Hamburg. Seit 1996 will der Hafenbetrieb sein Waltershofer Containerteminal erweitern. Der Regionalausschuss Finkenwerder hat kritische Fragen.
Es war nicht irgendwer, der den Mitgliedern des Regionalausschusses Finkenwerder den Stand der Dinge in Sachen Westerweiterung des Eurogate-Terminals vorstellte: Gunther Bonz ist Generalbevollmächtigter der Eurogate Holding, Vorsitzender des europäischen Verbandes privater Hafenunternehmen und, ja, Geschäftsführer von Eurogate Hamburg.
Der Ausschuss war direkt aufs Terminal eingeladen worden und die Abgeordneten hatten sogar eine exklusive Führung über den Betrieb erhalten, bevor es zum Sachstandsbericht ging. Gleich zu Anfang nahm er dem Tagesordnungspunkt allerdings die zeitliche Brisanz: Gegen die Pläne, 2017 mit dem Umbau des ehemaligen Petroleumhafens zu einem Teil des Terminals zu beginnen, wurde Anfang der Woche eine Sammelklage eingereicht. Das verzögert den Bau wahrscheinlich um Jahre.
„Fast alle Chinesen, die ich kennengelernt habe“, sagte der weltgewandte Bonz, „kennen mindestens zwei Worte der deutschen Sprache: Kindergarten, das ist das positiv besetzte, und Planfeststellungsverfahren. Wenn man bedenkt, dass die ersten Pläne zur Westerweiterung bereits 1996 geschmiedet wurden, merkt man, dass Deutschland das Land mit den längsten Genehmigungsverfahren ist.“
Fairerweise ließ er auch nicht unerwähnt, dass Eurogates Planungselan zwischendurch von EU-Plänen ausgebremst wurde, nach denen der Konzern zwar das Terminal hätte erweitern können, es aber nicht garantiert gewesen wäre, dass Eurogate das Terminal auch behalten darf. Erst, seit diese so genannten Port Packages vom Tisch sind, wird wieder mit voller Kraft geplant.
„Hafenunternehmen brauchen Planungssicherheit und sie brauchen die Möglichkeit, wachsen zu können. Die Sammelklage wird den Ausbau hinauszögern. Verhindern wird sie ihn nicht“, sagte Bonz. „ Ich hoffe nur, dass ich die Einweihung noch vor der Rente erlebe.“
Kurz beschrieben, will Eurogate das Becken des alten Petroleumhafens zuschütten und mit dem ehemaligen Raffinerie- und Tanklagergelände am Bubendey-Ufer zu einer große Fläche verbinden. Direkt an der Elbe sollen zwei Liegeplätze für große Containerschiffe entstehen. Ein Teil der Tanklagerfläche wird zurückgebaut, um den Drehkreis für Großschiffe aus dem Hauptfahrwasser heraus in den Parkhafen zu verlegen.
In Finkenwerder stoßen die Pläne auf Skepsis. Der Insel-Stadtteil ist vom Terminal nur durch das Köhlfleet und Gleisanlagen, zusammen wenige hundert Meter breit, getrennt. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht, als Eurokai das Terminal in Waltershof eröffnet hat, und wir machen uns jetzt bei der Erweiterung wieder Sorgen“, sagte Jutta Vick, Fraktionsvorsitzende der SPD im Regionalausschuss. „Wir fürchten Lärmbelästigung und Lichtverschmutzung.“
In Richtung Finkenwerder könne man den Lärm relativ gut verhindern, sagt Bonz. „Wir haben da an eine Lärmschutzwand aus Leercontainern gedacht, so wie wir es jetzt schon beim bestehenden Terminal machen.
Lauter wird es in Richtung Elbchaussee, deshalb wurde von dem Ufer aus auch geklagt. Trotzdem werden wir auch in die Richtung alle Grenzwerte weit unterschreiten, so dass die Klage letztlich keinen Erfolg haben wird.“
Ob die Terminalerweiterung auch noch notwendig sei, wenn das Elbfahrwasser nicht vertieft wird, wollte der Grüne Jan Newes wissen, und ob Eurogate für diesen Fall einen Plan B hätte.
„Für diesen Fall hat niemand in Hamburg einen Plan B“, sagte Bonz. „Ohne die Fahrrinnenanpassung hat der Hamburger Hafen zwar eine lange Geschichte, aber keine Zukunft. Aber die Anpassung wird kommen. Nur wie sie kommt, liegt noch bei den Gerichten.“
Die Sitzung endete versöhnlich: Mit einem Blumenstrauß und Präsenten wurde der langjährige Ausschussvorsitzende Manfred Jiritschka (SPD) aus dem Amt verabschiedet.