Harburg. Am 16. September startet “Ein Song für Harburg“ vor dem Rathaus. Und alle können mitsingen, zuhören und ihren Stadtteil feiern.

Stellen Sie sich das mal vor: Harburg, 16. September, 19.30 Uhr. Auf dem Platz vor dem Rathaus haben sich sämtliche Bürger des Stadtteils sowie unzählige Besucher aus dem Umland versammelt. Kinder, Erwachsene, Alte, Junge, Alteingesessene und Zugezogene. Es ist ein lauer Spätsommerabend. Wie gemacht für dieses Event, das strahlen soll bis in die letzten Winkel der Metropole. Zum einen durch die Lichter, die in dieser Nacht die Gebäude in der City und im Binnenhafen beleuchten.

Chorleiter und Komponist Peter Schuldt hat den Harburg-Song geschrieben
Chorleiter und Komponist Peter Schuldt hat den Harburg-Song geschrieben © HA | Hanna Kastendieck

Vor allem aber durch die Harburger selbst und das, was sie gemeinsam anstimmen. Rund um die Bühne vor dem Rathaus stehen ein Dutzend Chöre aus der Region. Die Musiker im Hintergrund beginnen zu spielen. Der Chorleiter auf der Bühne hebt die Hände. Und alle, Zuschauer und Sänger, hunderte, tausende Harburger singen gemeinsam ihre Hymne: den Song für Harburg! Ein Lied, das unter die Haut geht. Einen Song, der zeigt, warum wir gern hier leben und stolz auf diesen Stadtteil sind. Warum wir ihn lieben, obwohl wir manchmal mit ihm hadern.

In Harburg wimmelt es von kreativen Köpfen

So einen Song gibt es nicht? Dann ist es höchste Zeit, das zu ändern, haben sich die Abendblatt-Redakteure Anfang des Jahres gedacht. Und weil Harburger grundsätzlich nicht lang reden, sondern machen, weil es hier von kreativen Köpfen nur so wimmelt und die Wege oft unkonventionell sind – eben weil hier alles möglich ist, muss doch auch das machbar sein, dachten sie: ein eigener Song! Jetzt ist er fertig! Und alle Harburger, alle Chöre in Stadt und Land, jeder, der singen kann und mag, soll seine Stimme erheben und dabei sein bei der großen Premiere im September.

Höchste Konzentration: Über Kopfhörer läuft das Playback, zu dem die Sänger den Song singen. Vierstimmig und aus voller Kehle
Höchste Konzentration: Über Kopfhörer läuft das Playback, zu dem die Sänger den Song singen. Vierstimmig und aus voller Kehle © JOTO | JOTO

„Ich bin Harburg“ heißt der Titel aus der Feder von Komponist Peter Schuldt. Ein Lied, das unter die Haut geht. Weil es ehrlich ist, nicht nur Dur, sondern auch Moll. „So wie das Leben hier in Harburg“, sagt Peter Schuldt. Als der erfahrene Chorleiter des Harburger Jugendchors Gospeltrain und The Young ClassX von dem Projekt hörte, wusste er sofort: „Da bin ich dabei!“ „Das Projekt hat mir aus dem Herzen gesprochen“, sagt er.

Zum einen, weil er weiß, was für eine gute Energie entsteht, wenn Menschen zusammen singen. Zum anderen, weil Schuldt, der seit 1988 in Harburg unterrichtet, diesen Stadtteil und die Menschen darin mag, es aber kaum aushalten kann, dass die Harburger das, was sie haben, so wenig schätzen und ihr Licht ständig unter den Scheffel stellen. Und so war für ihn sofort klar: „Ich schreibe den Song und zeige den Menschen, wie cool Harburg eigentlich ist.“ Der Text stammt aus der Feder von Ansgar Böhme. Der Songwriter und Werbetexter hat in der Vergangenheit schon mehrfach erfolgreich mit Schuldt zusammengearbeitet, unter anderem den Jubiläumssong für Plan International, „Wenn Träume Geburtstag haben“, geschrieben.

Achtet darauf, dass wirklich jeder Ton sitzt: Produzent Chis Busek bei den Aufnahmen des Harburg-Songs im
Achtet darauf, dass wirklich jeder Ton sitzt: Produzent Chis Busek bei den Aufnahmen des Harburg-Songs im © JOTO | JOTO

„Ein Lied für einen Ort zu schreiben, ist eine fantastische Chance“, sagt Böhme. Wenn die Harburger den Song mögen, und das hoffe und glaube ich sehr, dann wird etwas von mir in Zukunft immer in Harburg sein.“ Nach ausführlichen Gesprächen mit den Initiatoren und waschechten Harburgern, nach eigenen Recherchen und ausgedehnten Spaziergängen und Fahrten durch Harburg entstand die Idee für einen Text, der Harburg erfasst, wie es wirklich ist. „Harburg ist ein eigener Planet, eine eigene Welt die unendlich viele Gegensätze vereint“, so Böhme

„Schönes und Hässliches, Historisches und Zukünftiges, Herz und Hirn, Unsicherheit und Selbstbewusstsein, Natur und Kultur.“ Alle diese Gegensätze finden sich im Harburg-Song sowohl in der Melodie als auch in Text und Rhythmus. Es gibt einen Prolog, einen Refrain, der selbstbewusst und stark ist, einen Rap-Part, der über die Menschen im Stadtteil erzählt und Strophen, die die Vielfalt und Buntheit Harburgs spiegeln.

