Marmstorf. Bei der 17.Auflage der Veranstaltung fiel schon wieder keiner ins Wasser – dafür umso mehr in den Spendentop.f
Anscheinend interessiert die Marmstorfer Teichwette mittlerweile auch höhere Wesen. Anders ist es nicht zu erklären, dass am eigentlich verregneten Sonntag über Marmstorf den ganzen Vormittag lang eine Wolkenlücke den Blick von oben auf den Teich frei hielt. Erst, als Schützenkönig Arne Wiechers und Wettpartner Carsten Pape trockenen Fußes wieder an Land waren, schlossen sich die Wolken und ließen es tropfen.
Dabei mussten sich die Himmelswesen diesmal reichlich gedulden, bis es so weit war: Erst fanden König, Wettpartner und Adjutanten den Weg in die königliche (Benzin-)Kutsche nicht, dann verzögerte sich die Abfahrt, weil der dritte Böllerschuss – das Signal zum Abmarsch von Spielmannszug und Kutsche – nicht zünden wollte. Der Musketier musste ein Handsignal geben.
Am Teich angekommen, erklärte Carsten Pape, warum er die Wette mit Schützenkönig Wiechers eingegangen war: Um Spenden für das Kinderhospiz Sternenbrücke zu sammeln. „Wenn wir jetzt denken, dass es uns schlecht geht, weil der HSV 1:3 gegen Ingolstadt verloren hat, muss man sich vor Augen halten, dass dort neunjährige Kinder leben, die wissen – und du da hinten halt’ mal die Klappe, hier geht es um was Ernstes – , die wissen, dass sie demnächst sterben werden“, sagte der Sänger, der zusammen mit Gerritt „Lotto King Karl“ Hesemann bei Heimspielen des HSV die Stadionhymne „Hamburg, meine Perle“ singt. „Einem Haus, das diesen Kindern hilft, muss geholfen werden.“
Pape hatte den Rapper Elvis im Schlepptau, mit dem zusammen er gerade an einigen neuen Songs tüftelt. Elvis assistierte Carsten Pape, so wie Schützenkönig Arne „der Meisterhafte“ Unterstützung von seinen Adjutanten Helmut Franke und Michael Schröder erhielt.
Die beiden Marmstorfer mussten richtig ackern: als leitender Angestellter einer Baufirma hatte Arne Wiechers nicht ein Vehikel, sondern eine Konstruktion gewählt, um seinen Weg in die Teichmitte zurückzulegen: Gerüsttraversen ruhten auf Schwimmkörpern, die ihrerseits auf dem – zum Betreten zu dünnen – Eis des Teiches lagen. Auf diese Traversen brachten die Schergen des Königs mit dem Startschuss zur Wette Europaletten auf: Zehn Stück mussten sie für die zwölf Meter lange Strecke bis zum legendären Entenhäuschen im Teich, an dem sich die Wetter Jahr für Jahr treffen, verlegen.
Das dauerte. Dann mussten die beiden Adjutanten auch noch den roten Teppich für den König ausrollen und rutschsicher befestigen, Dass sie dazu einen Akkuschrauber nahmen, riss das Publikum zu manchem hämischen Heimwerkerwitz hin.
Währenddessen standen Pape und sein Wettsekundant Elvis längst auf der Teichmitte und warteten. Sie waren auf einem Floß gekommen, das Taucher durch den Teich bugsiert hatten. Zuvor hatten die Froschmänner vom Buchholzer Wassersportclub Nordland extra eine Fahrrinne ins Eis gehauen.
Das Floß war, in Anspielung auf Papes tragische Liebe zu einem kränkelnden Sportverein, als Volksparkstadion dekoriert, mit Kunstrasenteppich als Deck und einem Foto jubelnder Fans als Kulisse“
„Als ich Teichwette hörte, dachte ich zunächst an Backwaren“, sagte Carsten Pape, „dass ich aufs Wasser muss, ist mir jetzt unheimlich. Aber wenigstens sehe ich mal wieder jubelnde Gesichter auf der Tribüne.“
Nach einigem Verlegen und Schrauben war es schließlich so weit: Arne Wiechers betrat den Steg mit einer Balancierstange und arbeitete sich vorsichtig vor. Dabei hatten seine Adjutanten zuvor ja schon bewiesen, dass die Konstruktion sogar zwei Männer trägt.
Minuten später dann der erlösende Handschlag: Beide Wettpartner sind trockenen Fußes zur Teichmitte gekommen. Das heißt: Beide Wetteinsätze, je 250 Euro gehen in den Spendentopf. Darauf gab es erstmal einen Schnaps.
Am Ufer applaudierten etwa 2000 Zuschauer, zählten die Moderatoren Jojo Tapken und Pascal Krieger. Die Teichwette ist auch immer so etwas, wie das Marmstorfer Neujahrstreffen. Auch an Land wurde fleißig für das Kinderhospiz gesammelt: Erbsensuppe und Kuchen gingen für den guten Zweck an hungrige Spender. Irgendwie musste man das Warten ja verkürzen.