Harburg. Gründerzentrum der Hamburger Hochschulen übernimmt erste Etage des ehemaligen TuTech-Gebäudes an der Schloßstraße.

Sie entwickeln Drohnen, die Lawinenopfer orten, Mini-Kraftwerke, die Druckunterschiede in Wasserrohren zur Stromproduktion nutzen, oder preisgünstige Sensoren, die Luftschadstoffe aufspüren: Absolventen der Technischen Universität oder anderer Hamburger Hochschulen, deren Erfindungsgeist technische Lösungen und zugleich eine Geschäftsidee gebar, haben im Startup Dock die Möglichkeit, ihre Konzepte ein Jahr lang ohne finanzielles Risiko auf Herz und Nieren zu prüfen und weiter zu entwickeln.

Das 2013 gegründete Startup Dock hat inzwischen 14 Mitarbeiter und seit kurzem eine gute Adresse an der Harburger Schloßstraße: Es zog in das ehemalige Gebäude der TuTech. Sie gibt jungen Technologiebüros Starthilfen.

„Wir arbeiten eng mit der TuTech zusammen“, sagt Christoph Steckhan, beim Startup Dock für das Marketing zuständig. Das Startup Dock sei jedoch in einer früheren Phase tätig: „ Wir inspirieren Studierende, Wissenschaftler und auch Hochschulabsolventen für das Unternehmertum und wollen so die Gründerkultur auf dem TU-Campus, und in anderen Hochschulen, stärken“, so Steckhan.

Das wichtigste Instrument dazu ist das Förderprogramm Exist des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). Es vergibt Stipendien an potenzielle Unternehmensgründer, die zum Teil noch studieren. Dabei sollte es sich um „innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte mit signifikanten Alleinstellungsmerkmalen und guten wirtschaftlichen Erfolgsaussichten handeln“, so das BMWi.

Promovierte Gründer erhalten ein Stipendium von 3000 Euro pro Monat, Absolventen mit Hochschulabschluss 2500 Euro, Technische Mitarbeiter 2000 Euro, Studierende 1000 Euro. Für Sachausgaben spendiert das Ministerium bis zu 30.000.

Sieben solcher Exist-Projekte betreut derzeit das Startup Dock an der Schloßstraße. Und das zum ersten Mal unter einem Dach. „Endlich sitzt zusammen, was zusammen gehört“, freut sich Steckhan. In der ersten Etage des ehemaligen TuTech-Gebäudes hat jedes Projekt ein eigenes Büro mit zwei bis drei Arbeitsplätzen. Vier Büros sind noch frei – „die werden hoffentlich demnächst gebraucht, denn wir haben noch ein paar Förderanträge laufen“, sagt Steckhan.

Zu denen, die bereits eingezogen sind, gehört Breeze. Das vierköpfige Team entwickelt kompakte, günstige Luftmessgeräte, die sowohl im Freien als auch in Innenräumen Schadstoffe aufspüren. „Unsere Sensoren messen dieselben Schadstoffe wie die städtischen Messstationen“, sagt Haris Sefo von Breeze. „Sie könnten das bestehende Messnetz verdichten, damit Maßnahmen zur Luftverbesserung gezielter ansetzen können.“ Breeze habe für Städte bereits einen Katalog mit 3000 Maßnahmen entwickelt, um Verschmutzungen zu bekämpfen.

Wohl noch im Februar will das Gründer-Quartett einen Pilotversuch in einem Hamburger Stadtteil starten – wo genau, wird noch nicht verraten. Als zweites Standbein entwickelt Breeze Konzepte zur Kontrolle der Büroluft. Auch hier gebe es Interessenten, so Sefo: „Mittelständische Unternehmen aus Hamburg und dem Ruhrgebiet stehen bereits auf der Warteliste.“

In der Bürowabe daneben geht es um Menschenleben: „Bei einem Lawinenunglück haben die Verschütteten nur ein Zeitfenster von einer Viertelstunde, um gerettet zu werden. Danach nimmt die Überlebenschance drastisch ab – die Leute ersticken“, sagt Markus Müller vom Projekt Bluebird Mountain. Mit drei Freunden hat er ein Gerät entwickelt, das seinem Träger hilft, im Falle eines Falles, schneller gefunden zu werden.

„Wir sind alle begeisterte Skifahrer und Snowboarder“, sagt Müller. „Schon während des Studiums sind wir zusammen zum Wintersport gefahren und waren auch abseits der Pisten unterwegs. Dabei entstand die Projektidee, eine technische Alternative zu existierenden Sicherheits-Geräten zu entwickeln. Denn die sind sehr umständlich zu bedienen und fehleranfälliger als unsere automatisierte Drohne.“ Wie genau der „blaue Vogel“ (Bluebird) funktioniert, will Müller nicht erklären – das Gründerquartett hat gerade ein Patent eingereicht.

Jenseits des Flures residiert das Team Pydro. Der Name steht für Pipe (Rohr) und Hydro (altgriechisch: Wasser). Die potenziellen Jungunternehmer haben Mikro-Turbinen entwickelt, die in Hauptleitungen mit 30 bis 50 Zentimeter Durchmesser eingesetzt werden können. „Wir wollen damit Druckunterschiede nutzbar machen, die durch Verbrauchsschwankungen entstehen, zum Beispiel, wenn morgens viel geduscht wird“, sagt Projektentwickler Felix Müller. „Bislang werden die Differenzen durch Ventile ausgeglichen.“

Ein weiteres Projektteam hat das gemeinsame Haus gar nicht erst bezogen: Jetlite will eine spezielle LED-Kabinenbeleuchtung für Flugzeuge anbieten, die dem Jetlag vorbeugen soll. Grundlage ist eine Dissertation, die auch Airbus gefiel. Das dreiköpfige Team ist ins „Airbus BizLab“ gezogen, in dem der Flugzeugbauer Gründer im Bereich Luftfahrttechnik unterstützt.