Harburg . Namhafte Wellness-Kette will eine Dependance am Rande des Binnenhafens eröffnen. Auch Wohnungen und ein Parkhaus entstehen

Man muss es vorsichtig formulieren, aber es könnte sein, dass es mit dem Stillstand auf dem Gelände der ehemaligen New-York Hamburger Gummi Waaren Compagnie (NYH) im Harburger Binnenhafen demnächst vorbei ist und dass für Harburg dabei etwas prestigeträchtiges herausspringt. Glaubt man Harburgs CDU-Chef Ralf Dieter Fischer, hat ein neuer Investor die Immobilie vom ehemaligen Investor Bauer erworben und plant hier Eigentumswohnungen, ein Parkhaus und ein bis zu 8000 Quadratmeter großes Wellness-Paradies, von dessen Außenpool aus man den Harburger Binnenhafen überblicken könne. Statt „EcoCity“ soll das Projekt dann „HafenQuartier“ heißen.

2009 zog die wegen ihres wichtigsten Produktes in Harburg nur „Gummikamm“ genannte NYH nach 153 Jahren aus Harburg nach Lüneburg. Die Produktionsstätten in gründerzeitlichem Industrie-Backsteinbarock verwaisten. Die Fassaden der alten Fabrik stehen unter Denkmalschutz und sind optisch auch ein Juwel. So mancher Harburger träumte sich bereits sein Lottogewinnerloft hinter die hohen Fenster. Investoren schwebte hier von vornherein eher gewerbliche Nutzung und Büroraum vor. Beides wird Wunschtraum bleiben: Durch eineinhalb Jahrhunderte Gummiproduktion sind die Mauern der alten Fabrik mit Schadstoffen belastet, denen Menschen nicht auf Dauer ausgesetzt sein dürfen. Wohnen oder arbeiten direkt in den alten Gemäuern verbietet sich also. An Abriss ist ebenfalls nicht zu denken – dagegen spricht der Denkmalschutz. Das NYH-Gelände ist eine Probleminvestition.

Heruntergekommene Betriebsräume im Inneren der ehemaligen NYH
Heruntergekommene Betriebsräume im Inneren der ehemaligen NYH © HA | Angelika Hillmer

Das zuletzt verfolgte Projekt EcoCity sah vor, Neben den geschützten und belasteten Altbauten ein 65 Meter hohes Hochhaus mit eigenem Windrad zu errichten und die Altbauten als Lagerflächen für die Firmen im Hochhaus zu nutzen. Auch das lehnte das Gesundheitsamt ab. EcoCity modifizierte darauf seine Pläne: Zu dem 65 Meter hohen Turm sollte sich ein zweites, 45 Meter hohes, Gebäude gesellen und an den Problemfassaden ein Parkhaus errichtet werden. Laut Fischer hat EcoCity-Investor Paul Bauer nun aber das Gelände verkauft.

Der neue Investor habe sich an die Fraktionen der Großen Koalition in der Harburger Bezirksversammlung gewandt und dort schon einmal nachgefragt, ob die Kommunalpolitiker sich seine Pläne für das alte Fabrikgelände vorstellen könnten, sagte Fischer gestern.

Den Namen des Investors wollte er zunächst nicht verraten. Nach einigen intensiven und hartnäckigen nachfragen läuft aber alles darauf hinaus, dass dieser Investor die Meridian Spa GmbH ist. Dort hält man sich allerdings noch bedeckt. Meridian-Pressesprecherin Nadine Mielke konnte bis Redaktionsschluss kein Statement ihrer Geschäftsführung erhalten und herausgeben.

Die Idee, die verseuchten Mauern mittels eines Parkhauses von den auf dem Gelände geplanten Neubauten zu trennen, ist geblieben. Einen 65 Meter hohen Hochhausturm wird es allerdings nicht geben. Das wird diverse Harburger freuen, denen das Höhenstreben der Binnenhafeninvestoren langsam unheimlich wird. Der Wellness-Tower als höchstes Gebäude soll 12 Stockwerke haben und an jenem Ende des Gebäudes stehen, das an die Nartenstraße grenzt. In Richtung Hannoversche Straße sollen Eigentumswohnungen entstehen, die, wie Fischer es formulierte, „sich auch Harburger leisten könnten“. Fischer sprach von Wohnungspreisen zwischen 200.000 und 300.000 Euro. „Dafür fallen die Wohnungen dann aber auch kleiner aus“, sagte er.

Meridian Spa wurde 1984 in Hamburg gegründet und betreibt Fitness und Wellness-Anlagen in Hamburg, Berlin, Frankfurt und Kiel. Zumindest in Hamburg liegen die meisten dieser Anlagen in einer wohlhabenden Umgebung, werben mit einem exklusiven und luxuriösen Wellnesserlebnis. Auch preislich setzt sich Meridian deutlich vom zuletzt wachsenden Billig-Fitnesssegment ab.