Maschen . Seevetals Verwaltung informierte Bürger aus Maschen und Hörsten über den geplanten Abriss der Brücke und die Konsequenzen.
Wenn Verwaltung auf Bürger trifft, kann das manchmal unangenehm werden. Die Aufregung war in Martina Oertzens Stimme deutlich zu hören, als sie am Mittwochabend zum Mikrofon griff. Mehrere Hundert Seevetaler Bürger, vor allem Maschener und Hörstener, waren in die Maschener Schützenhalle gekommen, um den Erläuterungen der Bürgermeisterin und der Verwaltungsvertreter zur baldigen Sperrung der Decatur-Brücke zuzuhören.
Erboste Zwischenrufe, ironisches Gelächter, Pfiffe – das Publikum bot die ganze Palette an Meinungsäußerungen. Dabei wurden zwei Dinge deutlich. An der Tatsache, dass die Verbindung über den Rangierbahnhof Maschen vom 1. Oktober an gesperrt wird, ist nicht zu rütteln.
Und: Was danach passiert, welche Alternativrouten es gibt, wann der Abriss kommt und ob eine neue Brücke gebaut wird, ist nicht endgültig geklärt. Das Abendblatt fasst die wichtigsten Fragen und Antworten der Informationsveranstaltung zusammen.
Warum muss die Brücke überhaupt gesperrt werden?
Das zwischen 1972 und 1974 errichtete Bauwerk, das 1974 von der Deutschen Bahn an die Gemeinde Seevetal übergeben wurde, hat auf Deutsch gesagt von Beginn an einen Konstruktionsfehler, der nach damaligen Sicherheitsnormen jedoch kein Problem darstellte. Erst die 2011 verabschiedete Nachrechnungsrichtlinie für Brückenbauwerke hatte zur Folge, dass die Brücke bei der Sicherheitsprüfung durchfiel. Sie ist in diesem Sinne nicht marode, sie erfüllt nur nicht die heutigen Sicherheitskriterien, wie Bauamtsleiter Gerd Rexrodt darstellte.
Die Gemeinde dachte zunächst, sich mit der einspurigen Verkehrsführung über mehrere Jahre retten zu können, doch das ist nicht ausreichend, wie Gutachten belegen.
Da die Gemeinde im Zweifelsfall für Schäden rund um die Brücke haftet, haben die Seevetaler Politiker nach langer Beratung die Notbremse gezogen und die Entscheidung zur Vollsperrung getroffen.
Welche Umleitungsstrecken gibt es für Autofahrer?
Wer von Hörsten nach Maschen will, kann in westliche Richtung über den Rehmendamm, die Glüsinger Straße und die Seevetalstraße fahren. In östliche Richtung ist der Weg über die Straßen „Hinter der Bahn“ und „Uhlenhorst“ in Stelle möglich.
Und wo können Radfahrer und Fußgänger lang?
Sie können von Hörsten aus über den Moordamm am See im Großen Moor vorbei durch den Tunnel am Seevedeich weiter zum Pulvermühlenteich und von dort auf die Seevetalstraße. Eine weitaus kürzere Variante ist der Weg durch den sogenannten Rattentunnel an der Viehtrift in Hörsten, von dem aus man direkt an der Alten Bahnhofstraße in Maschen herauskommt. Dieser Weg ist aber nicht als öffentlicher Weg gewidmet und aufgrund des Hochwassers der Seeve nur bedingt verkehrssicher.
Wird der „Rattentunnel“ an der Viehtrift verkehrssicher gemacht, damit Fußgänger und Radfahrer ihn ganzjährig nutzen können?
Die Seevetaler Politik hat der Verwaltung einen entsprechenden Prüfauftrag erteilt. Das Problem ist zum einen die Höhe, die teilweise unter zwei Metern liegt. Es muss geprüft werden, ob die Betonfahrbahn abgesenkt werden kann. Um die Hochwassergefahr zu bannen, müsste eine Schutzwand zur Seeve hin errichtet werden.
Wann und ob das realisiert werden könne, sei fraglich, sagte Bauamtsleiter Rexrodt. Auch eine neue Klappgeländerbrücke in Richtung Meckelfeld ist in Arbeit.
Wird die Beförderung der Hörstener Schüler neu organisiert?
Der Landkreis Harburg hat einen angepassten Fahrplan erstellt.
Wie kommt die Bahn, die bisher die Rampen von der Decatur-Brücke für die Zufahrt zu ihrem Werksgelände genutzt hat, zukünftig auf ihr Gelände?
Für ihren Werksverkehr wird sie eine ebenerdige Verbindung von der Alten Bahnhofstraße aus schaffen. Dafür wird sie auch eine weitere Straße bauen. Dieser Weg ist nicht öffentlich.
Wann wird die Decatur-Brücke abgerissen?
Politisch gibt es dazu noch keinen Beschluss. Sie habe aber die Zusage der Bahn erhalten, dass sie in den Prozess mit einsteigen werde, sagte Martina Oertzen. Die Kosten werden bei der Gemeinde Seevetal verbleiben.
Wird es überhaupt einen Brückenneubau geben?
Auch dazu hat die Seevetaler Politik bisher noch keine Entscheidung getroffen.