Hittfeld. Mit sechs Mandaten für den Kreistag blieb die Partei unter ihren Erwartungen. Mitglieder hofften auf 15 Prozent.

Von großer Euphorie war am späten Sonntagabend bei der AfD des Landkreises Harburg wenig zu spüren. Zwar hat die Partei aus dem Stand 9,8 Prozent geholt und ist im neuen Kreistag mit sechs Abgeordneten vertreten. Nachdem sie in Mecklenburg-Vorpommern aber auf Anhieb mit 20,8 Prozent zweitstärkste Kraft noch vor der CDU (19,0) geworden war, ist die AfD im Harburger Land unter ihren eigenen Erwartungen geblieben.

„Die Prognosen unserer Mitglieder lagen zwischen zehn und 15 Prozent“, gab Kreischef Jens Krause freimütig zu. Das Ergebnis reflektiere nicht die Arbeit, die seine Parteifreunde im Wahlkampf investiert hätten. Entsprechend gedämpft war die Stimmung bei der Wahlparty in einem Hittfelder Restaurant. Dessen Namen der Gastronom besser nicht in der Zeitung lesen wollte.

Kein zweistelliges Resultat erreicht zu haben, fühle sich angesichts der jüngsten AfD-Erfolge zwar wie ein Rückschritt an, so Krause. Doch völlig überraschend sei das nicht: „Das stark CDU-geprägte Niedersachsen ist mit Meck-Pom überhaupt nicht vergleichbar. Bodenständig kann auch behäbig bedeuten. Und sicher haben wir auch das Ausmaß des Filzes unterschätzt.“

Äußerst bedenklich findet der Frontmann der Alternative zudem die Übergriffe im Wahlkampf. So seien 60 bis 70 Prozent aller AfD-Wahlplakate zerstört worden. „Noch viel gravierender aber waren die Autoattacke auf unsere Wahlkämpfer in Winsen und der Torten-Anschlag auf unseren Parteivorsitzenden Jörg Meuthen in der Burg Seevetal“, sagt Krause. Dass die etablierten Parteien zu diesen Exzessen geschwiegen hätten, sei ein schlechtes Zeugnis für deren Demokratieverständnis, ergänzte AfD-Kreisvize Hans-Jürgen Bletz.

Nun gelte es für die sechs gewählten AfD-Abgeordneten aber, dem Wählerwillen zu entsprechen und „zu liefern“. Als parlamentarische Neulinge hätten sich alle zu einer Mandatsschulung verpflichtet. Die werde Knut Michael Wichalski durchführen, ehedem Mitglied der Bundes-FDP und ein erfahrener Wahlkampfmanager.

„Es wird dennoch schwer werden, etwas durchzusetzen, da geben wir uns keinen Illusionen hin. Die Etablierten werden mit hemmungsloser Kreativität alle Tricks und Kniffe anwenden, um uns an die Wand zu nageln“, vermutet Krause. Und kündigt schon mal an, dass die AfD eine Live-Übertragung aller Kreistagssitzungen beantragen werde. „Absolute Transparenz ist unser oberstes Ziel“, so Krause. Seine Partei wolle Informationspolitik wieder zu einer „Bringschuld“ des Parlaments machen und der Holschuld durch den Bürger ein Ende setzen.

Die totale Abschottung und Ausgrenzung der AfD werde auf lange Sicht keinen Erfolg haben. Die Partei selbst habe keinerlei Berührungsängste, um im Interesse Bürger des Landkreises zu wirken. Krause: „Und wenn wir in konkreten Sachfragen übereinstimmen, werden wir uns auch nicht scheuen, mit den Linken zu stimmen.“