Hittfeld . Eltern eines 18-Jährigen aus Seevetal erheben nach Hittfelder Dorffest schwere Vorwürfe gegen Security.

Das Hittfelder Dorffest vom vorigen Wochenende hat möglicherweise ein juristisches Nachspiel. Es steht der Vorwurf im Raum, dass ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der für das Fest engagiert worden war, einen 18-Jährigen ohne erkennbaren Grund angegriffen und krankenhausreif geschlagen haben soll. Das sagten die Eltern des Jungen und ein Zeuge (17), der den Vorfall in der Nacht zu Sonntag auf dem Schillerplatz in Hittfeld beobachtet hat.

Die Polizei erstattete Anzeige wegen versuchter Körperverletzung gegen den Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Gleichzeitig ermittelt die Polizei wegen des Verdachts der versuchten Körperverletzung gegen den Jungen.

Es ist Sonnnabendabend, kurz vor Mitternacht, als es nach Angaben der Polizei zu einer Rangelei zwischen mehreren jungen Leuten am Rande des Stadtfestes vor der Hittfelder Kirche kommt. Mehrere junge Leute sind zu diesem Zeitpunkt alkoholisert.

Luka D. aus Seevetal sitzt nach eigenen Angaben mit seiner Freundin etwas abseits, auf einer kleinen Treppe neben der Fleischerei am Schillerplatz. Der junge Mann aus Seevetal, der in Hamburg lebt und das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium besucht, hat am Sonnabend mit Freunden seinen 18. Geburtstag gefeiert, „bei guter Laune im Garten gegrillt und ein paar Bierchen getrunken“, wie er sagt. Und er ist an dem Tag mit Freunden mit einer Stretchlimo durch Hamburg gefahren. „Es sollte der schönste Tag in seinem Leben werden“, sagt sein Vater Christian D., Werbetechniker aus Seevetal.

Aber der schönste Tag endet für Luka in einem Alptraum. Abends geht er mit Freunden auf das Hittfelder Dorffest. „Ich saß mit meiner Freundin auf der kleinen Treppe und drehte mich um. Ich habe gesehen, wie ein junger Mann am Boden lag und gesehen, dass es mein bester Freund ist. Er wurde von drei Sicherheitsmännern fixiert“, berichtet Luka. Er sei aufgestanden und hingegangen, um zu fragen, was los ist. „Ich habe mir Sorgen gemacht“, sagt Luka. Auf halber Strecke sei ihm plötzlich ein Sicherheitsmann entgegengetreten. „Er hat mir ohne ein Wort zu sagen gezielt auf den Brustkorb geschlagen.“

Luka taumelt und prallt rücklings unkontrolliert auf die Zementplatten des Bürgersteigs. Dort bleibt der junge Mann ohnmächtig mit dem Kopf vor einem Mülleimer liegen. Als er wieder zu sich kommt, steht der Sicherheitsmann vor ihm. „Er schrie mich an, ,Steh auf, steh auf! Steh’ endlich auf!’ Aber ich konnte nicht. Meine Beine waren gelähmt. Ich konnte mich nicht bewegen.“

Lukas Freundin bricht in Tränen aus, eine Bekannte stützt Lukas Kopf. Kurz darauf treffen Polizei, Santitäter und ein Notarzt ein. Lukas Freundin alarmiert seine Eltern. Sie sind kurz darauf am Schillerplatz. „Es war für uns ein Schock. Meine Frau kollabierte. Mein Sohn sagte, ,Papa, Papa, ich bin gelähmt, ich bin gelähmt’. Er schaute mich mit aufgerissenen Augen an. Er hatte Todesangst. Die Bilder werde ich nicht los.“

Der Sicherheitsmann ging offenbar einfach weg

Der Security-Mitarbeiter sei weggegangen, ohne sich um den verletzten Jungen zu kümmern. Freunde seien geschockt gewesen. Eine Viertelstunde lang habe der Notarzt Luka im Rettungswagen behandelt, ihm Infusionen gegeben. „Eine Polizistin hat sich um ich gekümmert und mich getröstet“, berichtet Christian D.. Mit Verdacht auf eine Wirbelsäulenfraktur kommt Luka in die neurologische Abteilung des Krankenhauses Buchholz.

Er hat Glück im Unglück: Als er am nächsten Morgen aufwacht, kann er seine Beine wieder bewegen. Die temporären Lähmungserscheinungen sind verschwunden. Möglicherweise waren sie durch einen Nervenschock infolge des Aufpralls hervorgerufen. Im Befund der chirurgischen Ambulanz des Krankenhauses, der dem Abendblatt vorliegt, werden Luka Prellungen am Handgelenk und im Lendenwirbelsäulenbereich diagnostiziert.

Auch eine Woche nach dem Dorffest leiden Luka und seine Eltern physisch und mental an den Folgen des Vorfalls am Schillerplatz. Luka hat auch Tage danach starke Schmerzen am Brustbein und am Rücken, kann nur wenige Stunden zur Schule gehen. Per Facebook sucht Luka Zeugen. Seine Eltern hängen Handzettel an Straßen und Plätzen auf, damit sich Zeugen melden.

„Selbst wenn der Sicherheitsmann in Notwehr gehandelt hätte, steht ein so heftiger Schlag in keinem Verhältnis“, sagt Christian Damm. „Die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes sind Kampfsportler. Sie wissen, was sie tun. So etwas kann tödlich enden.“ Es sei inakzeptabel, dass sich der Sicherheitsmann entfernt habe, ohne seinem Sohn zu helfen. „Das ist unterlassene Hilfeleistung“, sagt der Vater. Die Eltern wollen den Mann deshalb anzeigen. Fraglich sei zudem, ob der Sicherheitsdienst überhaupt legitimiert war, am Schillerplatz einzuschreiten, da der Bereich außerhalb des Dorffestes liegt, so Christian D.

Drei Zeugen haben sich bereits gemeldet

Bei der Familie haben sich drei Zeugen gemeldet, die den Vorfall beobachtet haben. „Ich stand zwei Meter entfernt auf dem Bürgersteig. Luka ist normal gegangen. Ich habe gesehen, wie der Sicherheitsmann Luka erst mit der Rechten geschlagen und dann mit der Linken geschubst hat“, sagt Jassian D. (17) aus Sinstorf. Der Bekannte von Luka besucht die Gangway-Schule auf der Veddel. „Ich habe mich um Luka gekümmert. Ich wollte ihm hochhelfen. Aber er konnte nicht aufstehen.“ Der Geschäftsführer des Unternehmens wollte sich wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens im Abendblatt nicht zu den Vorwürfen äußern.