Harburg . Parkplatznot in den Harburger Innenstadt-Wohngebieten nimmt ständig zu. Kostenlose Abstellmöglichkeiten gibt es nicht.

Maram Möller ist genervt: Gerade hat sie ihren kleinen Sohn von der Schule abgeholt – mit dem Auto. Der längste Teil der Rückfahrt ging für die Parkplatzsuche drauf. „Ich musste drei Runden durchs Viertel fahren und habe jetzt einen Parkplatz ein paar hundert Meter weit weg von der Haustür. Und damit habe ich noch Glück!“

So wie ihr geht es vielen Menschen in den Wohngebieten nahe der Harburger Innenstadt. Vor ihren Haustüren herrscht Parkplatznot – und das längst nicht nur wegen der Autos der anderen Anwohner: „Die beste Chance, hier einen Parkplatz zu finden, ist gegen 17 Uhr, sagt Maram Möller. Dann sind die Pendler weg und meine Nachbarn noch auf dem Heimweg von der Arbeit.“

Die meisten Parkplätzesind gebührenpflichtig

Als Bewohnerin des Marien-Quartiers hat Maram Möller da noch Glück im Unglück: Bei ihr gibt es Parkplätze. Wohnt man beispielsweise am Wallgraben oder den angrenzenden Straßen, ist über die Hälfte der Parkplätze gebührenpflichtig.

Der Parkdruck auf die Wohngebiete rund um die Harburger Innenstadt wächst kontinuierlich: Zuerst merkten die Anwohner die Einführung der Gebührenpflicht im Park-and-Ride-Haus Harburg vor zwei Jahren. Deutlich mehr „auswärtige“ Autos, so die Beobachtung im Viertel, suchten sich nun morgens Plätze in der Nähe der S-Bahnstation Harburg Rathaus.

Als nächstes kam die Offensive der Stadt Hamburg gegen Falschparker in der Innenstadt: Noch bevor der Landesbetrieb Verkehr, Abteilung Parkraummanagement, im April für Harburg eine ganze Handvoll Strafzettelaussteller einstellte, waren die Fußstreifenpolizisten Harburgs verstärkt mit dem Knöllchenblock unterwegs. Seit April haben sich nun auch die Bußgelder empfindlich erhöht. Jetzt fallen in der Innenstadt auch noch die gut 30 Plätze der ehemaligen Bezirksamtsparkfläche an der Julius-Ludowieg-Straße weg. Hier entsteht ab August ein Wohnhaus.

Der verfügbare Parkraum in der Innenstadt wird immer weniger. Zwischen Neue Straße, Knoopstraße, Moorstraße und Buxtehuder Straße können nicht einmal mehr 100 Autos mal eben am Straßenrand parken. „Wir bewirtschaften in diesem Bereich 85 Parkplätze“, sagt Uwe Thillmann, Sprecher des Landesbetriebs Verkehr.

Unbewirtschaftete – also kostenlose – Parkplätze gibt es in diesem Bereich gar keine. Und auch die 85 werden sich noch weiter reduzieren, wenn der Harburger Wochenmarkt umgebaut wird. Dann fallen die Stellplätze an der Ostseite des Markts weg. Da sich darunter auch Behindertenparkplätze und eine E-Mobil-Ladestation befinden, werden diese wohl innerhalb des verbleibenden Parkplatzbestandes neu gebaut. Im Regionalausschuss Harburg hatte Bezirks-Tiefbau-Chef Gerrald Boekhoff sogar angekündigt, das Nachmittagsparken auf dem Sand würde nach dem Umbau entfallen. Was das angeht, rudert das Bezirksamt zurück. „Das entsprach Herrn Boekhoffs persönlichen Vorstellungen“, sagt Bezirkspressesprecherin Bettina Maak.

Was die Parkraumknappheit angeht, verweist das Bezirksamt gerne auf die Parkhäuser in und um die Harburger Innenstadt. Von Phoenix-Center bis Karstadt gibt es rund 4000 Plätze. Die durchschnittliche Auslastungsquote liegt laut Bezirksamt bei 60 Prozent. Das heißt, dass die meisten Innenstadtparker ein Parkhaus benutzen. Für Kunden der angrenzenden Einkaufszentren ist das für einen schnellen Shopping-Stop oft auch noch relativ günstig, manchmal sogar kostenlos. Kunden des Wochenmarktes oder der kleinen Geschäfte rund ums Rathaus allerdings scheuen bereits die Wege in die nächstgelegenen Parkhäuser.

In den Wohngebieten sind es nicht die Einkaufsbummler, die die Straßen zuparken. Es sind Autofahrer, die in der Harburger Innenstadt arbeiten. Sie scheuen die Kosten der Parkhäuser. Dabei sind diese oft gar nicht so hoch, wie befürchtet: In den Parkhäusern Küchgarten, Krummholzberg und Harburg-Arcaden kann man Dauerplätze mieten. Die Monatsmieten gehen von 42,50 (Küchgarten und Krummholzberg, montags bis freitags) bis zu 59 Euro (Arcaden).

Anwohner sollen sich in den Parkhäusern einmieten

Der Vorteil an der Dauerkarte: Man kommt auch nachts noch an sein Auto. In den anderen Parkhäusern ist dies entweder ein teurer Spaß oder gar nicht erst möglich. Einzige Ausnahme: Das Parkhaus im Harburg-Carrée, das geöffnet hat, bis der letzte Film im Cinemaxx gelaufen ist.

Um die Arbeitspendler in die Parkhäuser zu bringen, herrscht schon seit langem auch in einigen zentrumsnahen Wohngebietsstraßen tagsüber Parkscheinpflicht. Das trifft allerdings auch die Anwohner. „Ich bin Schichtarbeiter“, ärgert sich Drucker Jürgen Langbehn vor seiner gemieteten Garage am Wallgraben, „und deshalb oft tagsüber zu Hause. Zum Glück konnte ich diese Garage mieten, aber in Ordnung ist das nicht.“

Maram Möller muss noch einkaufen. Damit steht ihr, wenn sie zurückkommt, die nächste Parksuch-Odyssee bevor – es sei denn, sie kommt gegen
17 Uhr. Da kann man Glück haben.