Harburg/Wilhelmsburg. Bund bewilligt Zuschüsse für Bornemannsches Haus im Binnenhafen und Honigfabrik in Wilhelmsburg.
Thomas Sulzyc
Die Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) durften sich gestern fühlen wie Wohltäter. Zumindest waren sie die Überbringer einer frohen Botschaft: In den Haushaltsberatungen des Bundes für 2017 konnten sie insgesamt 68 Millionen Euro für diverse kulturelle Projekte der Hansestadt aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm lockermachen.
Ein warmer Geldregen, von dem auch Harburg und Wilhelmsburg profitieren: Zwei Millionen Euro bewilligt der Bund demnach für das Bornemannsche Haus an der Harburger Schloßstraße, weitere 260.000 Euro gibt es für die Honigfabrik in Wilhelmsburg.
Als Arne Weber, Chef von HC Hagemann, gestern von der guten Nachricht erfuhr, war die Freude riesig. Ende 2006 hatte er das mehr als 400 Jahre alte Gebäude gekauft: eines der ältesten in ganz Hamburg. Jetzt sollen dort 13 Wohngruppen für 26 bis 30 Studierende und Auszubildende entstehen. Investor Weber selbst ist ebenfalls mit zwei Millionen Euro dabei. Geht alles nach Plan, ziehen die neuen Bewohner in der zweiten Jahreshälfte 2018 ein.
Seit 2014 steht das Gebäude nun leer. Unzählige Besprechungen mit den Experten des Hamburger Denkmalschutzamtes habe es seither gegeben. Außerdem wurde ein bauhistorisches Gutachten erstellt und ein restauratorisches - das eine, um das genaue Alter einzelner Bauteile zu bestimmen – das Haus ist mehrfach umgebaut sowie in den 1950er-Jahren saniert worden.
Das andere, um die besonderen Kostbarkeiten im Inneren aufzuspüren. Die Gespräche zwischen Denkmalschützern und Investor wurden immer komplizierter. Am Veto der Denkmalschützer scheiterten 2013 auch die Pläne, in dem historischen Komplex ein sogenanntes Boardinghouse unterzubringen, eine Herberge mit Zimmern und Appartements die Wohnen auf Zeit ermöglichen.
Zu den Besonderheiten des alten Gebäude gehört, dass es im Innern sehr kleinteilig ist. Gegen die Pläne des Investors, an der ein oder anderen Stelle Wände einzureißen stemmten sich die Denkmalschützer mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln: Das Aus für die hotelähnliche Herberge.
Jetzt also Studenten und Auszubildende: dass Letztere auch dort einziehen können, dafür hatte sich Johannes Kahrs beim Ortsbesuch Anfang des Jahres stark gemacht. Hier Wohnraum für junge Leute zu schaffen, das habe ihn gleich überzeugt, so Hadrych. Er glaubt fest, dass junge Leute offen sind für Wohnen in historischem Ambiente und kleinen Räumen: „Sie sind empfänglich für diesen Charme.“
Die Gesamtkosten zur Restaurierung der Honigfabrik in Wilhelmsburg belaufen sich auf 520.000 Euro. Die Finanzierung setzt sich aus 260.000 Euro aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Deutschen Bundestags, 160.000 Euro der Freien und Hansestadt Hamburg aus dem Sanierungsfonds für Stadtteilkulturzentren und 100.000 Euro Eigenleistung des Vereins Honigfabrik Kommunikationszentrum Wilhelmsburg zusammen.
Die 110 Jahre alte Honigfabrik ist ein Industriedenkmal aus der Gründerzeit. Ursprünglich wurde in ihr Margarine produziert. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges kam die Fabrik als Standort zur Herstellung von Honig zu ihrem heutigen Namen. Seit dem Jahr 1979 ist das am Veringkanal gelegene Gebäudeensemble ein Stadtteilkulturzentrum.
Durch die in die Jahre gekommene Fassade der heutigen Bootshalle an der Industriestraße dringt Feuchtigkeit. Die aus der Gründerzeit stammenden Stahlfachwerkträger weisen starke Schäden auf. Türen und Fenster sollen ausgetauscht werden. Restauriert wird auch der 25 Meter hohe Schornstein aus rotem Backstein und das Tor an der Industriestraße.
In der alten Bootshalle hat ein früheres Beiboot der kaiserlichen Marine ihr Winterquartier, die 1906 gebaute „Alte Dame“. Jugendliche arbeiten im Winter an dem 8,50 Meter langen Segler. „Zur Belohnung gehen sie im Sommer mit dem Schiff auf Ferienfreizeit“, sagt Honigfabrik-Geschäftsführer Thomas Giese.
Die Honigfabrik mache eine tolle Arbeit, sagt der Bürgerschaftsabgeordnete Michael Weinreich (SPD). Er hat sich deshalb entschieden für deren Förderung eingesetzt. Ebenso der Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD) aus Wilhelmsburg. Er sagt: „Man muss den Mitgliedern der Honigfabrik danken für ihren unermüdlichen Einsatz für den Erhalt des Industriedenkmals.“