Harburg. Als Paketboten getarnt wollten sie offenbar eine ältere Frau in Eißendorf überfallen. Spezialkräfte nehmen vier Männer fest.

Es sind Überfälle, die besonders den älteren und allein lebenden Menschen in der Region Angst machen. Täter, die ungeniert am Nachmittag zuschlagen, die sich als harmlose Paketboten an der Haustür ausgeben und besonders ältere Menschen in ihren Häusern und Wohnungen verletzten und ausraubten – in Norderstedt, in Pinneberg und zuletzt am Dienstag in Harburg. Die gute Nachricht: Beim letzten Überfall hat das Mobile Einsatzkommando (MEK) des Landeskriminalamtes in Kiel zugeschlagen und die vier mutmaßlichen Täter festgenommen.

„Es handelt sich um vier Männer im Alter zwischen 28 und 50 Jahren“, sagt Axel Biehler, Oberstaatsanwalt bei der Staatsanwaltschaft in Kiel. „Und wir haben sie auf frischer Tat um die Mittagszeit in Harburg ertappt.“ Die vier Täter – alle unterschiedlicher Nationalität – wollten bei einer alten Dame in Eißendorf ihre bewährte Masche anwenden. Während einer an der Tür klingelte und sich als Bote ausgab, standen die übrigen drei Täter Schmiere.

Als die Harburgerin die Tür öffnete und der Mann vor der Tür sie mit einer Pistole in der Hand angriff, starteten die Beamten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) des Kieler Landeskriminalamtes den Zugriff. Es gelang den Spezialkräften nicht nur, den Täter an der Tür, sondern auch die drei Komplizen festzunehmen.

„Das war ein grandioser Einsatz der Spezialkräfte. In so einer Situation ist es nicht selbstverständlich, alle vier Täter dingfest zu machen, noch dazu, weil die Täter bewaffnet waren“, sagt Axel Biehler. „Wir sind sehr froh über diesen Fahndungserfolg.“

Die Ermittlungen in dem Fall führte die Kriminalpolizei in Bad Segeberg. Denn einem der vier Männer konnte eine Tat in Norderstedt zugeordnet werden. Am Donnerstag, 24. November, hatte er gemeinsam mit Komplizen eine 79-jährige Rentnerin an der Heidkoppel in Norderstedt in ihrem Haus überfallen. Am Nachmittag gegen 14.45 Uhr klingelte er an der Haustür der Dame. Als sie öffnete, richtete der Täter eine Waffe auf die Rentnerin, drückte sie in den Hausflur und forderte Schmuck und Bargeld.

Nachdem die verängstigte Frau alles ausgehändigt hatte, fesselte und knebelte sie der Räuber. Gemeinsam mit einem zweiten Mann durchsuchte der Mann das gesamte Haus der Frau nach weiteren Wertgegenständen. Schließlich machten sich die Täter mit etwas Schmuck und nur einem geringen Bargeldbetrag aus dem Staub. Kurze Zeit später erschien eine Nachbarin bei der Rentnerin, befreite sie und benachrichtige die Polizei und den Rettungsdienst.

„Es ist eine ganz besonders fiese Art des Überfalls“, sagt Axel Biehler. „Die Männer kommen am helllichten Tag, keiner schöpft da Verdacht oder glaubt ernsthaft, an der eigenen Haustür überfallen zu werden.“ Offenbar haben sich die Räuber bewusst die Vorweihnachtszeit ausgesucht. „Da sind so viele Paketboten unterwegs, dass sie mit der Masche nicht weiter auffallen.“

Alle vier Täter werden nun wegen des versuchten schweren Raubes in Harburg angeklagt, der für den Raubüberfall in Norderstedt verantwortliche Täter zusätzlich wegen des vollendeten schweren Raubes. Sie wurden am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. „Wir gehen in allen vier Fällen von hohen Strafen aus. Deswegen haben wir Untersuchungshaft beantragt“, sagt Biehler.

Unterdessen laufen die Ermittlungen weiter. „Wir untersuchen, ob die Täter für weitere Überfälle dieser Art verantwortlich sind. Außerdem haben wir Anhaltspunkte, dass die Männer auch diverse Einbrüche in der Region begangen haben könnten.“

Ein Fall aus Pinneberg weist deutliche Parallelen zu den Fällen in Norderstedt und Harburg auf. Fünf Tage nach dem Überfall in Norderstedt, am 29. November, gaben sie sich bislang unbekannte Täter als Paketboten aus und überfielen an der Schenefelder Landstraße ein Rentnerehepaar in seinem Einfamilienhaus.

Die Männer hatten – wie in Norderstedt – gegen 14.50 Uhr an der Haustür geklingelt. Als der Ehemann die Tür öffnete, stürmten die Räuber in das Haus und überwältigten die Bewohner. Sie fesselten ihre Opfer, durchsuchten sämtliche Zimmer und flüchteten mit einem niedrigen vierstelligen Bargeldbetrag und Schmuck. Das Ehepaar konnte sich selbst befreien und alarmierte über den Notruf die Polizei.

Und auch am Sonnabend, 10. Dezember, gab es in Norderstedt einen Überfall, der Ähnlichkeiten zu den übrigen Fällen hat. Gegen 0.10 Uhr klopften unbekannte Täter an der Terrassentür eines Hauses an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße. Ein 15-Jähriger öffnete die Tür arglos und wurde von einem der Täter mit vorgehaltenem Messer zurück in die Wohnung gedrängt. Die bewaffneten Täter weckten die schlafende Mutter und erpressten Schmuck und Bargeld. Ehe sie unerkannt flüchteten, fesselten sie Mutter und Sohn.