Hausbruch. Erst sollte nur der Fahrradweg repariert werden, jetzt wird der gesamte Ehestorfer Heuweg erneuert.
Mit einer alten Straße kann es gehen, wie mit einem alten Haus: Man will eine Kleinigkeit reparieren, merkt, dass dazu mehr gehört, als man geplant hatte und steht am Ende vor der Entscheidung alles zu lassen, wie es ist, oder aber den ganz großen Wurf zu machen und neu zu bauen.
Am Ehestorfer Heuweg geht es dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) derzeit wie dem Besitzer eine bröckeligen Reichsheimstätte: Geplant war eigentlich nur eine schnelle und günstige Reparatur des Fahrradweges. Heraus kommt nun ein kompletter Neubau der gesamten Straße von der Landesgrenze bis zur B73.
Dass es mit der einfachen Reparatur nicht getan sein würde, hatte Heinke Wiemer, Radwegeplanerin beim LSBG, schon im vergangenen Herbst im Verkehrsausschuss der Bezirksversammlung dargelegt. An vielen Stellen ist der Radweg zu schmal und es kommt zu Konflikten zwischen Radfahrern im Begegnungsverkehr oder Radfahrern und Fußgängern.
Ein Ausweichen des Radverkehrs auf die Fahrbahn ist derzeit auch nicht ratsam, weil die Fahrbahndecke in einem beklagenswerten Zustand ist. Dazu kommt: Die Straßenentwässerung entlang des Ehestorfer Heuwegs funktioniert nur noch an wenigen Stellen ordnungsgemäß. Zu flicken war hier nichts mehr. Und weil Heinke Wiemer schon mit der Planung befasst war, wurde der Ehestorfer Heuweg die erste Hauptverkehrsstraße im Bezirk Harburg, deren Neubau vom Radweg her gedacht wurde.
Ihre ersten Planungen hatte Heinke Wiemer schon im letzten Jahr vorgestellt. Nicht jedem Ausschussmitglied hatten die Pläne gefallen. Die Ingenieurin hatte die Kritik mitgenommen und in die weiteren Planungen einfließen lassen. Was sie nun dem Ausschuss vorstellte, kam schon besser an.
„Es steht hier für Autos, Radfahrer, Fußgänger und Natur nur begrenzt Platz zur Verfügung. Wir können an dieser Stelle nicht jeden zufriedenstellen, sondern müssen sehen, dass wir allen gleichmäßig wehtun, damit es gerecht ist“, schickte Wiemer ihrem Vortrag voran.
Geplant ist ein Zwei-Richtungs-Radweg auf der Westseite des Ehestorfer Heuwegs. Dazu ein ausreichend breiter Fußgängerweg. Nach allen geltenden Planvorschriften muss allein dieser Teil der Straße vier Meter breit werden.
Dazu kommen Entwässerungsräume. Das bedeutet, dass die Fahrbahn in Richtung Osten versetzt werden muss. Nicht überall bietet der Grünstreifen noch ausreichend Reserve dafür: 150 Bäume sind zur Fällung vorgesehen. 80 werden in unmittelbarer Nähe neu gepflanzt.
So breit der Radweg auch ist: Seine Benutzung ist nicht verpflichtend vorgeschrieben. Ursprünglich hätte dies so sein sollen und das war einer der Kritikpunkte: Harburgs Kommunalpolitiker fürchteten weiterhin Nutzungskonflikte mit Fußgängern, gerade dort, wo sportliche Radfahrer auf hohe Geschwindigkeiten kommen. Die Flottfahrer können jetzt die Fahrbahn benutzen, den Vorsichtigen steht der Radweg zur Verfügung.
In der Kritik hatten auch die Pläne für die Kreuzung des Ehestorfer Heuwegs mit der Cuxhavener Straße gestanden. Hier hatte der Verkehr mit einem Fahrradstreifen in die Kreuzung einfädeln sollen. Das ist nicht mehr geplant. Der von Westen kommende Radweg folgt nun der Abbiegespur.
Die wird dafür schmaler und geschwindigkeitsbegrenzt. Eine von Osten kommende Fahrrad-Abbiegespur wird es nicht geben. Für sie hätte man weitere Bäume fällen müssen. Am Mardergrund und Schanzengrund erhält der Ehestorfer Heuweg Querungshilfen.
Das gesamte Projekt wird auf sechs Millionen Euro Baukosten geschätzt. Vorbereitende Maßnahmen werden im nächsten Jahr beginnen. Ab 2018 wird es dann ernst: Während der gesamten Bauzeit werden Abschnitte des Ehestorfer Heuwegs halbseitig gesperrt sein. An einigen Wochenenden soll es sogar Vollsperrungen geben.