Die Serie „Lokalrunde“ stellt die schönsten Ziele der Region vor. Alle Wanderungen enden an ihrem Ausgangspunkt und ein Café liegt am Wegesrand.

Die Gemeinde Jesteburg liegt am Rande des Seevetals zwischen saftig grüner Flussaue und sandigem Geesthang. Entsprechend abwechslungsreich gestaltet sich unsere Wanderung. Die Route führt durch Wald und Wiesen, stille Siedlungen, vorbei an Heideflächen und Äckern, an uralten Eichen und historischen Fachwerkhäusern.

Start- und Endpunkt ist der Lohof, ein ziegelgedecktes altes Bauerngehöft, vor dem zottige Rinder weiden. Das kurz vor Jesteburg an der L 213 gelegene Gehöft hat einen großen Parkplatz. Hier beginnt und endet ein 3,2 Kilometer langer Märchenwanderweg. Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, kann sich auf diese, durch Wegweiser markierte kurze Rundtour beschränken, in deren Verlauf 15 Stationen eine Geschichte von Elfen, Kobolden und Zwergen erzählt.

Nur ein Straßenname erinnert noch an die alte Ziegelei

Wir verlassen den Märchenweg kurz hinter Station 4, wo ein geschnitzter Riesenfrosch im Gehölz hockt und ein bizarr geformter Baumstamm zum Balancieren animiert. An der folgenden Gabelung halten wir uns links, passieren das versteckt liegende Domizil eines Waldkindergartens und stoßen kurz darauf auf eine schmale Asphaltstraße. Wir queren die Straße und folgen der Sackgasse „Am Wald“.

Das Jesteburger Dorfzentrum mit seinen Bäumen und Fachwerkhäusern lädt zur Rast ein
Das Jesteburger Dorfzentrum mit seinen Bäumen und Fachwerkhäusern lädt zur Rast ein © HA | Martina Berliner

Auch wenn es nicht den Anschein hat: Für Fußgänger geht es hier weiter. Hinter dem Carport des letzten Hauses gibt es einen schmalen Pfad, der zwischen den Grundstücken hindurch zur nächsten gepflasterten Gasse führt. An deren Ende folgen wir dem „Talweg“ bergab und queren dabei den Itzenbüttler Heuweg. Wer hier rechts abbiegt, verkürzt die Runde auf 6,6 Kilometer. (*hier weiterlesen)

Wer dem Talweg weiter folgt, kommt an einem von einem Bächlein durchquerten Feuchtgebiet vorbei und gelangt zum Kleckerwaldweg. Links geht es weiter bergab bis zur L 213, der Harburger Straße, die an dieser Stelle von der Brücke einer Güterbahn gequert wird.

Der Bau der Strecke Wittenberge-Buchholz hatte Jesteburg mit der Anbindung ans Schienennetz wirtschaftlichen Aufschwung gebracht. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine Ziegelei gegründet, die Backsteine, Dachpfannen und Drainröhren in die Region und bis nach Hamburg lieferte. Unter anderem wurden sie für den Bau des Chilehauses verwendet.

Eine Kipplore erinnert an die alte Ziegelei am Seeveufer
Eine Kipplore erinnert an die alte Ziegelei am Seeveufer © HA | Martina Berliner

Heute erinnert nur noch der Straßenname gleich neben dem Bahndamm an den Betrieb. Wir folgen dem Ziegeleiweg bis zum Seeveufer, wo ein großer Spielplatz liegt. Kinder haben auch Spaß an der alten Kipplore, die daran erinnert, wie einst Lehm und Ton von der Grube jenseits des Flusses zum Ziegelwerk transportiert wurden.

Wir lassen die Brücke links liegen und folgen der Seeve stromauf, bis der Weg sich vom Ufer löst und den Hang hinauf direkt ins Herz Jesteburgs führt, zum Dorfbrunnen und einem alten Fachwerkspeicher. Der Kiosk darin ist allerdings sonnabends nur bis 14 Uhr und sonntags gar nicht geöffnet. Tagsüber immer zugänglich ist jedoch die öffentliche Toilette auf der Rückseite.

