EiSSendorf . Eißendorfer Pastor Burkhard Senf spricht über den Wert der Ehrlichkeit, mit Blick auf hitzige Diskussionen über den neuen US-Präsidenten

Jesus liebt Dich! Dieser kirchliche Slogan spielte am Sonntag beim Gottesdienst in der Apostelkirche Harburg am Hainholzweg eine wichtige Rolle. Pastor Burkhard Senf und seine Gemeinde stellen in der Gottesdienst-Reihe „Wertvoll“ jeweils einen Wert in den Vordergrund. Am 5. Februar ging es um Ehrlichkeit, die derzeit weltweit vor allem einer vermissen lässt: der neue US-Präsident Donald Trump.

Burkhard Senf stellte deshalb eine Frage in den Mittelpunkt seines Gottesdienstes: Was würde Jesus zu Donald Trump sagen? Ähnlich wie der forsch auftretende Präsident spaltete auch das Gottesdienst-Motto die Gemeinde. „Wir wurden kritisiert, weil der Titel zu populistisch sei. Andere freuten sich. Jemand hat mir auf den Weg gegeben, ich sollte Trump heute mal so richtig die Meinung geigen“, sagte Senf. Das tat er nicht. Schließlich sage Jesus zu jedem Menschen, auch zu Trump: Du bist geliebt! Der Geistliche mahnte zu einem redlichen Umgang mit dem oftmals der Lüge überführten Staatslenker: „Fake-News über Trump sind genauso schlecht wie Trumps Fake-News.“

Dafür, dass der Präsident häufig jenseits aller Fakten argumentiert, gibt es zahllose Beispiele. Und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, war sicherlich nicht der einzige, der Anfang November mit Fassungslosigkeit auf den Ausgang der US-Wahl reagierte. Auch die ersten Amtshandlungen überzeugten den Ratsvorsitzenden nicht. Den Einreisestopp für Menschen aus sieben muslimischen Ländern hält Bedford-Strohm schlicht für unchristlich: „Flüchtlinge und Vertriebene haben ein Anrecht auf Schutz. Der Mensch, nicht nur der Christ, ist geschaffen zum Bilde Gottes und deswegen unendlich kostbar.“

Gut 250 Menschen kamen zum Gottesdienst

Trump bezeichnet sich als gläubiger Christ, hat seinen Amtseid gleich auf zwei Bibeln geleistet. Doch ein Christ zu sein, heiße nicht, dass man immer das Richtige tut, so Senf. Er fragte seine Gemeinde: Haben Sie nicht auch schon einmal gelogen? Oder zumindest Halbwahrheiten verbreitet, vielleicht aus Angst davor, dass Ihr Gegenüber sonst schlecht über Sie denkt? Auch in seinem Leben gebe es Lügen, gestand der Pastor vor mehr als 250 Gottesdienstbesuchern. „Ich bin gelernter Bankkaufmann, und da hat man uns beigebracht, Sparbriefe zu empfehlen. Das war damals schon so ziemlich das schlechteste Produkt, an dem die Bank aber am meisten verdiente…“

Die Bezüge zum Alltag der Menschen seien ihm in den Gottesdiensten wichtig, sagt Senf. Den Wirbel um den (und vom) neuen US-Präsidenten als Zuschauermagneten zu nutzen, sei „ein modernes Mittel, zum Gottesdienst einzuladen“. Es hat gewirkt: Die Apostelkirche war überfüllt, und viele Besucher ließen sich von den schmissigen Vorträgen, auch von der ortsansässigen Kirchen-Band, mitreißen. Als die sechs Musiker christliche Lieder im Rock-Pop-Stil spielten, wurde mitgewippt und gesungen, und das modern gestaltete Kirchenschiff wurde ein bisschen zum Konzertsaal. Das Aufreger-Thema Donald Trump und sein laxer Umgang mit der Wahrheit war dabei nur noch das i-Tüpfelchen.