Jesteburg . Der Reit- und Fahrverein Nordheide bezieht ein großzügiges Areal in Jesteburg. Vorsitzender Sven Meier weiß die Mitglieder hinter sich.
Für den 1948 gegründeten Reit-und Fahrverein Nordheide sind die Jahre der Ungewissheit wohl endgültig zu vorbei. Die 250 Mitglieder starke Reitergemeinschaft freut sich auf ein neues Zuhause. Auf einem Areal in Jesteburg kann sich der Verein eine moderne Reitanlage bauen. Die wird bis zu 1,5 Millionen Euro teuer. Und mit dem Geld einsammeln wird an diesem Wochenende begonnen – und zwar mit dem, was vom zweiten Herbstturnier in der Kasse bleibt. Insgesamt kommen 250 Reiter mit 300 Pferden, die 700 Nennungen für die drei Tage abgegeben haben. Mit dem sportlichen Höhepunkt, einem M-Springen mit Stechen, wird das Herbstturnier am Sonntag ausklingen. Wie der RFV Nordheide sich eine neue Zukunft baut, darüber sprach das Hamburger Abendblatt mit dem 1. Vorsitzenden Sven Meier.
Herr Meier, Sie selbst haben sich erst vor einem Jahr das erste Mal in den Sattel und zum Ausritt in die Heide gewagt. Und im März ließen Sie sich schon an die Spitze des Reitvereins wählen lassen. Warum die Eile?
Sven Meier , 42,: Ich bin Kaufmann, Vertriebsleiter für ganz Europa eines großen chinesischen Spielzeugherstellers. Mit dieser Berufserfahrung, so haben mich Vereinsmitglieder überzeugt, könne ich in der aktuellen Lage dem Verein recht nützlich sein.
Der Verein bangt seit etwa fünf Jahren schon um seine Zukunft. Seit 68 Jahren sind die Reiter auf dem Pachtgelände „Am Turnierplatz 1“ in Jesteburg Zuhause. Ihr Pachtvertrag aber läuft 2020 aus. Das gesamte Areal dort ist zum Teil schon und soll noch weiter bebaut werden. Man muss nur die vorgesehene und aufgeschobene Ansiedlung von „famila“ erwähnen, dann wissen die Jesteburger über das Hin und Her der letzten Jahre bescheid. Und darüber, dass die Reiter endlich wissen wollen, ob sie ihren Verein abwickeln müssen? Oder findet man einen neuen Standort für sie?
Meier: Das Thema „famila“ ist für uns endgültig abgehakt. Wir können und wollen jetzt nur noch Erfreuliches über die Zukunft des Reitvereins vermelden.
Wann haben Sie als frisch gewählter Vorsitzender das erste Mal Hoffnung geschöpft?
Meier: Im Mai hat sich unser Vorstand mit Hans-Heinrich Höper, dem Samtgemeinde-Bürgermeister und mit Andreas Maack, Jesteburgs Bürgermeister, an einen Tisch gesetzt. Das waren natürlich nicht die ersten Gespräche mit der Vereinsführung. Aber doch das erste, das wir sozusagen singend und pfeifend verlassen haben.
Was hat sie alle so hoffnungsvoll gestimmt?
Meier: Dass die Gemeinde uns eine große Fläche in Jesteburg zur Verfügung stellt, auf der wir eine komplett neue Reitanlage mit Stallungen, Halle, Turnier- und Abreitplatz bauen können.
Wie groß ist das Areal?
Meier: Rund sechs Hektar, also 60 000 Quadratmeter.
Wurden die fest zugesagt?
Meier: Ja, das ist 100 prozentig.
Wie teuer wird die dann modernste Reitanlage im Landkreis kommen?
Meier: Zwischen 1,2- und 1,5 Millionen Euro.
Wieviel davon muss der Verein zusammen bringen?
Meier: Rund 600 000 Euro. Wir werden dafür die Plätze für die Aufstaller, also die Privatleute, die ihre Pferde bei uns unterstellen, auf 40 fast verdoppeln. Diese Zusatzeinnahmen vor allem tragen unser Finanzierungs-Konzept. Darüber hinaus werden wir zu Spenden aufrufen. Auch der Überschuss von unserem Mai- und unserem Herbstturnier fließt in die Kasse für den Neubau. Nach unserem Herbstturnier am Wochenende, das ein Volksfest für die ganze Familie ist, kommt das erste Geld auf das Konto.
Was sagen ihre Mitglieder zu der finanziellen Last, die in den nächsten Jahren gemeistert werden muss.
Meier: Dazu haben wir gerade eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen. Von der hat unser Vorstand per Abstimmung den Auftrag erhalten, die neue Reitanlage zu verwirklichen. Die Mitglieder stehen also hinter uns.
Wie war die Stimmung an dem Abend?
Meier: Erleichtert und voller Zuversicht. Da war Aufbruch-Stimmung zu spüren. Jeder im Verein weiß, das ist der Startschuss für ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte.
Gibt es noch Hindernisse auf dem Ritt in die Zukunft?
Meier: Jetzt kommen natürlich die Gespräche und Verhandlungen mit dem Landkreis. Umweltgutachten müssen erstellt werden, Verkehrsanbindung und so vieles mehr. Die Fläche wird noch landwirtschaftlich genutzt. Unser Vorteil ist, dass eine Reitanlage auch als landwirtschaftlicher Betrieb gilt. Für das alles bleiben ja drei Jahre Zeit. Wie
schon das Maiturnier haben Kristine Meyer-Stahmleder, die zweite Vorsitzende und ihr Helferteam auch das Herbstturnier als Dorffest organisiert, vor allem als Kinder- und Familienfest. Für den Sonntag wird neben Hüpfburg und vielem anderem auch ein Karussell aufgebaut.
Schließlich sind von den rund 250 Vereinsmitgliedern 190 Kinder und Jugendliche. Der Reit- und Fahrverein Nordheide von 1948 hat sich in den letzten Jahren mit seiner vorbildlichen Nachwuchsarbeit Anerkennung in Jesteburg und im gesamten Landkreis erworben.