Marmstorf . Der Marmstorfer Chor gastiert regelmäßig im Ausland und macht jetzt bei der großen Abendblatt-Aktion „Harburg-Song“ mit.

Damit hätte selbst das älteste Chormitglied – und das ist inzwischen 94 Jahre alt – nicht gerechnet: Dass am finnischen Meerbusen der Ostsee, 80 Kilometer südlich von Helsinki, genauer in der estnischen Hauptstadt Tallinn, die tallischen Chorbrüder und -schwestern das Friesenlied „Wo die Nordseewellen trecken an den Strand“ anstimmen würden. Es sind genau diese Momente, die einzigartig und unvergesslich sind. Und von denen die Sängerinnen und Sänger der Liederfreunde Marmstorf so einige in den vergangenen 15 Jahren erleben durften. Weil sie ein Chor sind, der beweglich ist. Und alle zwei Jahre auf Reisen geht.

Kanada, Italien, Irland und jüngst das Baltikum. Gemeinsam werden Länder erkundet und Chorfreundschaften geschlossen. Man trifft sich zum gemeinsamen Konzert und lässt den Abend bei Wein und Gesang ausklingen. Manchmal stellen sich die reisenden Sänger auch spontan irgendwo auf und stimmen eines ihrer Lieder an. Ihr Repertoire reicht von klassischer Chormusik über Schlager, Operetten, Musicals bis hin zu Mozart, Mendelssohn und Händel.

Gesungen wird vier-, manchmal sogar fünfstimmig, nicht nur unterwegs, sondern vor allem in Harburger Gefilden: beim Frühlingskonzert in der Grundschule Marmstorf, dem Adventssingen in der Auferstehungsgemeinde, zu Ostern und an Weihnachten im Phoenix-Center und zwischendurch auch auf Plattdeutsch im Kiekebergmuseum. Zwischen 50 und 55 aktive Sänger zählt der Chor derzeit, so ganz sicher ist sich Ute Eckmann, erste Vorsitzende des Vereins, nicht. Was die 72-Jährige aber genau weiß: „Wir haben zehn Männer dabei, fünf Bässe und fünf männliche Tenöre.“ Eine Zahl, auf die der Chor stolz ist. Wie den meisten Chören droht auch bei den Liederfreunden Marmstorf hin und wieder Männermangel.

Dabei ist der Chor ursprünglich ein reiner Männerchor gewesen. 1947 gegründet im damaligen Lokal Eddelbüttel in Marmstorf. „Die Menschen hatten in den Jahren nach dem Krieg ein großes Nachholbedürfnis etwas Schönes und Erbauliches zu machen“, zitiert Ute Eckmann die Chorchronik. „Acht Männer waren es damals. Sie brachten Briketts in Zeitungspapier mit gegen die Kälte und begannen, gemeinsam zu singen.“ 30 Jahre später droht das Ende der Gemeinschaft, weil einfach zu wenig Sänger zusammenkommen. Also beschließen die Männer ihren Grundsatz zu brechen: Sie bringen ihre Frauen mit. „Die Damen sollten nur eine vorübergehende Lücke schließen“, sagt Ute Eckmann. „Doch sie sind dabei geblieben.“

Weil die Marmstorfer Liederfreunde mehr sind als ein loser Haufen Singfreudiger. Freunde eben. Überhaupt sei ihnen das soziale Miteinander wichtig. So gibt es innerhalb des Chores eine Volksliedergruppe, die regelmäßig die Tagespflege Lürader Weg und das Seniorenheim Eichenhöhe besucht. Darüber hinaus kümmert sich eine Gruppe um die Kinder an der Schule Alte Forst.

Genauso umtriebig wie die Liederfreunde Marmstorf ist auch ihr Chorleiter, Carsten Creutzburg. Dieser leitet neben dem Chor, dessen Durchschnittsalter bei Mitte 70 liegt, die jüngere Abteilung der Liederfreunde, den Popchor „Sing a Song“, den Männergesangverein Moorburg, den Holstenchor „Hopfen und Malz“ und den Marmstorfer Gospel- und Popchor „Majoy“. Beim Harburg-Song ist Creutzburg mit zwei Chören dabei: dem Popchor „Sing a Song“ und den „Liederfreunden Marmstorf“. Diese freuen sich vor allem auf das Gemeinschaftserlebnis und wünschen sich durch den Song eine bessere Lobby für Harburg.

Weitere Infos: www.liederfreunde-marmstorf.de