung der Stellplatzflächen für Autos zugunsten nachbarschaftlicher Freiflächen stellte die Politikerin in Aussicht.
Der anwesende Projektleiter der Gruppe May&Co, Jürgen Ravens, bestätigte die Bereitschaft des Investors, die Pläne in Richtung einer Mischung aus wirtschaftlicher Nutzung und Wohnkonzept zu verändern.
Kürzlich hatte Ravens noch eine Grundsatzentscheidung für oder gegen das Wohnen gefordert, wie auch immer diese ausfalle. Der Investor May&Co bemüht sich seit dreieinhalb Jahren um das Projekt und plante bisher eine rein wirtschaftliche Nutzung der Fläche.
Das Gros der Ausschussmitglieder nahm die Vorschläge von Dr. Irmelin Schütze positiv auf. „Wir haben die Verpflichtung, die Menschen im Ort zu versorgen. Wir tendieren daher zu dem Konzept mir Aldi und Edeka, wenn eine Kombination mit Wohnungen gefunden wird“, sagt Norbert Fraederich (CDU). Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Kirchhoff zeigte sich offen für das veränderte Konzept, schränkte aber ein: „Bevor wir uns entscheiden, müssen wir den neuen Entwurf von May&Co erst einmal sehen.“ Gegen eine wirtschaftliche Nutzung des Areals sprach sich Dr. Lars Teschke von den Grünen aus: „Für uns ist nur eine moderate Einbindung von Gewerbeflächen sinnvoll.“ Außerdem wandte er ein: „Es sollte jetzt nicht zu einer Vorfestlegung auf einen Investor kommen. Alle sollten die Chance bekommen, nachzulegen“.
Architekt Ralph Flum, der das zuvor angekündigte neue Wohnkonzept präsentierte, zeigte sich zwar überrascht von dieser Wendung, machte aber klar: „Wenn es jetzt diese Vorgabe für das Projekt gibt, ist es unsere Aufgabe, diese zu erfüllen.“
Der bisherige Entwurf, den Flum für den neuen Investor Melchert GmbH ausgearbeitet hat, sieht eine Bebauung mit etwa 50 Wohneinheiten vor. Diese sollen als Eigentumswohnungen veräußert werden. Besonders die geplante zweigeschossige Bauweise mit ausgebautem Dachgeschoss und einer maximalen Höhe von 15 Metern hat bei den Politikern Anklang gefunden. Auch die Tatsache, dass zwischen den Gebäuden Freiflächen und ein Dorfplatz als nachbarschaftliche Begegnungsorte vorgesehen sind, wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen. Jetzt müssen die Architekten die gewerbliche Nutzung stärker integrieren, um weiter im Rennen zu bleiben.
Nicht zu Wort gekommen ist die Buchholzer terra Real Estaste an diesem Abend. Auf Nachfrage sagte Geschäftsführer Andreas Tietz: „Wir warten nun die neuen Vorgaben, die wir im April erhalten werden, ab und werden dann unter Umständen unser Konzept nochmals überarbeiten.“