Schüler erforschen Kaufverhalten in Buxtehude. Die 17-Jährigen befragten 255 Menschen in der Innenstadt. Mit alarmierendem Ergebnis.
Die Erkenntnis kommt nicht plötzlich, gibt aber Grund zur Besorgnis: Annähernd jeder zweite Konsument kauft lediglich einmal im Monat oder seltener in der Buxtehuder Innenstadt ein. Das ist ein alarmierendes Ergebnis einer Umfrage zum Einkaufsverhalten in der Hansestadt.
Es zeigt, wie der Handel im Internet die Einkaufsgewohnheiten verändert und das Stadtbild beeinflusst. Schüler des Halepaghen-Gymnasiums haben im November 2016 im Auftrag des Arbeitskreises Medien im Wirtschaftsförderungsverein Buxtehude insgesamt 255 Konsumenten befragt.
Das Ergebnis haben sie jetzt vor 40 Vertretern der Buxtehuder Wirtschaft und Verwaltung vorgestellt. „Umfragen zum Online-Shopping gibt es viele. Aber zum ersten Mal liegen jetzt Zahlen für Buxtehude vor“, sagt die Geschäftsführerin des Wirtschaftsförderungsvereins, Stefanie Feindt.
Untersuchungen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) zeigen: Jeder fünfte Konsument besucht deutlich seltener zum Bummeln die Innenstadt als früher. In der Hansestadt Buxtehude zeigt sich diese Entwicklung offenbar noch rasanter: 47 Prozent der Männer und Frauen aller Altersklassen kaufen einmal im Monat oder seltener in den Geschäften der Innenstadt ein.
Vor allem junge Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren sowie junge Frauen in den Altersklassen 16 bis 18 und 18 bis 30 bleiben den Geschäften fern. Die Gymnasiastin Nikola Franczuk, die zusammen mit vier weiteren Mitschülern die Ergebnisse präsentiert hat, nennt die frühen Ladenschlusszeiten als Grund dafür. „Um 18 Uhr ist die Innenstadt tot“, sagt sie.
Die Umfrage bringt die drei Gründe ans Licht, die entscheidend dafür seien, dass Buxtehuder im Internet einkaufen: Die Bequemlichkeit spielt die wichtigste Rolle dabei. Wer per Mausklick oder Druck auf den Touchscreen einkauft, muss nicht mit Parkplatzproblemen kämpfen oder Einkaufstaschen von Laden zu Laden tragen.
Weiter meinen Buxtehuder Konsumenten, dass sie im Internet günstigere Preise und eine größere Produktauswahl finden. Dabei sei Männern der Preisvorteil wichtiger als Frauen. Die wiederum schätzen eine größere Auswahl im Internet mehr als Männer.
Veränderte Einkaufsgewohnheiten müssen nicht zwangsläufig zu verwaisten Zentren und Ladensterben in Klein- und Mittelstädten führen. Die Umfrage in Buxtehude zeigt, dass Konsumenten sich dieser Gefahr bewusst sind. „Viele Befragte sagten uns, sie möchten die Region fördern und wollen, dass das Stadtbild erhalten bleibt“, berichtet die Schülerin Valea Möllenberg.
Ihre regionale Identität böte demnach alteingesessenen Inhabern von Fachgeschäften die Chance, sich den Internet-Handelsgiganten wie Amazon zu widersetzen. Seit 1991 betriebt Peter Schmidt in der Altstadt den Musik Markt Buxtehude, ein Fachgeschäft für Musikinstrumente, Audio-Installationen und PA- und Lichttechnik.
Einzelhandelsexperten gehen davon aus, dass künftig in den Innenstädten nur die Geschäfte überleben, die auch den Sprung ins Virtuelle geschafft haben. Peter Schmidt betreibt eine eigene Homepage, präsentiert seine Ware im virtuellen Schaufenster.
Dennoch hat er Zweifel, dass der stationäre Einzelhandel der Marktmacht der Internet-Handelsgiganten in Zukunft gewachsen sei, „Der Online-handel macht die Margen für inhabergeführte Geschäfte kaputt“, sagt Peter Schmidt. Das IFH geht davon aus, dass beinahe die Hälfte des Internethandels über Amazon läuft. Kaum eine Branche ist nicht von dem Online-Versandriesen betroffen.
Peter Schmidt warnt vor den gesellschaftlichen Folgen, wenn ein Heer von Verkäufern arbeitslos wird. In der Branche fänden bisher Menschen Arbeit, die nicht studiert oder Abitur gemacht haben. Der Fachhändler fordert deshalb Politiker und die Industrie- und Handelskammer auf, den stationären Einzelhandel zu schützen. Er schlägt vor, ähnlich wie im Buchhandel eine Preisbindung für kulturell wertvolle Güter einzuführen. Dazu würden Musikinstrumente gehören.
Der Einzelhandel in der Buxtehuder Innenstadt leidet aber offenbar auch an Fehlentwicklungen, die nicht auf die Konkurrenz im Internet zurückgehen. laut der Umfrage kritisieren Konsumenten eine zu geringe Auswahl bei Technikprodukten, die zu große Anzahl von Bäckern und Friseuren, ein rutschiges Straßenpflaster und Parkgebühren.
Die Hansestadt Buxtehude reagiert mit der Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Einzelhandel, die am Mittwoch zum ersten Mal zusammengekommen ist. Mitarbeiter des Stadtmarketings, der Wirtschaftsförderung und Händler wollen Strategien für de Buxtehuder Einzelhandel entwickeln. Dabei soll es auch um Multi-Channel-Marketing“ gehen, sagt die Wirtschaftsförderin Kerstin Maack. Dabei geht es darum, Kunden auf verschiedenen Kommunikationskanälen anzusprechen.
Das Umfrageergebnis
255 Konsumenten, 150 Frauen und 105 Männer in fünf verschiednen Altersklassen, wurden zu der Studie „Online oder stationär – wie ist das Einkaufsverhalten in Buxtehude“ befragt.
Auf neue Produkte wurden die meisten Befragten über soziale Kontakte aufmerksam. Printmedien, Social Media, Onlinewerbung und TV- und Radiowerbung sind dabei in etwa gleich wichtig.
Online kaufen die Buxtehuder am meisten: Reisen, dann Medien (Bücher, Musik) und Technik.
Männer kaufen online am meisten Medien und Reisen. Frauen kaufen im Internet am meisten Kleidung und Reisen.