Die Serie „Lokalrunde“ stellt die schönsten Ziele der Region vor. Alle Wanderungen, die unsere Mitarbeiterin Martina Berliner für Sie testet, enden an ihrem Ausgangspunkt – und mindestens ein Restaurant liegt auch am Wegesrand. Heute spazieren wir rund um Salzhausen
Salzhausen liegt zwischen den sanften Hügeln der Geest und der flachen Ebene der Marsch, umgeben von Wiesen und Feldern. Die Lage am Nordostrand der Lüneburger Heide ist und war von ökonomischer Bedeutung. Heute fördert die schöne Landschaft den Tourismus. Im Mittelalter sicherte die feuchte Luheniederung das Auskommen der Bevölkerung. Denn in der Aue konnten die Landwirte Rinder weiden lassen und Heu machen – anders als die Heidebauern auf der trockenen Geest. Auch die Lage an der Landstraße zur mächtigen Salzstadt Lüneburg hat zur frühzeitigen Entwicklung zum Gerichts-, Verwaltungs- und Amtssitz beigetragen.
Wir starten unsere Wanderung dort, wo die einstige Bedeutung Salzhausens am augenfälligsten ist: An der architektonisch ungewöhnlichen St. Johanniskirche, erbaut 1643. Auf der einen Seite ziert den romanischen Feldsteinbau ein fast 200 Jahre älterer massiver Rundturm, auf der anderen ein dekorativer Fachwerkgiebel. Drinnen sind ein Taufbecken von 1403 und ein Altar aus dem 17. Jahrhundert sowie Glasmalereien im Stil der klassischen Moderne zu sehen. Die Kirche ist außer montags täglich von 10 bis 12 und von 15 bis 17 Uhr zu besichtigen.
Rund 100 Stufen führen auf den hölzernen Aussichtsturm
Dieser Platz hatte schon im Mittelalter große Bedeutung, lange, bevor die heutige Kirche gebaut wurde. Hier tagte das sogenannte Gohgericht und fällte bis ins 16. Jahrhundert Urteile über Hexen und Ketzer, Mörder und Räuber. Einige der mit Reet gedeckten Höfe, die heute Am Lindenberg zu sehen sind, dürften schon damals gestanden haben.
Zwischen alten Katen hindurch treten wir an die Hauptstraße und treffen abrupt auf die Moderne. Hier rollt der Verkehr Richtung Lüneburg an Geschäften vorbei. Wir überqueren die Straße an der Ampel etwas weiter links und biegen Am Paaschberg ein. Bald führt eine Holztreppe in einen mit geschnitzten Holzskulpturen geschmückten Park. Wir folgen den gelben Wanderpfeilen zur knapp 70 Meter über dem Meeresspiegel aufragenden Bergkuppe – es wird der einzige nennenswerte Anstieg dieser Wanderung bleiben.
Rund 100 Stufen führten auf den hölzernen Aussichtsturm, der weiten Ausblick in alle Richtungen bietet. Infotafeln erklären, was zu sehen ist. In nordwestlicher Richtung liegt Salzhausen, im Südwesten sieht man die Eyendorfer Windmühle sowie die Hügel der Lüneburger Heide, gekrönt vom Egestorfer Fernmeldeturm. Im Nordosten erstreckt sich weite flache Marschlandschaft. Hier liegt Gut Schnede, einst die größte Forellenzucht Europas. Hinter dem Gutsgebäude kann man bei klarer Sicht die Türme Winsens sehen. Ganz nah, in der Talaue der Luhe, liegt das Reiterparadies Luhmühlen, das auch wir ansteuern werden.
Um den Paaschbergranken sich Legenden
Den Aussichtsturm im Rücken, wählen wir von den vielen Pfaden, die den Paaschberg hinunter führen, den breitesten schräg links. Am Fuß des Berges kommen wir an der Grundschule vorbei. Bei ihrem Bau wurde 1950 ein Leuchter ausgegraben, der Beigabe eines römischen Kriegergrabs sein soll. Der Fund begründet möglicherweise die Legende über die Entstehung des Paaschbergs. Der Sage nach soll ein römischer Feldherr Gott verflucht haben, worauf der Allmächtige einen Sandsturm heraufbeschwor, der den Lästerer mitsamt goldener Kutsche und sechs Pferden verschüttete.
An der Bushaltestelle „Grundschule“, wenden wir uns nach rechts (Süden) und folgen der Straße immer geradeaus. Zunächst führt der Weg durch 50er-Jahre-Bebauung. Nach dem Zweiten Weltkrieg bewältigte Salzhausen das Flüchtlingsproblem in beeindruckender Weise. Bei damals nur 1015 Einwohnern wurden 708 Vertriebene und 104 Flüchtlinge aus der sowjetischen Besatzungszone integriert. Durch eine modernere Siedlung weisen uns gelbe Wanderpfeile den Weg geradeaus bis zum freien Feld. Rechts liegt ein großer Spielplatz.
Nach 50 Metern auf dem Feldweg biegt der Trampelpfad nach links. Hier sehen wir das erste Mal die Hinweisschilder „Rund um Salzhausen“, die uns auch weiterhin den Weg weisen werden. Unter einer großen Eiche lädt eine Ruhebank zur Rast ein. Ein Stückchen weiter liegt an einer Wegbiegung ein flacherer Hügel mit Wäldchen. Auch um diese Erhebung rankt sich eine grausige Geschichte. Aber anders als jene um den Paaschberg ist die vom Gallaberg historisch belegt.
