Harburg/Heimfeld. Leitung der Helios Mariahilf Klinik stellt Konzept für Hebammen-Kreißsaal und alternative Geburten vor.

Die werdenden Mütter in Hamburgs Süden sollen wieder eine Wahl haben, mit wem sie ihre Babys auf die Welt bringen wollen. Die Helios Mariahilf Klinik – sie hat seit Jahresbeginn quasi ein Geburtshilfemonopol unter den Kliniken in Harburg – wird voraussichtlich einen Kreißsaal einrichten, in dem externe Hebammen tätig werden können.

Mit Schließung der Kreißsäle am AKH zum Ende des vergangenen Jahres war auch der dort betriebene hebammengeleitete Kreißsaal weggefallen, im Mariahilf gibt es so eine Einrichtung bislang nicht. Mariahilf-Geschäftsführerin Ulrike Kömpe hatte zwar angedeutet, dass sie Alternativen zur krankenhaustypischen arztbestimmten Geburt für ihr Haus wohlwollend prüft, sich aber mit konkreten Entscheidungen zurückgehalten – wohl auch, weil sie ihrer neuen Chefärztin der Klinik für perinatale Medizin und Geburtshilfe, Maike Manz, nicht schon Vorgaben machen wollte, wie sie arbeiten soll.

Seit Jahresanfang ist Manz nun im Job und stattete zusammen mit ihrer Chefin Kömpe bereits dem Ausschuss für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz der Bezirksversammlung einen Besuch ab. Manz und Kömpe gaben den Politikern zu verstehen, dass sie gerne mit Beleghebammen arbeiten würden. Das bedeutet, dass Gebärende mit der freiberuflichen Hebamme ihrer Wahl in die Klinik kommen, wo die Hebamme dann die Geburt betreut. Im hebammengeführten Kreißsaal würde eine beim Krankenhaus angestellte Hebamme die Geburt betreuen. Beiden Systemen gemeinsam ist, dass Ärzte bei den Geburten außen vor bleiben, solange keine medizinischen Komplikationen auftreten.

Laut Weltgesundheitsorganisation können mindestens 70 Prozent der Geburten weltweit ohne Arzt erfolgen. Ganz so viel Vertrauen in die natürliche Geburt scheinen Harburgs Mütter allerdings nicht zu haben: Im vergangenen Jahr interessierten sich rund 100 Frauen für eine Geburt im Hebammenkreißsaal.

Davon brachten 38 ihre Kinder dort zur Welt. Dazu kommen 32 arztlose Geburten im Harburger Geburtshaus sowie etwa ein Dutzend Hausgeburten. Dem gegenüber stehen etwa 2600 klassische Klinikgeburten und Kaiserschnitte. Dennoch hatte die Schließung des hebammengeleiteten Kreißsaals am AKH unter Harburgs Politikern für Aufregung gesorgt: „Es ist uns sehr wichtig, dass jede schwangere Frau in unserer Region die Möglichkeit hat zu entscheiden, wie sie ihr Kind zur Welt bringen möchte. Dabei müssen alle möglichen Alternative zu Verfügung stehen“, sagt die SPD-Bezirksabgeordnete Eftichia Olowson-Saviolaki. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, der eine Stellungnahme der Helios-Mariahilf-Leitung eingefordert hatte.

Die Frage ist: Gibt es genug freiberufliche Hebammen?

Mit dem Ergebnis ist sie zufrieden, obwohl es nicht auf eine Fortführung des hebammengeleiteten Kreißsaals an anderer Stelle bedeutet: „Jetzt wissen wir, dass es eine gute Lösung geben wird,“ freut sie sich. „Die Klinik als Ort gibt den Frauen ein besonderes Sicherheitsgefühl für den Fall eines Notfalls. Beleghebammen sind eine gute Alternative zu einem hebammengeleiteten Kreißsaal.“ Diesen im Mariahilf neu einzurichten, wäre ohnehin kein leichtes Unterfangen, schätzt Susanne Lohmann, zweite Vorsitzende des Hebammenverbands Hamburg e.V. „Dafür haben die Kolleginnen am AKH in einem langen Prozess gemeinsam ein Konzept entwickelt, sich darauf geeinigt und es umgesetzt und gepflegt“, sagt sie, „das lässt sich nicht von heute auf morgen anderswo wiederholen.“

Barbara Lewy, Ausschussmitglied für die Neuen Liberalen, macht auf ein anderes Problem aufmerksam: „Man kann ja Beleghebammen wollen“, sagt sie, „aber man muss auch freiberufliche Hebammen finden. Die werden nämlich durch Unterbezahlung und Kostendruck immer weniger.“