Bei der großen Premiere von „Ich bin Harburg“ am 16. September steht die 19-jährige Sängerin als Rapperin auf der Rathausbühne.

Sie hat ein Trainingspensum wie eine Spitzensportlerin. Kann sich keine Erkältung, keine Heiserkeit erlauben. Ihre Stimme hütet sie wie einen Schatz. Weil sie das Fundament ist, auf dem sie ihr Lebenswerk aufbauen möchte. Irgendwann einmal möchte Celeste Maria-Victoria Lewis auf den großen Bühnen dieser Welt stehen und mit ihrer Stimme die Menschen berühren und begeistern.

Und weil das nur möglich sein wird, wenn sie besser ist als die anderen, trainiert sie hart. Acht Stunden täglich verbringt die 19-Jährige mit der Musik, macht Gesangsübungen und spielt Gitarre. Sie arbeitet diszipliniert wie ein Profi. Und hat vor keiner Herausforderung Angst. Klar, dass die Abiturientin sofort ihre Teilnahme beim Harburg-Song zugesagt hat, als Komponist und Chorleiter Peter Schuldt mit den Worten „Celste, ich brauche dich, weil du nicht nur singen, sondern auch rappen kannst“, auf sie zuging.

Drei Strophen hat die Kurz-, fünf Strophen die Langversion der Rap-Teils im Song „Ich bin Harburg“. Darin geht es um die Menschen, die Harburg prägen und bewegen, um das, worauf der Stadtteil stolz sein kann: den Channel, das Archäologische Museum, die Sammlung Falckenberg, die TUHH.

Die Anforderungen an die Sängerin sind hoch: Schnell muss sie den Text sprechen, dabei verständlich, rhythmisch, nicht zu laut, nicht zu leise, den richtigen Groove finden, damit es lässig klingt, aber nicht zu cool. Für Celeste ist das kein Problem. „Ich liebe die Schnelligkeit“, sagt sie, „und dass man im Rap viele Themen unterbringen kann.“

Lieber aber noch singt sie. Und das eigentlich schon immer, sagt sie. Seit elf Jahren nimmt sie Gesangsunterricht, gehört mit ihrer Altstimme zu den Auswahlensembles von „The Young ClassX“. Das Hamburger Musikprojekt führt Kinder und Jugendliche auf einzigartige und spielerische Weise genreübergreifend an Musik heran.

Jugendliche mit besonderer stimmlicher Begabung dürfen im Solistenensemble oder im Junior Ensemble mitsingen. Celeste darf beides. „Wir werden hier umfassend und speziell zu Themen der Bühnenpräsenz oder verschiedenen Gesangstechniken ausgebildet“, sagt sie. „Solisten bekommen zudem auch Einzelunterricht im Fach Stimmbildung.“

Über den Gesang hat sie auch ihren Freund, André Behrendt, kennengelernt. Er ist 16 und ebenfalls ein begnadeter Sänger. Die beiden ergänzen sich perfekt. „Ich unterrichte ihn im Gesang, er bringt mir das Gitarrespielen bei“, sagt sie.

Inzwischen treten die beiden auch gemeinsam unter dem Künstlernamen „Celeste Lewis und Andy B. Lewis“ in Clubs und bei Feiern auf. Auch bei der Studioproduktion des Songs „Ich bin Harburg“ waren sie als Paar dabei.

Im kommenden Jahr werden sie gemeinsam mit „The Young ClassX“im Januar die Elbphilharmonie eröffnen. Doch vorher sind andere Projekte dran. „Ganz oben steht derzeit der Harburg-Song“, sagt Celeste, die am 16. September bei der Premiere auf der Bühne rappen wird.

Trotz des Erfolgs aber bleibt die 19-Jährige auf dem Boden, will erstmal eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau machen, damit sie etwas Solides in der Tasche hat. Ihr Gehalt will sie sparen. Und wenn sie 21 ist, unbedingt in die USA reisen. Dort arbeitet ihr Vater bei der Army in Killeen. Zuletzt gesehen hat sie ihn vor 17 Jahren.

Damals war Celeste zwei. Er weiß nicht, wie begabt seine Tochter ist, hat nie einen Bühnenauftritt von ihr erlebt. Die junge Sängerin nimmt’s gelassen. Weil sie sich nicht an Dingen aufhängt, die sie nicht ändern kann. Sie weiß, dass es genug Menschen gibt, die hinter ihr stehen.

Und die Musik, die alles übertönt: „Wenn man auf der Bühne steht und tausende Menschen einem zujubeln, ist man so bewegt, dass man nicht eine Sekunde daran zweifelt, warum man so viel Zeit und Energie in die Musik steckt.“