Finkenwerder . Unten hui, oben Rohbau: Für Finkenwerders Vorzeigeobjekt fehlen Mieter. Jetzt wird über eine Nutzungsänderung nachgedacht.
Unten Einzelhandel, oben Gastronomie und Gewerbe; dazu eine Uferpromenade als zweiter Zugang zum Finkenwerder Kutterhafen mit einem weiteren Anleger für Traditionsschiffe und alles auf einem ehemaligen Werftgelände: Die Pläne für das maritime Einkaufszentrum am Köhlfleet-Hauptdeich waren so etwas, wie Finkenwerders Vision einer eigenen Hafencity.
Nur wahr geworden ist sie noch nicht ganz: Während der Einzelhandel in Form eines Aldi und eines Edeka-Marktes seit drei Jahren da ist, stehen die beiden Stockwerke über dem Edeka genauso lange leer. Die Finkenwerder ärgert das. Ihre Kommunalpolitiker hatten deshalb gestern einen Vertreter der Aldi-Immobilien GmbH in den Regionalausschuss eingeladen. Florian Scholz war der Einladung gefolgt und musste sich einige heftige Vorwürfe anhören.
Mehrere Interessentensind wieder abgesprungen
„Drei Jahre sind eine ziemlich lange Zeit“ eröffnete Ralf Neubauer, Ortsvereins-Vorsitzender der Finkenwerder SPD, das Feuer. „Wenn hier an den geplanten Nutzungen etwas geändert werden muss, um die Vermietung zu beschleunigen, sind wir gesprächsbereit, aber man muss mit uns reden und erst einmal wollen wir auch wissen, welche Bemühungen es bislang von ihrer Seite gegeben hat.“
Neben dem Leergutautomaten des Edeka-Marktes geht es zwei Stockwerke nach oben. Im ersten ist gemischtes Gewerbe vorgesehen: Arztpraxen, Büros oder Kanzleien. Insbesondere die Möglichkeit, dass hier Arztpraxen entstehen könnten, hatte bei den Finkenwerdern Hoffnungen geweckt, dass der Fachärztemangel, der Finkenwerder genau wie alle anderen Stadtteile in Randlagen trifft, so abgemildert werden könnte.
„Ich habe von verschiedenen Ärzten gehört, die bei Ihnen Räume mieten wollten und erst hingehalten und später dann mit immer höheren Mietforderungen vergrault wurden“, sagte Jutta Vick, Fraktionsvorsitzende der SPD, „In Finkenwerder entsteht der Eindruck, dass Sie das Einkaufszentrum als Abschreibungsobjekt führen.
Aldi-Immobilienmanager Florian Scholz dementierte das: „Abschreibungen durch Leerstände sind weder unser Ziel noch unsere Art“, sagte er. „Wir wollen Geld verdienen und die Investitionen wieder hereinholen, die wir getätigt haben und noch tätigen werden.“
Da Aldi die oberen Stockwerke erst dann fertig ausbauen möchte, wenn man Mieter hat, sind sie noch im Rohzustand. Deshalb warten noch weitere beträchtliche Investitionen auf den Konzern. Durch den derzeitigen Bauboom wird der Ausbau der Gewerbeetagen auch nicht günstiger.
Für die erste Etage habe man durchaus Interessenten, sagt Scholz: „Probleme macht die zweite Etage. Hier ist auf der gesamten Fläche Gastronomie vorgesehen und dafür haben wir noch kein Unternehmen begeistern können.“
Nutzungsänderung für den zweiten Stock wird diskutiert
Scholz könne sich deshalb vorstellen, demnächst mit den Kommunalpolitikern zu verhandeln, ob man den Durchführungsvertrag ändern könnte, der im zweiten Stock bislang die Nutzung als Restaurant vorschreibt. „Für andere Nutzungen, beispielsweise als Kindertagesstätte oder als türkischen Hochzeitssaal hatte ich schon Anfragen.“
Was die Mieten angeht, sagte Scholz, hätten die Vorstellungen der Interessenten zu weit unter dem gelegen, was seine Firma als Schmerzgrenze hat. Um die Investitionen wieder herein zu holen, müsse man „deutlich marktübliche“ Preise nehmen, wie Scholz es formulierte. „Wenn potenzielle Mieter dann drei oder vier Euro pro Quadratmeter zahlen wollen, ist das eindeutig zu wenig.“
Für den Ausbau der oberen Etagen benötigt die Aldi-Immobilien-GmbH eine eigene Baugenehmigung. Die will sie allerdings erst beantragen, wenn beide Stockwerke vermietetet sind. Deshalb bremst der Leerstand des oberen die Vermietung des unteren aus.
Auch der Zugang zum Kutterhafen ist noch nicht realisiert, wie Ralf Neubauer bemängelte. Dass hinge mit dem Leerstand zusammen, sagte Scholz. „Dadurch, dass hier derzeit keine soziale Kontrolle stattfindet, haben wir auf der Uferseite ein Vandalismusproblem. Das wollten wir nicht auch noch über die Flutmauer hinaus ausdehnen“, sagte der Manager.
Mathias Lloyd, Fraktionschef der CDU, bedankte sich bei Scholz für die Erklärungen. „Wir sind ja froh, dass Sie überhaupt mal kommen“, sagte er. „Das war ja nicht die erste Einladung. Aber so langsam muss hier mal was passieren.“
Scholz versprach, dass es demnächst losgehen könne. Sobald er einen sicheren Mieter für die zweite Etage habe, würde er mit dem Ausschuss über eine Nutzungsänderung verhandeln. Ralf Neubauer würde ihn gerne beim Wort nehmen. „Dann müssen aber auch alle Karten auf den Tisch“, sagt er.