Hittfeld . Seit Jahren liegen Planungen für eine Wohnanlage in der Schublade. Geschehen ist seit Jahren nichts. Ältere Bürger ärgert das

Den Gedanken ans Älterwerden schiebt Helga Müller-Wittling nicht beiseite. „Ich bin zwar noch fit, aber ich weiß, irgendwann wird das anders werden“, sagt die 80 Jahre alte Hittfelderin. Wie viele andere Senioren in ihrer Nachbarschaft rund um den Maschener Kirchweg und anderswo im Ort wünscht sie sich vor allem eines: Wenn sie eines Tages ihr eigenes Haus verlassen muss, möchte sie trotzdem gerne in der Nähe bleiben. Das Problem ist nur, dass es in Hittfeld so gut wie keinen adäquaten Wohnraum für Senioren gibt.

Der Gemeinde Seevetal ist dieses Problem schon seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten bekannt. Auf der Internetseite der Gemeinde hat Bürgermeisterin Martina Oertzen klar formuliert: „Für das Leben im fortgeschrittenen Alter brauchen wir Angebote wie zum Beispiel Seniorenwohnanlagen, Barrierefreiheit und Mehrgenerationenhäuser.“ Während die Situation in anderen Gemeindeteilen wie Meckelfeld oder Maschen in dieser Hinsicht gar nicht so düster aussieht, ist in Seevetals Kernort Hittfeld eine große Lücke geblieben. Und die wird vermutlich noch einige Jahre bestehen bleiben.

Dabei soll das geplante Baugebiet „Nördlich Göhlenbach“ eigentlich die dringend benötigte Abhilfe schaffen. Auf dem Areal ist eine Wohnanlage für Senioren vorgesehen, zuletzt hatte es in der Politik allerdings noch Diskussionen über den genauen Standort gegeben. Mittlerweile scheint zumindest so gut wie sicher zu sein, dass das Seniorenzentrum im südlichen Bereich entstehen soll – die weitere Planung für das Baugebiet ist aber mächtig ins Stocken geraten. Es gibt nicht einmal ein genaues Datum, wann sich die politischen Gremien wieder offiziell mit dem Thema befassen werden.

Überall herrscht Ratlosigkeit über den Fortgang

Wenn man sich bei den Politikern im Gemeinderat umhört, herrscht fast überall Ratlosigkeit darüber, was als Nächstes passieren müsste. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Kirchhoff nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. „Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was derzeit der genaue Sachstand ist“, gibt er zu. Wichtig sei nur, dass endlich mehrere mögliche Investoren für die Seniorenwohnanlage vorgestellt werden würden. Desweiteren wolle er einen Antrag für die nächste Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses stellen, in dem er um den genauen Stand in Sachen Göhlenbach bitten wolle. „Die Bürger können sonst nicht verstehen, warum alles so lange dauert.“

Auch Willy Klingenberg, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, treibt diese Sorge um. Er plädiert deshalb dafür, schon einmal mit der Grundstücksvergabe im Norden, wo Einfamilienhäuser entstehen sollen, zu beginnen, damit wenigstens dort die Bauwilligen nicht noch länger warten müssen. Für das Seniorenzentrum müssten unterschiedliche Betreiberkonzepte vorgestellt werden, findet auch er. Dabei sieht er die Gemeindeverwaltung am Zug.

Die CDU/FDP-Gruppe im Gemeinderat hat sich zwar noch nicht vollständig zu dem Thema beraten, der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Norbert Fraederich kann aber zwei Punkte deutlich machen: „Auch wir wollen eine Seniorenwohnanlage im südlichen Teil, unabhängig vom Anbieter. Die Planung sollte aber in einem Gesamtkonzept umgesetzt werden“, erklärt er. Von Klingenbergs Vorstoß, schon einmal im Norden mit den Einfamilienhäusern zu beginnen, halte man wenig. Fraederich persönlich würde es außerdem als sinnvoll erachten, eine etwa ein Hektar große Fläche im Norden nahe der Zufahrt zum Schulzentrum als Ausgleich für die Fläche, die dem Baugebiet durch das Seniorenzentrum verloren geht, hinzuzunehmen.

Die Worte der Politiker dürften Senioren wie Helga Müller-Wittling wenig Hoffnung machen, dass ihr Traum von einer Wohnanlage bald erfüllt wird. „In der Nachbarschaft, im Kegelklub, überall sprechen wir darüber, wo wir älteren Hittfelder eines Tages hinsollen“, sagt sie. Sie bräuchte ja nur eine – bezahlbare – Wohnung mit anderthalb Zimmern und die theoretische Möglichkeit auf Betreuung. „In der Pflegestufe bin ich ja noch gar nicht“, sagt die gelernte Steuerfachgehilfin, deren Sohn in der Nähe von Bremen lebt. Ihr eigenes Haus, dessen oberste Etage sie bereits vermietet hat, würde sie dann gerne für jüngere Familien freimachen. Dann wäre auch für diese Bevölkerungsgruppe, die ebenfalls händeringend nach Wohnraum in Hittfeld sucht, etwas getan.