Fischbek/Neugraben. Interessenten beklagen schleppende Erschließung, mangelnde Informationen und zusätzliche Steuerbelastung durch Bauherrenbindung.

Die Prospekte und Pressemeldungen lesen sich durchweg positiv: Vermarktung und Entwicklung der Neubaugebiete NF 65, Handelsname „Vogelkamp“, und NF 66, Handelsname „Fischbeker Heidbrook“, laufen bestens; eigentlich, so gewinnt man aus den Veröffentlichungen der Internationalen Bauausstellung (IBA), die die Gebiete vermarktet den Eindruck, ist Übermorgen alles fertig.

Fragt man allerdings potenzielle Bauherren, die sich Grundstücke in den beiden Gebieten reserviert haben, bekommt man einen anderen Eindruck: Die Erschließung verzögert sich, die Kommunikation mit der IBA hakt, Grundstücke warten mit bösen Überraschungen auf und die Bauherrenbindung treibt die Grunderwerbssteuer in die Höhe.

„Viele Interessenten in diesen Gebieten sind so genervt, dass sie sich nach Alternativen im nahen Niedersachsen umgesehen haben“, sagt Ralf Dieter Fischer, als Fraktionsvorsitzender der CDU in der Harburger Bezirksversammlung, Rechtsanwalt in Neugraben und Einwohner Fischbeks dreifach mit der Situation befasst. „Das kann nicht im Interesse der Hamburger Politik sein.“

Fischer verfolgt das Thema, hat schon mehrere Anfragen an die Bezirksverwaltung dazu gestellt. Die neuste befasst sich mit der Grunderwerbssteuer. „In den beiden Neubaugebieten vergibt die IBA Grundstücke nur im Rahmen enger Gestaltungsvorschriften für die Häuser und bei Übernahme geltender Musterentwürfe“, sagt er. „Das führt dazu, dass das Finanzamt die Grunderwerbssteuer nicht nur auf das Grundstück sondern auch auf den Wert des Hauses erhebt.“

Bauinteressenten hätten deshalb oft eine zusätzliche Steuerlast von bis zu 10.000 Euro zu finanzieren, sagt Fischer. „Das ist, wenn man junge Familien mit günstigen Baukosten anlocken möchte, eine erhebliche Summe. das muss sich doch besser lösen lassen“.

Experten kennen allerdings keinen Weg, die erhöhte Steuer legal zu umgehen. „Da gibt es keine Möglichkeit, die wir unseren Kunden empfehlen könnten“, sagt Carsten Schmuckall, Sprecher der Sparkasse Harburg Buxtehude, „deshalb ist die Bauherrenbindung auch überall, wo sie auftritt, in der Kritik. Trotzdem ist so eine Bauherrenbindung nicht ungewöhnlich.“

Im Vermarktungsbüro der IBA für das Neubaugebiet Vogelkamp steckten schon früh viele Reservierungsnadeln in der Grundstückskarte.
Im Vermarktungsbüro der IBA für das Neubaugebiet Vogelkamp steckten schon früh viele Reservierungsnadeln in der Grundstückskarte. © xl | Lars Hansen

Im Vogelkamp stehen Interessenten für den dritten Bauabschnitt 31 Hausmodelle in letztlich 66 Kombinationen zur Auswahl. „Es sind moderne, einfache Häuser, die das naturnahe norddeutsche Setting widerspiegeln“, sagt IBA-Projektkoordinatorin Silke Schumacher im Werbevideo für das Baugebiet, und ihre Chefin Karen Pein setzt im selben Clip nach: „Wir achten darauf, dass die Architektur unsere Dachmarke „naturverbunden Wohnen“ wiedergibt.“

Dass die Bauherrenbindung für ihre Kunden eine Mehrbelastung bedeutet, ist der IBA anscheinend nicht komplett bewusst: „Über die Erhebung der Grunderwerbssteuer entscheidet das zuständige Finanzamt. Darauf weisen wir unsere Kunden hin“, sagt Stefan Laetsch, Pressesprecher der Baugesellschaft.

Bauherren fühlen sich dadurch eher verunsichert und im Stich gelassen: „Wir haben mehrmals nachgefragt und bei der IBA nie eine konkrete Antwort bekommen“, sagt Franziska Krieger. Sie möchte mit ihrem Mann ein Einfamilienhaus im dritten Bauabschnitt errichten. „Unser letzter Ansprechpartner war sich aber sicher, dass die Steuer nur auf das Grundstück fällig wird. Nur festlegen wollte er sich nicht Und nun stellt sich mal wieder alles anders dar.“

Die Steuerfrage ist nicht das einzige, was Franziska Krieger nervt. „Die Erschließung ist noch nicht abgeschlossen, eine verbindliche Höhenplanung für unseren Abschnitt gibt es auch noch nicht. Der Termin der Hochbaureife verschiebt sich immer weiter nach hinten. Erst hieß es: im Sommer. Jetzt wurde der November angekündigt, aber bis dahin sind es nur noch zwei Wochen und ich sehe im Baugebiet wenig Fortschritte.“ Ständig haben die Kriegers neue Ansprechpartner. Das verunsichert sie. „Es stimmt, dass unter den Mitarbeitern viele Studenten sind“, sagt sie, „aber das sind noch die Besten.“

Demnächst wird Franziska Krieger jeden Tag an ihrem Baugrundstück vorbeifahren. Aber noch nicht, um zu bauen. „Ich muss den Kindergartenplatz für unser Kleines jetzt wahrnehmen, sonst verfällt er. Dann fahre ich mit dem Kind jeden Tag von der Veddel nach Fischbek und zurück.“

„Mit diesen beiden Gebieten und dem neuen Gebiet NF67 hat die IBA fast ein Monopol auf Einzelhausgrundstücke im Hamburger Süden“, sagt Ralf-Dieter Fischer,“ ich bezweifele, dass das gut ist.“