„Gemischte Chöre, Kinderchöre, Männer- und Frauenchöre, für alle ist das Stück singbar“, sagt Peter Schuldt über diese kompositorische Herausforderung. „Jeder also kann und soll das Lied singen.“ Entweder mit Klavier- oder Gitarrenbegleitung, oder aber untermalt von einem ganzen Orchester.

Celeste Lewis übernimmt den Rap-Part im Song, der einmal in Kurz-, einmal in Langversion gesungen werden kann
Celeste Lewis übernimmt den Rap-Part im Song, der einmal in Kurz-, einmal in Langversion gesungen werden kann © HA | Hanna Kastendieck

Unterstützt wird das Projekt vom Citymanagement Harburg, dessen Chefin Melanie-Gitte Lansmann vom ersten Moment an von der Abendblatt-Idee begeistert war. „Ich habe sofort daran geglaubt, dass das eine tolle Chance ist eine Identifikation mit Harburg herzustellen. Singen schafft Gemeinsamkeit und eine tolle Atmosphäre.“ Die Citymanagerin, die sich als Supporterin für die Imageverbesserung Harburgs sieht, hofft, dass der Song viele begeistern und mit Stolz erfüllen wird.

Schon elf Chöre haben ihre Teilnahme fest zugesagt

Rund 5000 Euro kostet die gesamte Produktion des Songs, deren Finanzierung ohne den Harburger Unternehmer und Gospeltrain-Fan Arne Weber sowie den unentgeltlichen Einsatz von Komponist Peter Schuldt, so nicht möglich gewesen wäre. Schuldt wird in der Nacht der Lichter am 16. September die Chöre und Zuschauer dirigieren.

Das Wichtigste an der Idee des Stadtteil-Songs aber sind die Harburger selbst. Denn sie sollen mitmachen - und zwar: alle! Schulchöre und Musikschulen, Sportvereine und Seniorenclubs und natürlich diejenigen, die professionell singen: die Chöre. Elf von ihnen haben ihr Dabeisein bereits zugesagt. Sie werden das Publikum lauthals unterstützen, wenn der Song am 16. September um 19.30 Uhr auf und vor der Bühne vor dem Rathaus seine Premiere feiert.

Das Playback des Songs sowie Text und Noten werden für alle, die dabei sein wollen, im Internet unter www.abendblatt.de zum Ende der Sommerferien bereit gestellt. Das Hamburger Abendblatt als Ideengeber und Initiator wird in einer wöchentlich erscheinenden Serie über den Harburg-Song, seine Entwicklung und den laufenden Prozess, über die Menschen dahinter und die Chöre, die dabei sind, berichten.

„Mit dem Harburg-Song ist ein fantastisches Lied über unseren Stadtteil und die Menschen hier entstanden“, sagt Frank Ilse, Abendblatt-Redaktionsleiter für Harburg & Umland. „Ein Song, der alle berühren wird und mit ins Boot holt. Menschen, die im Chor singen genauso wie diejenigen, die morgens unter der Dusche ihr Liedchen trällern.“

Wie gut sich das Ganze anhört und anfühlt, haben die Sänger von Gospeltrain bereits am Wochenende bei den Aufnahmen im Studio Clouds Hill erleben dürfen. Hier standen schon Stars wie die Sportfreunde Stiller, Bela B., Lena Meyer-Landrut oder Tim Bensko vor den Mikrofonen. Acht Stunden dauerten die Aufnahmen mit Tontechnikerin Linda Gerdes und Produzent Chris Buseck.

Entstanden ist ein Song, der alle mitreißt und mit dem sich jeder in Harburg verbindet. Kurz- und Langversion samt Playback, Videoclip, Texte und Fotos vom Projekt werden jetzt auf DVD gepresst. Außerdem wird es T-Shirts mit dem Song-Logo und dem Schriftzug „Ich bin Harburg“ geben.

„Das Lied ist ein echter Ohrwurm und geht unter die Haut“, sagt TUHH-Studentin Carolin Kirschner, die die Aufnahmen im Studio gefilmt hat. Auch Sängerin Maite Morgan findet das Projekt klasse. „Weil es die Harburger zusammenbringt und sie dazu bewegt, endlich mal das Gute an ihrem Stadtteil zu benennen.“Komponist Peter Schuldt hofft, dass dieses Projekt Harburg aus dem Dornröschenschlaf reißen und den Menschen hier ein neues Gefühl für ihren Stadtteil geben wird. Sein Appell: „Wir sollten toleranter mit Harburg sein. Schließlich hat jeder Partner seine Macken. Wie heißt es doch: Bekehre nicht den anderen, ändere deine Sicht!“