Hoopte. Verkehrs-Infarkt im Hamburger Süden: Wer schlau ist, kreuzt die Elbe mit der Fähre. Doch selbst dort gibt es Staus.

Tägliche Staus auf Autobahnen und Bundesstraßen im Hamburger Süden und auf niedersächsischem Gebiet treiben Autofahrer in die Verzweiflung. Gestern Morgen standen die Autos auf der A7 Richtung Norden wegen der Dauerbaustelle vor dem Elbtunnel erneut auf mehr als zehn Kilometern bis Fleestedt.

Autofahrer mussten eine Stunde zusätzlich einplanen. Auch auf der A 39 ging zeitweise nichts mehr. Die Harburger Innenstadt war ebenfalls verstopft. Rund um das Phoenix-Center und die Metro herrschte Stillstand.

Immer mehr Autofahrer suchen sich deshalb Ausweichstrecken. Statt sich in den Stau zu stellen, setzen viele mit dem Schiff über die Elbe. An den Anlegern der Fähre Glückstadt-Wischhafen und in Hoopte zum Zollenspieker Fährhaus herrscht seit Tagen Hochbetrieb.

Dass es mit der Fähre nicht zwangsläufig schneller vorangeht, erleben Autofahrer zurzeit in Wischhafen: Wer mit dem Auto gestern die halbstündige Überfahrt nach Glückstadt antreten wollte, musste anderthalb Stunden warten. In umgekehrter Richtung dauerte es ab Glückstadt eine Stunde bis zum Check-In.

Fährmann Dariusz Bednarkiewicz:
Fährmann Dariusz Bednarkiewicz: © HA | Fähre Zollenspieker

Gute Karten haben Autofahrer, die die Zollenspieker-Fähre von Hoopte aus nehmen. Wegen des starken Verkehrsaufkommens fahren zurzeit zwei Fähren auf der Strecke. Die Wartezeit dauert fünf bis zehn Minuten, die Überfahrt dauert zehn Minuten. „Bei uns herrscht infolge der Sperrungen auf den Autobahnen seit Tagen sehr viel Betrieb. Wir fangen um sechs Uhr an und sind spätestens um 7 Uhr mit zwei Fähren auf der Strecke“, sagt Dariusz Bednarkiewicz, Geschäftsführer der Erlebnis-Reederei Zollenspieker-Hoopte. Normalerweise reicht eine Fähre.

Die „Hoopter Möwe 2“ hat Platz für 25 Pkw, auf die Reserve-Fähre „Spieker Möwe“ passen 14 Pkw. Zwei Schiffsführer und drei Kassierer sind im Dauereinsatz. „Wir nehmen alles mit, was rollt. Vom Trecker bis zum 40-Tonner “, sagt Bednarkiewicz, der den Fährbetrieb koordiniert und wenn Not am Mann ist selbst als Schiffsführer ans Ruder geht.

Am langen Wochenende wurde die Startzeit wegen des hohen Verkehrsaufkommens von 9.30 auf 8 Uhr vorverlegt. „Auch am kommenden Wochenende fangen wir wieder um 8 Uhr an und sind mit zwei Fähren dabei. Damit es keine Wartezeiten gibt“, sagt der Geschäftsführer mit Blick auf die geplante Vollsperrung der A1.

Per Facebook hat die Reederei Kunden über die bevorstehende Sperrung zwischen Hittfeld und Rade informiert. „Leider berichten die Radiostationen nicht darüber, dass es uns als Ausweichmöglichkeit gibt. Wir haben es mehrfach bei den Sendern angeregt, wurden aber mit dem Argument abgebügelt, dass unsere Fähre Geld kostet“, sagt Bednarkiewicz. Auch Gespräche mit den Behörden wie der Hamburger Senatskanzlei für eine weiträumige Ausschilderung zur Fähre blieben bisher ohne Erfolg.

Eincheckenauf der  Fähre Hoopte-Zollenspieker
Eincheckenauf der Fähre Hoopte-Zollenspieker © HA | Jörg Riefenstahl

Viele Kunden glaubten immer noch, dass die Fähre zwischen Hoopte und Zollenspieker nur bis Ende Oktober verkehrt. „Wir fahren schon seit Jahren bis Ende November“, sagt der Geschäftsführer. Wenn es die Verkehrssituation hergebe und genug Autos kommen, würde der Betrieb darüber hinaus fortgesetzt. „Ziel ist, dass wir den ganzen Winter fahren, solange kein Eisgang ist. Wir wünschen uns, dass die Behörden dafür sorgen, dass eine Beschilderung zu unserer Fährverbindung kommt.“

Die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen kann sich über mangelnde Rundfunkpräsenz nicht beklagen. Informationen über Wartezeiten und Ausfälle sind fester Bestandteil im Verkehrsfunk. Dennoch versuchen Autofahrer, über die Verbindung den Staus im Hamburger Süden zu entkommen. Sie warten lieber am Anleger als auf der Straße „Die hohen Wartezeiten bis zu anderthalb Stunden am Wochenende und am Dienstag sind auf die Baustelle am Elbtunnel und den starken Rückreiseverkehr nach dem Feiertag zurückzuführen“, sagt Geschäftsführerin Hildegard Both-Walberg.

Alle 20 Minuten fahren vier Schiffe mit Platz für jeweils 50 Pkw zwischen Glückstadt und Wischhafen im Pendelverkehr. Die Überfahrt dauert 30 Minuten und kostet für einen Pkw mit Fahrer 8,50 Euro. Biker zahlen 5.50 Euro. Jeder weitere Erwachsene zahlt zwei Euro, Kinder 1 Euro.

Als weitere Ausweichroute zur Dauerbaustelle auf der A 39 zwischen Winsen und Maschen nutzen viele Autofahrer die Elbbrücke auf der B 404 zwischen Handorf und Geesthacht. Aber auch dort staut es sich. „Der Grund ist eine Ampelkreuzung auf schleswig-holsteinsicher Seite“, sagt ein Sprecher der Winsener Polizei. Autofahrer aus dem Norden biegen von der B 404 links auf die A 25 Richtung Hamburg ab.

Aus der Gegenrichtung müssen Autofahrer auf der B 404 warten. „Wir haben hier zurzeit die doppelte Menge an Fahrzeugen wie sonst. Die Ampelschaltung ist überfordert“, sagt der Sprecher. Aber es gibt Hoffnung: Ende des Monats haben Autofahrer auf der A39 wieder freie Fahrt.