Wilhelmsburg. Wilhelmsburger wollen keine Abfahrt an der Otto-Brenner-Straße und fordern nachdrücklich eine Trasse im Tunnel.

Die Anschlussstelle der geplanten Autobahn A26-Ost (auch Hafenpassage genannt) an die Autobahn 1 bei Stillhorn könnte näher an die Wohnbebauung im Wilhelmsburger Ortsteil Kirchdorf heranrücken als bisher erwartet. Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation und die Projektentwicklerin DEGES prüfen eine von der Autobahnanschlussstelle Stillhorn versetzte eigene Anschlussstelle der A 26-Ost an der Otto-Brenner-Straße. Einige Details wurden am Dienstagabend im Regionalausschuss Wilhelmsburg genannt. In einer ersten Reaktion äußern selbst Befürworter der neuen Autobahn Bedenken und fordern eine verträglichere Lösung für Anwohner.

Die Autobahnplaner hält es auf zwei verschiedene Weisen für möglich, die Hafenpassage an die A 1 anzubinden. Eine Lösung könnte eine kombinierten Autobahnanschlussstelle von A 1 und A 26-Ost an dem jetzigen Autobahndreieck Stillhorn sein, die andere eine getrennte Autobahnanschlussstelle an der vierspurigen Otto-Brenner-Straße.

Favorit der Projektentwicklerin DEGES ist offenbar die Anschlussstelle an der Otto-Brenner-Straße. Diese Lösung gilt als kostengünstiger, die Rede ist von 70 Millionen Euro weniger Baukosten. Sie wäre auch sicherer für den Fahrzeugverkehr. An einer kombinierten Anschlussstelle wären die Auffahrten kürzer als üblich. Die Autofahrer müssten sich auf 200 Metern in den Autobahnverkehr einfädeln, hieß es im Regionalausschuss.

Sebastian Haß, der DEGES-Projektleiter für den Planungsabschnitt der A 26-Ost in Wilhelmsburg, widerspricht Darstellungen, dass für den Autobahnbau entlang der Siedlung Katenweg in Kirchdorf Eigenheime abgerissen werden müssten. „Entgegen den Gerüchten sind keine Gebäude betroffen“, sagt er.

Autobahngegner gehen dagegen von mindestens sechs Häusern aus, die abgerissen würden. Bis zu 20 Gebäude könnten von den Bauarbeiten, bei denen viel Grundwasser abgepumpt werden müsste, betroffen sein, hieß es im August bei einer Kundgebung im Katenweg. Der Verein Zukunft Elbinsel hatte dabei den damals noch nicht offiziell bestätigten Plan für eine Anschlussstelle an der Otto-Brenner-Straße öffentlich gemacht. Wird die Anschlussstelle an der Otto-Brenner-Straße Wirklichkeit, bekämen mindestens 50 Anwohner in den Straßen Altendeichweg und Alter Deich eine Lärmschutzwand vor die Eigenheime gesetzt. Wie hoch und breit die Wand errichtet würde, ist noch offen.

Sprecher aller Fraktionen im Regionalausschuss Wilhelmsburg der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte fordern andere Lösungen, um die Anwohner besser vor den Auswirkungen der Autobahn zu bewahren. „Verträglichkeit für Anwohner kann nicht bedeuten, eine Lärmschutzwand zu bauen“, sagt Sören Janssen (Grüne).

Bisher soll die A 26-Ost von Kirchdorf bis Stillhorn teils unterirdisch, und teils oberirdisch entlang führen. Kesbana Klein (SPD) fordert die DEGES auf, zu prüfen, den Autobahnabschnitt auf der etwa einen Kilometer langen Strecke komplett in einem Tunnel zu bauen. Das wäre verträglich für die mehr als 6000 Bewohner der Großsiedlung Kirchdorf-Süd. „Wir haben Kirchdorf-Süd mit stark frequentierten Straßen zugebaut. Das darf man nicht so runterspielen“, sagt Kesbana Klein. Auch Jörn Frommann (CDU), der sich zum Bau der Hafenpassage bekennt, fordert Nachbesserungen, um die Menschen in Wilhelmsburg weniger zu belasten. Stefan Dührkop (Linke) lehnt die Planung ab und fordert, die Ertüchtigung der Haupthafenroute im Norden der Elbinseln zu prüfen. Von Januar bis Juli will die DEGES in Stadtteilgesprächen und Workshops mit den betroffenen Bewohnern in Wilhelmsburg diskutieren. Einfluss wird die Bürgerbeteiligung kaum nehmen: „Nicht das Ob der Autobahnplanung steht zur Frage“, sagt Sebastian Haß, „und das Wie beschränkt sich auf einen relativ engen Korridor.“