Harburg . Aufwind für die Lüneburger Straße? “Schweinske“ zieht ein, Wohnungen werden gebaut. Doch die Pflasterung macht Geschäftsleuten Sorgen.

Unkenrufen zum Trotz: Harburg ist im Kommen. Davon ist Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann überzeugt. Vor allem in der Lüneburger Straße tue sich einiges: „Das Interesse von Investoren ist gewachsen“, sagt Lansmann. Immobilien-Experte Heinrich Wilke, Geschäftsführer von des Immobilienentwicklers Imentas pflichtet ihr bei. Vor allem teilt er ihre Einschätzung, dass sich in der Fußgängerzone ein Wandel vollzieht. „In drei Jahren wird die Lüneburger Straße sichtbar anders sein“, sagt Lansmann.

Dass Harburg im Aufwind ist, hat die Citymanagerin ganz deutlich in München gespürt. Dorthin reist sie jedes Jahr, um bei der Expo Real, der internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen, Harburgs Vorzüge anzupreisen. Während es in früheren Jahren dabei vor allem um die Vermarktung im Binnenhafen gegangen sei, habe sich nur der Fokus verschoben – zur Lüneburger Straße. Projektentwickler hätten Witterung aufgenommen: „Die spüren: da tut sich was.“

Glaubt man Lansmanns Worten, ist die Lüneburger Straße so etwas wie eine verkannte Schönheit. Der erste Eindruck sei vielleicht nicht der beste, ein zweiter Blick aber lohnenswert: „Es wurden schon einige Häuser saniert und die Fassaden hergerichtet, man muss nur mal nach oben schauen.“

Das einiges in Bewegung ist, bestätigt auch Heinrich Wilke. Zum Beispiel das Gebäude Lüneburger Straße 2: Der Rotklinker-Bau stand mehrere Jahre leer. Jetzt sei er von zwei privaten Investoren gekauft worden. Demnächst eröffne dort die Restaurant-Kette Schweinske eine Dependance.

Auch bei anderen Objekten, die aktuell leerstehen, tut sich etwas. So beim Gebäude Lüneburger Straße 5 (früher Bon Prix), dort hat die Hypovereinsbank nun endlich das Bieterverfahren eröffnet. Und auch für das Haus Lüneburger Straße 13, früher Sitz einer Haspa-Filiale, gebe es drei Interessenten, sagt Melanie-Gitte Lansmann.

Was Lansmann aber besonders freut: An der Lüneburger Straße 4-6, früher Sitz des Elektronikfachgeschäftes Marquardt, entstehen in absehbarer Zeit Wohnungen. Die Gesellschaft Nord Project Immobilien hat das Gebäude gekauft. Die will das Gebäude, in dem noch das Modegeschäft Modeco untergebracht ist, abreißen. Allerdings nicht vor Ende 2018, denn solange laufen die Mietverträge noch. Anfang 2019 soll mit den Arbeiten an einem sechsgeschossigen Neubau begonnen werden. Rund zehn Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Bau von 49 Apartments (25 bis 70 Quadratmeter groß) sowie eine Gewerbefläche. Die Bauzeit wird mit 20 Monaten angegeben.

Mehr Wohnen in der Innenstadt: Nach Auffassung von Melanie-Gitte Lansmann, ist das genau der richtige Weg: „Es kommt mehr Leben rein.“

Und es steht für einen Trend, der bundesweit gilt. Vor fünfzehn Jahren noch habe der Handel die Entwicklung der Innenstädte vorangetrieben, sagt Immobilien-Experte Wilke: „Heute ist es das Wohnen.“ Modegeschäfte, die zum Teil über drei Etagen gingen, die gibt es längst nicht mehr. Branchenintern gelte der Satz: „Was früher die Damenoberbekleidung war, ist heute das Wohnen“, sagt Wilke. Das verändert die Fußgängerzone: „Sie wird mehr Erlebnischarakter bekommen“, sagt Lansmann – die Lüneburger Straße, ein Ort, an dem man sich trifft, um gemeinsam freie Zeit zu verbringen.

Oder auch, um sich um seine Gesundheit zu kümmern. So baut Mohamed Joune seit Mitte 2014 in seinem Eckhaus Lüneburger Straße 18 ein Ärztehaus auf. Im Erdgeschoss befindet sich seine Vivo-Apotheke, darüber praktizieren ein Allgemeinmediziner und ein Neurologe. Joune schwebt indes ein Medizinisches Versorgungszentrum vor: „Mit bis zu neun Ärzten.“

Dem Apotheker aus Syrien gehört auch das Nachbarhaus Nr. 20, in dem er ein Café eingerichtet hat. Und auch das Gebäude schräg gegenüber, der Nr. 13, vormals Sitz seiner Apotheke. Vor einigen Tagen sei endlich die Baugenehmigung eingetrudelt, erzählt er. Auch dort will er Platz schaffen für Dienstleister aus dem medizinischen Bereichen, einen Pflegedienst oder Sanitätshaus. „Ich gebe Harburg, was gebraucht wird“, sagt er selbstbewusst.

Im gleichen Atemzug verweist er auf einen Missstand, der ihn schon seit langem ärgert: die Pflasterung der Fußgängerzone. Unebenheiten und hervorstehende Pflastersteine, die sich mühelos lösen lassen, sind ihm ein Dorn im Auge: „Das sind echte Stolperfallen.“ Gerade für Ältere stellten sie eine ernsthafte Gefahr dar.