Buxtehude. Bei der Entwicklung der Flächen und den Planungen an der Giselbertstraße ist die Meinung der Bürger von Anfang an gefragt.
Es ist das ehrgeizigste Bauvorhaben der kommenden Jahre: An der Giselbertstraße sollen spätestens 2019 bis zu 1000 Menschen ein neues Zuhause finden. Auf dem knapp zehn Hektar großen Gelände am westlichen Stadtrand könnten bis zu 300 Wohneinheiten gebaut werden.
Ob vornehmlich mit Einfamilienhäusern oder doch mehr mit Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern, das wird sich nach den Sommerferien, Ende August, zeigen. Bis dahin wird das Berliner Stadtplanungsbüro „die raumplaner“, gemeinsam mit dem Bremer Stadt-und Raumplanungsbüro BPW einen Bebauungsplan entwickeln.
Die Fläche liegt nördlich der Giselbertstraße und westlich des Königsdamms. Zu zwei Dritteln gehört die Fläche bereits der Stadt Buxtehude, das letzte Drittel ist Eigentum der Hausbau-Immobiliengesellschaft mbH mit Sitz in Nottensdorf. Beide Eigentümer werden die Fläche partnerschaftlich entwickeln.
Es soll ein buntes Quartier werden, mit einem Mix an Wohnformen – für Jung und Alt. Die Grundstücke sollten bezahlbar sein, um auch jungen Familien das Bauen zu ermöglichen. Ebenso könnten Baugruppen gegründet werden, so dass gemeinsam günstiger, stadtnaher Wohnraum entstehen kann. Und es soll eine „vertikale Durchmischung“ geben.
Das heißt: Bezahlbarerer Wohnraum und Sozialwohnungen sollen in den Mehrfamilienhäusern unter einem Dach geschaffen werden.
Geplant sind Räume und Freiflächen zur Begegnung und das Gebiet wird weitgehend autofrei sein. Außerdem ist ein nachhaltiges Energiekonzept angedacht. Hier lautet das Schlagwort „Klimaneutrales Quartier“.
Die Stadt will mehr Demokratie wagen – und setzt bei der Entwicklung dieses Wohngebiets auf Bürgerbeteiligung. Möglichst früh und eng sollten alle Interessierten in die Planung einbezogen werden. Dazu gab es in den vergangenen Monaten mehrere Arbeitsgruppen und Workshops, bei denen sich Schüler und Erwachsene als Stadtplaner betätigen und ihre Ideen für das Wohnen und Zusammenleben auf dem Gebiet entwickeln konnten.
Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt bezeichnete die Entwicklung des Baugebiets bei der ersten Veranstaltung mit Öffentlichkeitsbeteiligung als ein Leuchtturmprojekt. Stefanie Burgstaller vom Büro „die raumplaner“ aus Berlin machte aber auch deutlich, dass nicht alle Vorschläge der Bürger realisiert werden könnten. Leitlinien der Stadt, gesetzliche Vorgaben und auch die Wirtschaftlichkeit müssten natürlich bei der Planung eingehalten werden.
Viele konstruktive Ideen brachten die Buxtehuder ein. Die Mehrzahl der beteiligten Bürger wünscht sich eine durchmischte Bebauung mit großen und kleineren Gebäuden, die aber nicht mehr als vier Geschosse haben sollten. Auch Townhouses und Stadtvillen mit Tiefgaragen werden diskutiert.
Im Sinne des Mehrgenerationengedankens soll es möglich sein, Wohnraum zu wechseln, wenn sich die Ansprüche verändern. Wachsen und schrumpfen könnte durch flexible Wohnungsgrundrisse ermöglicht werden.
Ein komplettes Neubauquartier eröffnet die Möglichkeit konsequent energieeffizient zu planen. Über Solaranlagen auf den Dächern, die nicht nur Strom, sondern auch Warmwasser erzeugen, wäre hier einiges möglich.
So könnte für die Versorgung ein sogenanntes „smart grid“ entstehen, dass nicht nur Strom sinnvoll verteilt und einsetzt, sondern auch neue Nutzungsoptionen eröffnet, wie etwa Parkplätze mit Ladesäulen für Elektroautos. Außerdem könnten Fern- und Erdwärme genutzt werden.
Die meiste Uneinigkeit besteht bei der Erschließung des Geländes: Einige plädieren für eine Ringstraße, andere für zwei Stichstraßen. Wichtig ist allen, dass das Gebiet möglichst viel Naturerlebnis bietet, deshalb wünschen sich viele einen Grünstreifen, der sich durch das Gebiet ziehen soll. Ebenfalls gewünscht werden ein Park mit Spielplatz und viele Fuß- und Radwege. Ein Verkehrsgutachten wird nun die Gegebenheiten genau prüfen und dann eine Lösung vorschlagen.
Im August/September soll der Masterplan vorliegen, über den dann die Politik entscheidet. Noch 2017 könnte der Bebauungsplan durch den Rat beschlossen werden, anschließend beginnen dann die Erschließung und die Vermarktung.
Alle Infos und Dokumente zum Prozess gibt es im Internet unter der Adresse www.zukunft-giselbertstrasse.de