Winsen/Harburg. Viele Jungvögel sterben durch Nässe und Kälte, Experten sprechen dennoch von „normalem Bruterfolg“.
51 Jungstörche sind in diesem Sommer im Landkreis Harburg in 24 Nestern groß geworden. So lautet die Bilanz von Hans Steinert, Storchenvater des Landkreises. Nach drei richtig guten Jahren, in denen jeweils um 70 junge Störche die Reise nach Süden antraten, sei dies gerade noch ein normales Ergebnis, so Steinert – allerdings „am unteren Rand“.
Hagel, Starkregen und Kälte hatten einigen Jungvögeln das Leben gekostet. Das trifft noch stärker auf die Hamburger Störche in Wilhelmsburg und Harburg zu. Dort ist nur ein einziger Jungstorch aus einem von drei besetzten Nestern ausgeflogen.
Angesichts des nasskalten Sommers sei der Hamburger Bestand insgesamt mit einem blauen Auge davon gekommen, sagt Jürgen Pelch, der Storchenbetreuer vom Naturschutzbund (NABU) in Hamburg. Die Anzahl der Störche sei stabil, das Brutergebnis von 43 ausgeflogenen Jungvögeln liege im normalen Bereich.
Dass der Hamburger Süden nur mit einem einzigen Jungvogel aus den Neuländer Wiesen dazu beigetragen hat, sei nicht weiter beunruhigend, sagt Harald Köpke vom Umweltverband BUND. Er hat die Storchennester südlich der Norderelbe im Blick. Köpke: „So ist halt die Natur. Anders als bei anderen, seltenen Arten, für die solch ein Aderlass gefährlich wäre, kann der Storchenbestand das verkraften.“
Nachwuchs in drei von 32 besetzten Horsten gestorben
Köpke vermutet, dass auf dem künstlichen Nestmast, den er vor einigen Jahren – finanziell unterstützt durch die Drogeriekette Budnikowsky – aufgestellt hatte, ebenfalls mehr als der eine überlebende Jungvogel geschlüpft waren, denn nur ein Junges komme höchst selten vor.
Wahrscheinlich ist es den Geschwistern der „Budni-Störche“ ergangen wie dem Nachwuchs in Wilhelmsburg und am Großmoordamm in Gut Moor: „Als im Juni Starkregen fiel, waren die Jungstörche schon so groß, dass die Eltern sie nicht mehr schützten, sondern gemeinsam zur Nahrungssuche das Nest verlassen hatten. Das Gefieder der Jungvögel war aber noch nicht komplett ausgebildet. Sie saßen durchnässt im Horst und gingen ein“, sagt der Naturschützer.
Nicht besser erging es einigen Jungvögeln im Landkreis. Auch dort fiel der Nachwuchs in drei von 32 besetzten Horsten komplett der Witterung zum Opfer. Im Storchennest an der Seebrücke in Stöckte war Ende April ein Hagelschauer für die drei Jungstörche tödlich“, sagt Hans Steinert.
Die Kleinen hockten kurzzeitig in einer zwei bis drei Zentimeter dicken Hagelschicht. Sie wurden nicht mehr von ihren Eltern geschützt und gingen durch die Kälte ein. Am 29. April haben die Elterntiere die toten Jungvögel aus dem Nest geworfen.
Einige Storchenpaare hatten schon zu Beginn der Brutsaison einen Startnachteil, weil sie verspätet aus ihren Winterquartieren zurückgekehrt waren. Zum Teil warteten die männlichen Störche, die immer zuerst ankommen, bis in den Mai auf ihrer Partnerin. Oder aber das Nest war schon von Konkurrenten besetzt, die früher eingetroffen waren.
Dann kommt es zu harten Kämpfen, bei denen die Gelege zerstört oder sogar frisch geschlüpfte Küken getötet werden. Der Bruterfolg des betroffenen Paares ist dann für dieses Jahr dahin – Störche haben nur eine Eiablage im Jahr.
Auch im Landkreis mangelt es nicht an leeren Nestern
„In zwei Nestern wurden die Eier durch Kämpfe zerstört“, berichtet Storchenbetreuer Steinert. So habe sich ein fremder Weißstorch, der in Süddeutschland beringt worden war, auf einem Nest in Laßrönne niedergelassen und sei nach einer Woche vom alten Horstbesitzer verdrängt worden. Generell mangele es im Landkreis aber nicht an Nistgelegenheiten, es blieben jedes Jahr einige Nester leer.
Dass der Landkreis den Störchen eher gute Bedingungen bietet, zeigen die Nachwuchszahlen der vergangenen Jahre. 2015 flogen 68 Jungstörche aus 30 Nestern aus, ein Jahr zuvor waren es 67 Vögel aus 34 Nestern. Im Rekordjahr 2013 wurden sogar 73 Störche in 33 Nestern im Landkreis flügge.
In zwei Horsten wuchsen damals vier Vögel heran, in 15 weiteren waren es drei. 2016 hat dagegen nur ein Storchenquartett den miesen Sommer überlebt, in Drage am Pappelweg. „Drillinge“ gab es immerhin siebenmal. „In einigen Nestern kam nur ein Jungtier durch“, sagt Steinert. Und so traten 2016 sechs „Einzelkinder“ den Flug nach Süden an. Im Jahr 2013 war es nur eines.
Insgesamt gab es 2016 im Landkreis Harburg bei einem Viertel der besetzten Nester keinen Bruterfolg. Bleibt zu hoffen, dass die 51 Youngsters aus dem Landkreis und der Neuländer Jungstorch die gefahrenreichen Wege in ihre Winterquartiere und zurück überleben, damit sie dann später im Alter von drei bis fünf Jahren selbst zum Bruterfolg beitragen können.