Seevetal. Reiter in Helmstorf und Umgebung sind in Aufruhr, nachdem das Pony Charly augenscheinlich vergiftet worden ist. Die Polizei ermittelt.

In der Gemeinde Helmstorf in Seevetal treibt offenbar ein unheimlicher Pferderipper sein Unwesen. Davon sind die Reiterinnen Nathalie Hoppe aus der Gemeinde Rosengarten und Sandra Tonn aus Harmstorf überzeugt. Das jüngste Opfer des mutmaßlichen Pferderippers ist Charly – ein weißes Pony, das mit drei Artgenossen auf einer Weide im Helmstorfer Moor stand.

Charly wurde aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Unbekannten vergiftet. Darauf deutet nach Angaben von Sandra (28), Eigentümerin des Ponys, ihrer Schwester Bianca (25) und ihrer Freundin Nathalie, die sich um Charly gekümmert hat, das Verhalten des Tieres und das Ergebnis der tierärztlichen Untersuchung des Ponys hin. Charly wurde nur 15 Jahre alt.

Sandra Tonn hat am Sonntagabend Anzeige erstattet. Die Winsener Kriminalpolizei ermittelt. Im Nachbardorf gibt es Hinweise auf zwei weitere Fälle. Dies wurde von der Polizei bisher nicht bestätigt. „Charly hat den Kampf leider nicht gewinnen können und ist Sonntag verstorben“, schrieb die Dressurreiterin Nathalie Hoppe, die selbst drei Pferde besitzt, auf Facebook. Mehrere Freundinnen von Sandra waren dabei, als der Tierarzt auf der Weide Charly Infusionen setzte, um sein Leben zu retten – vergeblich.

Was die Pferdeliebhaberinnen besonders beunruhigt: Erst vor vier Wochen hatte möglicherweise derselbe Mann versucht, Charly zu vergiften. Allerdings gab es damals keine eindeutigen Spuren. Charly hatte Schaum vorm Maul und wirkte wie gelähmt. Obwohl der Tierarzt Charly kaum Überlebenschancen einräumte, erholte sich das Pony. „Nathalie und ich haben Charly in den vergangenen Wochen wieder hochgepäppelt“, sagt Sybille Loeber aus Waldesruh, die die Pflege des Pferdes während Sandras Urlaub übernommen hatte.

Kaum kehrte Charly wieder gesund zurück auf die Weide wurde er am Wochenende offenbar erneut vergiftet: Der Stall war aufgebrochen, auf dem Boden lag der Deckel einer Infusionslösung für eine Spritze. Diesmal verlor das Pony den Kampf gegen das Gift in seinem Körper. „Während der Tierarzt versuchte, Charlys Leben zu retten, habe ich Geräusche im Gebüsch gehört. Ich bin hingegangen, und sah, wie ein Mann in Tarnklamotten aufsprang und flüchtete. Er hatte uns anscheinend beobachtet“, sagt Gloria Loeber. Als die Polizei kurz darauf mit vier Mann in zwei Streifenwagen anrückt, ist der Mann über alle Berge.

Ist er vielleicht der Täter? fragen sich die Menschen in Helmstorf und den Nachbardörfern und suchen gemeinsam nach dem Unbekannten. Angst geht um. „Wir wollen, dass Charly nicht umsonst gestorben ist. Der Mann muss gefunden werden“, sagt Nathalie Hoppe und warnt alle Pferdehalter in der Region. „In Seevetal Helmstorf treibt sich ein Perversling rum, der sich an Pferden vergeht. Zum zweiten Mal in vier Wochen hat er sich an einem kleinen Pony zu schaffen gemacht und ihn lebensbedrohlich vergiftet“, schrieb sie auf Facebook, während Charly noch um sein Leben kämpfte. „Der Täter hat ihm sogar Zöpfe geflochten und sich im Gebüsch versteckt und alles beobachtet, so dass wir sicher sein können, dass es jemand war, der es bewusst auf Charly abgesehen hat. Bitte passt gut auf eure Pferde auf!“ Der Facebook-Artikel wurde bereits mehr als 1000 mal geteilt.

Der gesuchte Mann ist nach der Beschreibung der Frauen etwa 1,80 Meter groß und kräftig bis pummelig. Er trägt einen dunklen Dreitagebart, wirkt ungepflegt, hat große Füße und soll etwa 40 bis 45 Jahre alt sein. „Er hat helle Haut, schmale Lippen, kleine Augen und ein Doppelkinn“, sagt Nathalie Hoppe. „Er war in grüner Regenkleidung mit grüner Wathose unterwegs. So wie sie Angler tragen“, sagt Gloria Loeber. Eine Wathose ist eine Gummihose mit Stiefeln, wie sie Angler tragen. Der Mann soll einen khakifarbenen Regenhut mit umlaufendem Schirm aufgehabt haben.

Die Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. „Die Taten sollen sich über einen längeren Zeitraum erstreckt haben. In dem Zusammenhang wurde ein Mann beschrieben, der sich in der Nähe der Weide aufgehalten hat“, bestätigte Polizeisprecher Jan Krüger. „Es gab eine tierärztliche Untersuchung des Ponys. Es zeigte erhebliche Einschränkungen, die auf eine Vergiftung zurückzuführen sein könnten.“ Der Leichnam des Ponys wird gerade obduziert. Zeugen, die etwas Verdächtiges beobachtet haben, werden gebeten, sich mit der Polizei in Winsen in Verbindung setzen.

Sorge bereitet den jungen Pferdeliebhaberinnen neben der Unsicherheit, von einem Unbekannten beobachtet zu werden, dass es möglicherweise weitere Fälle in Harmstorf gibt. So ließ Franzeska Rohde ihren Schimmel Amigo (16) unlängst einschläfern, nachdem er mutmaßlich vergiftet worden war. Und: Die Ponybesitzerin aus Hamburg erwähnt einen weiteren Fall im Ort, in dem ein weißes Pony zu Tode kam.