Nur wenige hundert Meter nördlich ragt, von hier aus sichtbar, der frei stehende hölzerne Kirchturm aus dem 18. Jahrhundert. Architektur-Interessierte werden die daneben liegende klassizistische St. Martinskirche von 1841/42 mögen. Unser Weg führt auf der gegenüber liegenden Straßenseite zwischen reetgedeckten Bauernhäusern entlang, die heute Bücherei, Heimathaus und Verwaltung beherbergen.

Wir lassen die Schule Sandbarg rechts liegen und biegen etwa 50 Meter jenseits der Bahnbrücke schräg rechts in einen ansteigenden Pfad ein, der an einem pittoresken Heidegrundstück vorbei führt. Am Ende des Bickbeerwegs, einer ruhigen Wohnstraße, beginnt ein Waldweg, der gegenüber dem Campingplatz auf eine Asphaltstraße mündet. Wir marschieren geradeaus durch „Schopswasch“ und biegen links in den Itzenbüttler Heuweg ein.

(* Fortsetzung der verkürzten Runde) Die ruhige Straße führt an Wiesen und Heideflächen sowie an der Waldklinik vorbei. Wo heute Patienten von neurologischen und orthopädischen Erkrankungen und Verletzungen genesen, erholten sich früher Lungenkranke. Bis heute ist die Reha-Klinik unter ihrem traditionellen Namen „Rüsselkäfer“ bekannt. Die Bezeichnung geht auf eine Waldschädlingsplage zurück, die den Staatsforst Kleckerwald einst heimsuchte.

Nach einem kurzen Anstieg kommt Itzenbüttel in Sicht. Die Ortsnamenendung -büttel stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet etwa Haus und Hof. „Hof und Gut“ heißt eines der schönsten Anwesen des 250-Seelen-Dorfes. Die sanierte und modernisierte historische Hofstelle bringt ökologische Landwirtschaft, Gastronomie, Gästezimmer, Reitbetrieb, generationenübergreifendes Wohnen sowie Kunst und Kultur unter ein Dach.

Ein Stück weiter weist ein Schild zum Hotel Landhaus „Grüner Jäger“, das außerhalb des Ortes am Rande des Kleckerwalds liegt. Wir tauchen in den Schatten der hohen Buchen ein. Schnurgerade führt der Weg immer tiefer in den Wald.

An einer großen Kreuzung folgen dem Wegweiser geradeaus Richtung Bendestorf. Bald taucht linker Hand ein Sportplatz auf, unerwartet mitten im Wald. Hier biegen wir rechts in einen mit einer Schranke für Fahrzeuge und Pferde gesperrten Pfad ein, der bergab führt.

Kurz darauf signalisieren an Bäumen aufgehängte Klanghölzer, dass wir uns wieder auf dem Märchen-Rundweg befinden. Die Beschilderung führt uns an Fischteichen vorbei zurück zum Lohhof. Hier sind etliche mannshohe Figuren von Kettensägen-Künstler Michael Knüdel zu bestaunen. Das Hofcafé im romantischen Kornspeicher aus dem 18. Jahrhundert lädt zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen ein.

Hinweis der Autorin: Fans von Antiquitäten sollten in „Sammanns Hus“ an der Harburger Straße 26 in Jesteburg vorbei schauen. Im Angebot sind Werke renommierter Künstler, eine große Auswahl an Porzellangeschirr und -Figuren, Gläser, Schmuck, Silberexponate, Stand- und Wanduhren, antike Haushaltsgeräte, Möbel aus den verschiedensten Epochen und vieles mehr. Das Stöber-Paradies hat außer mittwochs täglich geöffnet.

Die Strecke

Landschaft: Wald, Flussaue
Länge: 10 Kilometer
Gelände:
hügelig
Wegbeschaffenheit:
Sandwege, Pflaster
Start/Endpunkt:
Parkplatz
Lohof, Lohof 1, Jesteburg
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Buslinie 4148 ab Bahnhof Harburg, Haltestelle Lohof, ab 15. Juli bis in den Oktober hält hier der Heideshuttle

Einkehrtipps

Hofcafé Lohof
Donnerstag bis Sonnabend ab 13 Uhr, Sonntag ab 11.30 Uhr, Telefonnummer: 04183/774 89 75

Hof und Gut Itzenbüttel
Itzenbütteler Sod 15, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag ab 17. Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen ab 12 Uhr, Telefonnummer: 04181/21 70 70