Harburg/Stelle. Sendereihe „Die Höhle der Löwen“ beflügelt Umsätze mit Dessous bei SugarShape und beim Gewürzkomponisten Ankerkraut.

Angelika Hillmer

500.000 Euro für zehn Prozent der Anteile an ihrem Online-Dessous-Unternehmen namens SugarShape – mit diesem Angebot waren Sabrina Schönborn (35) und Laura Gollers (28) aus Stelle in der am Dienstag ausgestrahlten Sendung „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) aufgetreten (wir berichteten). Hier treffen junge Unternehmen auf eine Hand voll „Löwen“: Geldgeber, die überzeugt werden wollen, in das jeweilige Start-up zu investieren. Am Ende waren es die Investoren Judith Williams und Frank Thelen, die die geforderte Summe zahlen wollten, allerdings für 20 Prozent der Anteile.

Die Schwestern Sabrina Schönborn (links) und Laura Gollers aus Fliegenberg stellen BHs in 50 verschiedenen Größen her
Die Schwestern Sabrina Schönborn (links) und Laura Gollers aus Fliegenberg stellen BHs in 50 verschiedenen Größen her © HA | Christiane Tauer

In der zuvor aufgezeichneten Sendung war die Freude darüber groß. Doch am Mittwoch sagte Sabrina Schönborn dem Abendblatt: „Wir haben uns nach dem Dreh mit Judith und Frank zusammengesetzt und Strategien erarbeitet, aber am Ende festgestellt, dass es besser ist, wenn der Deal nicht zustande kommt.“ Böses Blut habe es nicht gegeben, im Gegenteil: Man habe sich sehr gut mit den potenziellen Investoren verstanden, so Schönborn. „In der Start-up-Szene ist es völlig normal, dass nicht jeder Deal funktioniert.“ Die genauen Gründe möchte sie jedoch nicht nennen.

 Stefan Lemcke (l) und  Hauke Jacobsen
Stefan Lemcke (l) und Hauke Jacobsen © Pressebild.de/Bertold Fabricius | Pressebild.de/Bertold Fabricius

Für die beiden Schwestern, die die Frauenwelt „von schlecht sitzenden BHs befreien wollen“ und dafür sogar ein eigenes Größensystem entwickelt haben, ist das kein Grund zur Trauer. Mittlerweile haben sie einen anderen Investor gefunden. Wer das ist und in welcher Form er ihr Unternehmen unterstützt, wollen sie in wenigen Wochen bekannt geben.

Nur so viel verrät Sabrina Schönborn bereits: „Das neue Lager in Winsen haben wir bezogen, neue Ware ist geordert, und neues Personal konnten wir auch einstellen.“ Die Internationalisierung von Sugar­Shape ist für 2017 angedacht. Es läuft rund für die Schwestern, die ihre Firma vor vier Jahren in ihrem Elternhaus im Steller Ortsteil Fliegenberg gegründet haben und ihr Büro vor einigen Monaten in den Channel Harburg verlegten.

Die Sendung habe ihre Erwartungen insgesamt deutlich übertroffen, sagt Sabrina Schönborn. „Wir haben am Dienstagabend eine kleine Party mit 80 Leuten bei uns im Foyer gefeiert. Noch während der Ausstrahlung mussten unsere Mitarbeiterinnen im Live-Chat unzählige Aufträge abarbeiten.“ Die dreifache Bestellsumme von dem, was sie sich für den gesamten Monat erhofft hatten, sei an diesem einen Abend eingegangen – „wir sind super zufrieden“. Auch wenn der Deal bei ihnen letztlich nicht zustanden kam, ist Sabrina Schönborn sicher, dass es im Fernsehen kein besseres Format für einen Gründer gibt, sich zu präsentieren.

Das sehen Anne (37) und Stefan (39) Lemcke genauso. Das Paar hatte sich in der am 23. August ausgestrahlten DHDL-Folge um eine Investition von 300.000 Euro in ihre Gewürz-Manufaktur Ankerkraut beworben. Frank Thelen steckt die geforderte Summe in das 2013 in Jesteburg gegründete Unternehmen, das inzwischen in Sinstorf angesiedelt ist. Wie bei SugarShape „bezahlten“ die Jungunternehmer im Gegenzug mit 20 Prozent Anteilen am Unternehmen statt der anvisierten zehn Prozent.

Das Geschäft habe sich dennoch vollends gelohnt, sagt Anne Lemcke. „Wir konnten den Umzug nach Harburg realisieren und haben jetzt sechsmal so viel Platz“, sagt die Unternehmerin und zweifache Mutter. Schon vor der Löwen-Sendung habe Ankerkraut floriert, aber nun seien Umsatz und Bekanntheitsgrad durch die Decke gegangen. Lemcke: „Wir beschäftigen inzwischen 35 Mitarbeiter, und unsere Umsatz-Erwartungen für dieses Jahr haben sich von 2,5 Millionen Euro auf bis zu fünf Millionen Euro verdoppelt.“

Ankerkraut stellt Trockengewürzmischungen aus möglichst frischer Ware her – und nutzt dazu den kurzen Weg zur Speicherstadt, die noch immer ein bedeutender Umschlagplatz für Gewürze ist. Etwa 200 Produkte seien inzwischen im Sortiment, als Einzel-Gewürze und gemischt. Alle kommen ohne Konservierungsstoffe, Rieselhilfen und Geschmacksverstärker aus. Sie werden über den Fachhandel und per Internet verkauft. „Am Abend der Sendung war leider der Server mehrfach abgestürzt“, sagt Lemcke. „Das passiert, wenn zeitgleich mehr als 10.000 Menschen auf unsere Webseite zugreifen. In den Tagen danach erreichten uns viele Tausend Bestellungen – unsere neue, große Halle ist schon wieder zu klein.“

Der nächste Meilenstein ist für November geplant. Dann wird ein kleines Ankerkraut-Sortiment in vielen Rewe-Supermärkten erhältlich sein. Natürlich auch im Raum Harburg, betont Stefan Lemcke, das sei ihm wichtig: „Wir wollen doch, dass die Leute, die wir kennen, unsere Produkte kaufen können.“