Hier auf der Anhöhe in Sichtweite der Landstraße wurden einst all jene Unglücklichen hingerichtet, die zwischen dem 13. Jahrhundert und 1570 auf dem Platz neben der Kirche verurteilt worden waren. Dass für die Richtstätte diese damals kahle exponierte Stelle gewählt wurde, war kein Zufall. Alle Passanten sollten das schreckliche Geschehen – das Köpfen, Hängen, aufs Rad Flechten, Verbrennen – und auch die Gefolterten und Gehenkten sehen.
Die Leichen wurden – oftmals mit dem Kopf unter dem Arm oder im Schoß, damit sie nicht womöglich noch nach ihrem Tod als „Wiedergänger“ ihr Unwesen treiben konnten – an Ort und Stelle verscharrt. Das belegen menschliche Skelette, die beim Sandabbau am Berg in den 1970er-Jahren in eben dieser Position gefunden wurden.
Nach einem kleinen Abstecher zum Gedenkstein, der heute auf dem Gallaberg an die Hingerichteten erinnert, kehren wir auf den Feldweg zurück und gehen den Rundweg-Schildern folgend weiter in Richtung auf ein Wäldchen, das in einer Senke liegt und zwischen hohen Bäumen Fischteiche beherbergt. Im weiten Linksbogen geht es durch Wald und Feld bis zur Landstraße.
Wir überqueren die Straße und erreichen kurz darauf Luhmühlen. Auch dort führen uns Schilder: Wir queren den Bäckerweg, biegen schräg links in den Mühlenweg und finden uns an der Alten Dorfstraße beim Ausbildungszentrum für Reiter wieder. „Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ ist über dem Portal der Gaststätte schräg gegenüber zu lesen. In der „Kalesche“ werden Kaffee und Kuchen sowie deftige Speisen serviert.
Vorbei an der Gaststätte geht es in den „Bruchweg“, vorbei an Stallungen, Reitplätzen und Weiden bis zum Reiterhof Rieckmann. Dort biegen wir links ab. Kurz darauf stehen am Wegesrand eine Bank und eine Infotafel zu heimischen Singvögeln. Wer an dieser Stelle geradeaus geht, kommt zum Freibad Salzhausen und über an der Hauptstraße entlang zurück zum Ausgangspunkt. Wegersparnis: Knapp zwei Kilometer.
Wir biegen rechts in die schmale Straße ab, die in weitem Bogen zum Ort zurück führt. Der landwirtschaftliche Weg führt durch Wiesen und Äcker. Immer wieder gibt es Sitzgelegenheiten und Informationen zu Flora und Fauna. Bei einem Bruchwald kommen wir auf die Schützenstraße. Kurz vor dem Ortseingangsschild Salzhausens biegen wir bei einer Tennishalle dem Wanderwegweiser folgend rechts ab. Der schmale Pfad führt uns an einer Grillhütte und an Teichen vorbei. Sobald die Gewässer rechts hinter uns liegen, verlassen wir den Wanderweg und wenden uns nach links. Erkennbar ist die Stelle an einer hölzernen Barriere quer über den Wanderweg. Nach etwa 50 Metern erreichen wir eine Straße, die links und rechts von weißen Neubauten gesäumt ist. Am Ende der kurzen Stichstraße folgen wir leicht links knickend dem Eichenkamp, passieren den Schützenplatz und stoßen wieder auf die Schützenstraße. Gleich links führt eine Einfahrt zum „Haus des Gastes“.
Hier gibt es eine öffentliche Toilette, wechselnde Ausstellungen und eine schöne Gartenanlage mit Teichterrasse, Liebeslaube, Kräuterspirale, Obst-und Bauerngarten. Wir spazieren rund um das denkmalgeschützte Gebäude und landen auf der anderen Seite des Anwesens in der Gasse „Im Winkel“, die allein wegen der wunderschönen alten Bauernhäuser sehenswert ist. Hausnummer 6, Hof Helpen, wurde im Jahr 1252 im Auftrag des Bischofs von Verden erbaut.
Schlauchturm ist schonvon Weitem zu sehen
Weiter geht es an der Winsener Straße, wo ebenfalls imposante Höfe stehen. Schon von Weitem ist der alte Schlauchturm des Spritzenhauses zu sehen. Gleich gegenüber befindet sich in einem 1902 erbauten, denkmalgeschützten Haus „Matina`s Café & so“. Wie der Name schon andeutet, gibt es hier nicht nur Kaffee und Kuchen, sondern auch von der Chefin selbst gekochte Marmeladen, Gelees und Konfitüren. Die Räume sind mit antiken Möbeln und altem Porzellan eingerichtet, einheimische Künstler stellen ihre Werke aus. Bei schönem Wetter kann man hinter dem Haus unter hohen Bäumen sitzen.
Einen Biergarten gibt es auch auf dem Josthof, einem der ältesten Anwesen Salzhausens unmittelbar neben der Kirche. Bereits im Mittelalter kamen die Bürger hier zusammen, um bei besonderen Gelegenheiten zu feiern. Das Schankrecht besteht aber „erst“ seit Ende des 17. Jahrhunderts. Der Josthof ist bei Feinschmeckern beliebt und weit über die Grenzen Salzhausens als Gourmettempel bekannt. Eine etwas bodenständigere und kostengünstigere Alternative bietet das Restaurant in Rüter‘s Hotel an der Hauptstraße.
Hinweis der Autorin: Salzhausens Waldbad hat kleinen und großen Wasserratten eine Menge zu bieten. Ein Kleinkindbecken mit zwei Wassertiefen und ein großes Kombibecken, unterteilt in Nichtschwimmer-, Schwimmer- und Sprungbereich mit Fünf-Meter-Turm. Ganz neu ist eine über den Beckenrand ragende Kletterwand. Am Kiosk gibt es Getränke und einen kleinen Imbiss.