Das repräsentative Gründerzeit-Haus an der Buxtehuder Straße soll sich als Musik-Club und Event-Location etablieren.
Dass die alte Industriellenvilla an der Buxtehuder Straße 35 seit diesem Herbst nachts bunt leuchtet, ist das Zeichen für einen Neuanfang, denn schon vor zwei Monaten wurde aus der „Villa Harburg“ das „Maison Musique“. Maria Strickert hat die Event-Location mit ihrem Mann Ralf zusammen übernommen und will sie nun zum Erfolg führen. „Das Gebäude strahlt innen und außen eine so tolle Atmosphäre aus, dass es zum Feiern richtig einlädt“, sagt sie.
In der Gründerzeit bauten die Besitzer und Direktoren der neu entstandenen Harburger Industriebetriebe ihre Villen so an den Heimfelder Geesthang, dass sie ihre Fabriken von dort aus im Blick hatten. Auch entlang der Buxtehuder Straße entstanden deshalb zahlreiche prächtige Häuser.
Das Haus Buxtehuder Straße 35 wurde 1887 für den Direktor einer der Ölmühlen und seine Familie erbaut. Direkt an der Straße und mit Blick auf die Industrie mögen feine Leute aber längst nicht mehr wohnen. So kam es für die Villen an der Buxtehuder Straße zu zahlreichen Umnutzungen. In dieser hier war zum Beispiel lange ein chinesisches Restaurant. In andere sind längst Büros eingezogen.
Etwa seit der Jahrtausendwende versuchten sich diverse Harburger daran, das alte Haus mit neuem Leben zu füllen. Man kann nicht sagen, diese Leute seien gescheitert, denn jeder kam sowohl mit der Sanierung des Hauses, als auch mit der Etablierung der Villa als Event-Location weiter als sein jeweiliger Vorgänger, aber irgendwann gaben alle auf, bevor sie ganz fertig waren.
Zuletzt war es „Bolero“-Macher Oliver Klühn, der mit der Villa Harburg einen ziemlich guten Start hinlegte. Dann allerdings machten sich bei ihm Gäste breit, die den Großteil des rechtschaffenen Publikums vergraulten. Der Umsatz brach ein, Klühn warf das Handtuch.
Die unangenehmen Gäste sind definitiv raus. Maria und Ralf Strickert arbeiten daran, dass das auch alle mitbekommen, die der Villa einst den Rücken kehrten. „Den Ruf wieder herzustellen, ist harte Arbeit“, sagt Maria Strickert. „Wir merken das immer noch, wenn wir hier Partys veranstalten, die sich an eine breite Öffentlichkeit richten. Bei allem, was eine ganz bestimmte Zielgruppe hat, brummt der Laden zum Glück.“
Maria Strickert ist Gastro-Profi. Fast zwei Jahrzehnte lang führte sie die Gaststätte „Bei Maria“ im Phönix-Viertel, in deren Anbau der Musikclub „Marias Ballroom“ entstand. Die Kneipe überließ sie vor eineinhalb Jahren den Club-Betreibern. „Eigentlich wollte ich mich zur Ruhe setzen, aber das hielt ich nicht lange aus“, sagt sie.
Also übernahmen ihr Mann und sie die Villa und wandelten sie zum „Maison Musique“ um. Ein ambitioniertes Projekt: Neue Farben, neues Licht, ganz neues Konzept. Eine wichtige Neuerung: das DJ-Pult kam hinunter auf die Tanzfläche im riesigen Empfangsbereich der Villa. „Die Kommunikation des DJ mit dem Publikum ist uns wichtig“, erklärt Maria Strickert diesen Schritt.
Der neue Club soll, so planen es die Strickerts, als Treffpunkt der Harburger Szene dienen und gleichzeitig Strahlkraft über die Elbe bis nach Hamburg entfalten. Ausgewählte Discjockeys und Künstler sollen dafür sorgen, dass es klappt.
An diesem Freitag wagt das Maison Musique eine weitere Neuerung: Live-Musik in der Villa. Die Harburger Soul- und Pop-Diva Ronja Hilbig gibt sich die Ehre und wird im Salon ein Akustik-Konzert in intimer Atmosphäre geben. Beginn ist 21 Uhr, der Eintritt ist frei. Nach dem Konzert legt ein DJ bis in die Puppen Partymusik auf. Ronja Hilbig hat sich schon mal umgeguckt und ist begeistert. „Die Ausstrahlung der Räume haut einen um“, sagt sie.
„Südlich der Elbe entsteht mit der Maison Musique ein neuer Ort für gute Musik“, sagt Ralf Strickert. Bildenden Künstlern will er außerhalb des Partybetriebs Raum bieten, ihre Werke zu präsentieren. Auch das soll helfen, ein breites Publikum zurückzuholen.
Wenn die Villa wieder läuft, ist im nächsten Schritt ein Bistro-Betrieb geplant. Unter der Woche soll es Speisen aus saisonalen Zutaten von regionalen Erzeugern geben, die sich durch ihre Frische auszeichnen und „á la minute“ zubereitet werden. Sonntags soll hier die Party der vorigen Nacht ab 10 Uhr ganz entspannt in Brunch und Frühstück übergehen, um den Pistengängern einen guten Start in den Tag zu bereiten.