Hittfeld. CDU Hittfeld will das Neubaugebiet „Nördlich Göhlenbach“ erweitern und erntet damit heftige Proteste.
Die fast 500 Leute auf der Warteliste für das geplante Wohngebiet „Nördlich Göhlenbach“ in Hittfeld müssen sich womöglich noch etwas länger gedulden. Nachdem es in den vergangenen Monaten so aussah, als sei die Planung nach einer gefühlten Ewigkeit endlich auf der Zielgeraden angekommen, macht die CDU jetzt ein ganz neues Fass auf. Ihr Vorschlag: Auf einer zusätzlichen Fläche im Norden des Gebiets, in Richtung der Straße „Am Küstergarten“ soll eine Wohn- und Pflegeeinrichtung für Senioren entstehen.
Der Fraktionsvorsitzende Walter Schulz begründet den Vorstoß damit, dass Hittfeld auf diese Weise endlich die dringend benötigte Seniorenanlage erhalten könne. Die Gemeinde wird von Anfragen nahezu überschwemmt, steht aber vor dem Problem, den Bedarf nach geeignetem Wohnraum für Ältere gerade in Hittfeld nicht decken zu können.
Zudem verweist Schulz auf einen finanziellen Vorteil für die Gemeinde, die sowohl im Besitz der derzeitig vorgesehenen Grundstücksflächen als auch der potenziellen Erweiterungsfläche ist. Der Anteil der tatsächlichen Wohnbaufläche an dem Gebiet liege derzeit bei nur etwas mehr als 40 Prozent, so der Fraktionsvorsitzende. Den Großteil machten Grünzüge, Parkplätze, Straßen und Abstandsflächen zur Hittfelder Landstraße aus. „Nur was veräußerbar ist, bringt aber Einnahmen.“
Schulz verweist auf durchschnittliche Baugebiete, auf denen der Anteil der genutzten Flächen bei 60 bis 70 Prozent liegt. Er ist deshalb der Ansicht, dass die Gemeinde die Möglichkeit verschenkt, weitere Einnahmen zu generieren, wenn sie das Gebiet nicht ausweitet. Ansonsten würde die CDU sogar die „Sinnhaftigkeit des Bebau-ungsplans“ infrage stellen.
Die weitere Planung soll deshalb angehalten werden, um den Vorschlag in Ruhe prüfen zu können. Die dadurch entstehenden zeitlichen Verzögerungen stuft Schulz als nicht erheblich ein. „Es hat schon so lange gedauert, da kommt es auf die paar Monate mehr nicht an.“
Die SPD sieht gerade diesen Punkt völlig anders. „Wir müssen endlich loslegen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Klaus-Dieter Kirchhoff. Er befürchtet, dass die Gemeinde durch immer weitere Verzögerungen viele Interessenten für das Baugebiet verliert. Das Seniorenheim an sich stellt er nicht infrage, wohl aber die Vorgehensweise.
Wolle man eine solche Einrichtung dort unbedingt realisieren, könne man auch zu einem späteren Zeitpunkt einen separaten Bebauungsplan für die Fläche aufstellen, so Kirchhoff. Grundsätzlich wirft er zudem die Frage auf, ob dort, in Richtung „Am Küstergarten“, überhaupt der passende Standort für eine solche Einrichtung sei.
Die Freien Wähler würden darauf sicherlich mit einem klaren „Nein“ antworten. „Was die CDU vorschlägt, ist ein Dammbruch in Richtung Norden“, sagt Fraktionsvorsitzender Willy Klingenberg. „Das wollen wir nicht.“ Die Freien Wähler würden sich für eine behutsame Erschließung einsetzen, um großflächige Neubaugebiete, wie sie anderswo entstehen, zu verhindern.
Ihr Vorschlag sieht deshalb so aus, dass eine Seniorenanlage auf dem südlichen Teilstück der derzeit geplanten Fläche entstehen könnte, also in der Nähe der Straße „Am Göhlenbach“. Dann bliebe immer noch genügend Platz für die dort vorgesehenen Mehrfamilienhäuser. Es wäre sozusagen eine Änderung im Bestand. Der nördliche Teil des insgesamt rund 120 Wohneinheiten umfassenden Baugebiets bliebe davon unberührt. Dort sollen Einfamilienhäuser entstehen.
Diesem Vorschlag schließen sich Bündnis 90/Die Grünen an. „Generell sehen wir die Notwendigkeit für ein Seniorenheim“, sagt der Fraktionsvorsitzende Kay Kelterer. Das solle aber auf der bestehenden Fläche geplant werden. Sie sei groß genug und deshalb sei es gar nicht nötig, über eine Erweiterungsfläche nachzudenken.
Für die CDU dürfte es bei dieser Stimmungslage schwierig werden, ihren Vorstoß umzusetzen. Dennoch bleibt die Frage nach einem geeigneten Standort für eine Wohn- und Pflegeeinrichtung für Senioren. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Politik die Diskussion um ein Seniorentherapiezentrum an der Hittfelder Landstraße, gegenüber des Jeansgeschäfts Waba, beendet. Die Größe der Einrichtung war als zu überdimensioniert und der Standort als zu abgelegen empfunden worden. Daraufhin hatte die CDU/FDP-Gruppe im Seevetaler Gemeinderat Anfang des Jahres in einem Antrag unter anderem formuliert, dass nach zentrumsnahen Standorten mit ausreichender Größe gesucht werden soll.