Neugraben. Programm für die ganze Familie: An gut 40 Ständen stellten sich gestern Vereine, Firmen, Schulen und Kindergärten vor.

„Neugraben erleben“. Dieser Titel war auch gestern wieder Programm beim Kulturfest auf dem Marktplatz sowie in der Marktpassage. Von 11 bis 17 Uhr präsentierten sich Vereine, Institutionen, Schulen, Kindergärten, Unternehmen und Gemeinden – wie seit 18 Jahren in jedem Sommer.

Vorbereitet und organisiert hatten das Fest wieder Wolfgang Zahrt von der evangelischen Michaelisgemeinde, Vitalj Schmidt vom HNT (Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft) und Bernd Hesse von der Tanzschule fun & dance.

An mehr als 40 Ständen konnten sich die gut 4000 Besucher des Kulturfestes informieren oder unterhalten lassen, selbst aktiv werden – oder einfach nur genießen: zum Beispiel deutsche oder internationale Köstlichkeiten, aber auch Gesang oder Instrumentalmusik.

Auf der großen Showbühne, dort wo den ganzen Tag über ein Programm für die ganze Familie geboten wurde, war das Fest mit einer interreligiösen Gottesdienstfeier eröffnet worden. Protestanten, Katholiken und Moslems hatten sie gemeinsam gestaltet und legten damit den Grundton der gesamten Veranstaltung fest: Wir leben zusammen. Wir sind unterschiedlich, aber akzeptieren einander.

Genau dieser Dreiklang sei es, der das Neugrabener Kulturfest zu etwas Besonderem mache, sagte Wolfgang Zahrt von der evangelischen Michaelisgemeinde: „Hier geht es um den kulturellen Austausch!“ Dazu passt, dass sich erstmals auch die Initiative Willkommen in Süderelbe mit einem eigenen Stand präsentierte. Sie wurde gegründet von rund 300 Ehrenamtlichen, die sich inzwischen seit mehr als einem Jahr um Flüchtlinge kümmern, die in Unterkünften in Neugraben und Fischbek leben.

Typisch für „Neugraben erleben“ ist auch, dass die Kollekte der Gottesdienstfeier dieses Mal an den Verein „Fachrat islamische Studien“ geht, um religiöse Aufklärungsarbeit und interreligiösen Austausch zu fördern. In diesem Projekt werden Jugendliche in vier Hamburger Moscheengemeinden soweit gestärkt und ausgebildet, dass sie innerhalb ihrer Jugendkreise Verantwortung übernehmen. Ziel ist es, zu verhindern, dass Jugendliche religiösen Extremisten auf den Leim gehen. Projektleiter Roberto Pera fast die Überzeugung, die dahinter steht, so zusammen: „Wer seinen eigenen Glauben und den der anderen richtig kennt, ist unempfänglich für radikale Positionen.“

Musikalisch fand das während der Gottesdienstfeier in diesem Refrain eine Entsprechung: „Wir wollen aufsteh’n, aufeinander zugeh’n, voneinander lernen (...) und uns nicht entfernen, wenn wir etwas nicht versteh’n“. Kulturfest-Besucher gewannen gestern den Eindruck: Die Neugrabener beherzigen, was sie da singen.