Harburg. Der Katholische Schulverband Hamburg nimmt aus Niedersachsen an den Harburger Standorten allenfalls noch Geschwisterkinder auf.
Corinna Korioth, 40, hat sich die Hacken abgelaufen. Jedenfalls war die Lehrerin aus Rosengarten, Mutter zweier Kinder, im gesamten Dekanat Untererelbe unterwegs, um Unterstützer für ihr Anliegen zu finden: ein Gastschulabkommen für die Beschulung niedersächsischer katholischer Kinder an Hamburger katholischen Schulen. Eine Unterschriftenliste mit 300 Unterzeichnern ist das Ergebnis.
Corinna Korioth steckt, wie viele aus ihrem Umfeld, in einem Dilemma: Die Katholische Schule, die sie für ihre Kinder ausgeguckt hat – das Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg – liegt quasi vor der eigenen Haustür, aber auf Hamburger Gebiet, nicht mal zehn Kilometer entfernt. Weil es aber kein Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Niedersachsen gibt, kommen für ihre Kinder nur katholische Gymnasien in Hannover oder Bremerhaven infrage – von Rosengarten aus jeweils mehr als 140 Kilometer. Dass ihre Kinder eine weiterführende katholische Schule besuchen, ist dem Ehepaar Korioth Herzensangelegenheit: „Wir halten einen Glauben, der sich fest im Alltag verankert, für den Grundstein eines Lebens im Glauben.“ Dazu gehöre zwingend der Unterricht an einer katholischen Schule. Er ist für sie „ein wesentlicher Pfeiler in der christlichen Erziehung und Basis kirchlichen Alltags“.
Deshalb hat sie sich auch an das Bistum Hildesheim gewendet und Bischof Norbert Trelle nicht nur die Unterschriftenliste gesendet, sondern auch direkt um Hilfe gebeten. Seine Antwort: eine Enttäuschung für Corinna Korioth. Was die Bedeutung christlicher Erziehung angeht, stimmt er der Mutter aus Rosengarten zwar in allen Punkten zu, indes es fehlt am Geld: „Wir wollen mit den begrenzten Ressourcen, die uns zu Verfügung stehen, verantwortungsvoll umgehen“, schreibt der Bischof: „Wir können und wollen als Bistum nicht flächendeckend katholische Schulen vorhalten.“
Ein Gastschulabkommen, wie es eines zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein gibt, würde sich zwar auch der Hamburger Katholische Schulverband (KSHH) wünschen. Doch dessen Geschäftsführer, Volker Reitstätter, glaubt nicht, dass es dazu kommen wird – zu gering sind die Zahlen: Rund 500 Schüler aus Niedersachsen besuchen Harburger Schulen, knapp 200 kommen aus Bullenhausen und Over, für die eine Sonderregelung gilt. Sie werden, obwohl sie in Niedersachsen wohnen, behandelt wie Hamburger Schüler, weil es sonst für sie weit und breit keine erreichbare Schule gäbe. Von den restlichen 300 Kindern und Jugendlichen besuchen rund 60 eine der drei katholischen Schulen in Harburg (insgesamt 2050 Schüler).
Pro Schüler erhält der KSHH üblicherweise vom Land eine Refinanzierung von 6000 Euro, für die aus Niedersachsen bekommt er nichts. Deshalb gilt: aus dem Nachbarland werden nur noch Geschwisterkinder aufgenommen. „Alles andere übersteigt unsere Möglichkeiten“, sagt Reitstätter.
Immerhin wird in die Harburger Schulen investiert: Für rund 500.000 Euro verbessert der KSHH gerade den Brandschutz der Katholischen Schule an der Julius-Ludowieg-Straße. Weitere 260.000 Euro gibt er aus für den Umzug der Verwaltung des Niels-Stensen-Gymnasiums von der Barlachstraße in den Neubau an der Haeckelstraße.