Hamburg/Wilhelmsburg. Senat beantwortet Anfrage der CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Birgit Stöver zur Kostensteigerung für die Baumaßnahme in Hamburgs Süden.
Dass die Verlegung der Wilhemsburger Reichsstraße an die Bahnstrecke 100 Millionen Euro und damit über 70 Prozent teurer wird, als geplant, hatten Sprecher der Wirtschaftsbehörde bereits am 17. August bei einer Baustellenführung angegeben. Den Abendblatt-Bericht dazu nahm die CDU-Bürgerschaftsfraktion zum Anlass, nachzuhaken. Neben Birgit Stöver als aktiver Abgeordneter aus Hamburgs Süden unterzeichnete auch CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering die schriftliche Anfrage. Die Antwort darauf liegt jetzt vor.
Den Detailantworten schickt der Senat voraus, dass die Kostensteigerungen die Freie und Hansestadt Hamburg so gut wie gar nicht betreffen. Der Eigenanteil Hamburgs an den Baukosten wurde zu Projektbeginn auf 10,4 Millionen Euro festgeschrieben. Alle weiteren Kosten – also auch die Kostensteigerung – trägt der Bund. Einzige Ausnahme hiervon sind Planungskosten. Die sind gegenüber dem ursprünglichen Ansatz allerdings kaum gestiegen. Die Gründe für die Kostensteigerung sind vielfältig: Zum Beispiel konnte die Kampfmittelräumung zu Planungsbeginn nicht verlässlich kalkuliert werden, da die Luftbilder aus Air-Force-Archiven noch fehlten und gestaltete sich aufwendiger, als zuvor geschätzt.
Auch der Bau-Untergrund konnte erst nach Planungsbeginn so untersucht werden, dass sich verlässliche Kalkulationen anstellen ließen. Aufgrund der langjährigen Nutzung als Güterbahnhof war der Boden in einigen Bereichen stark verdichtet musste aufwendig verbessert werden.
In der Zwischenzeit hatten sich auch Bauvorschriften geändert, so dass sich Gründungsmaßnahmen für die Neubauten im ohnehin problematischen Untergrund weiter verteuerten. Auch das Aufrechterhalten der Hafenbahnzufahrt zum allgemeinen Gleissystem verteuerte sich, da sich die Behelfsbrücken nicht aus Fertigteilen erstellen ließen, sondern eigens angefertigt werden mussten.
Umbauten am Gleissystem der DB Netz wurden ebenfalls teurer, da diese nun als Neubau gelten und strengeren Anforderungen genügen müssen. Unter anderem müssen zwei neue Stellwerke nach europäischer Norm errichtet werden. Bahn-Baumaßnahmen haben derzeit ohnehin eine hohe Kostensteigerung zu verzeichnen, da in ganz Europa viel an Bahnstrecken gebaut wird und sowohl die Auftragsnehmer, als auch die Baumaschinenvermieter die gestiegene Nachfrage in höhere Preise umsetzen. Birgit Stöver ist mit der Senatsantwort soweit zufrieden: „Alle diese Kosten sind ja sachlich begründet und führen letztendlich zu mehr Sicherheit und besserem Lärmschutz“, sagt sie. „Außerdem liegt die Kostenlast ja beim Bund, da können wir als Bürgerschaft wenig meckern. Allerdings befürchte ich, dass nicht nur die Kosten steigen, sondern auch die Bauzeit länger wird. Das ist für den Hamburger Süden natürlich schlecht, denn derzeit wird die alte Reichsstraße immer mehr zum Nadelöhr.“ Die Initiative „Zukunft Elbinsel e.V.“ mahnt die Stadt, die Kostensteigerung zum Anlass zu nehmen, die Planungen für die A26 Ost noch einmal zu überdenken. „Wesentliche Gründe für die Kostensteigerung der Reichsstraßenverlegung fallen auch bei der Hafenquerspange an“, schreibt die Initiative.